Bottrop. Auf den Bergbauflächen im Bottroper Süden und im Essener Norden soll ein neues Quartier entstehen. Ein Besuch vor Ort.
Es hatte etwas von einem Klassenausflug, als sich gut 50 Planungspolitiker und Mitarbeiter der Planungsämter aus Bottrop und Essen mit dem Bus auf den Weg machten. Auch da wurde geflachst, gelacht und getuschelt – ganz wie früher in der Schule.
Doch diese Tour war dann doch keine Vergnügungsfahrt. Im Hintergrund stand die Frage nach Gewerbeflächen, konkret bezogen auf die riesigen Bergbauflächen im Bottroper Süden und Essener Norden. Hier planen die beiden Städte gemeinsam mit der RAG Montan Immobilien (RMI) für die Zeit nach dem Bergbau. Politiker beider Städte ließen sich vor Ort auf den Stand bringen, wie es denn auf den konkreten Flächen aussieht.
150 Hektar für Gewerbe
Ende 2018 endet die Steinkohlenförderung in Bottrop, nach und nach werden dann auch die Flächen frei. Gemeinsam planen die Städte Bottrop, Essen und RMI deshalb ein riesiges neues Gebiet entlang der Stadtgrenze. 1700 Hektar umfasst es insgesamt, 150 davon sind auf beiden Seiten der Grenze für Gewerbe und Industrie vorgesehen. Bei der Tour ging es diesmal um die Flächen auf dem Bottroper Stadtgebiet.
Entwicklung mit Rücksicht auf Wohngebiete
Auf dem Prosper-II-Gelände an Knappen- und Prosperstraße erläuterte der Technische Beigeordnete Klaus Müller, dass diese Flächen weiterhin gewerblich genutzt werden sollen. „Wir wollen hier aber eine Entwicklung, die vereinbar ist mit der angrenzenden Wohnbebauung.“ Die Zufahrt dahin ist über die Prosperstraße geplant. Denkbar sei auch, dass die Nutzung in Richtung Freizeit gehe. Mit Alpincenter und Grusellabyrinth gibt es dort ja entsprechende Anknüpfungsmöglichkeiten.
Über die neue Straße auf dem Gebiet sollen künftig auch die Gewerbegebiete Knippenburg und Kruppwald angefahren werden. Das entlaste die Anwohner in der Welheimer Mark und an der Knappenstraße, so Müller. Bis es so weit ist, dauere es aber noch, sagt Gernot Pahlen, der Projektmanager bei RMI. Das Unternehmen übernimmt Anfang 2019 die Fläche, dann beginnt das so genannte Abbaubetriebsplanverfahren. Da ist genau vorgeschrieben, wie solche Flächen aufbereitet werden müssen, überwacht von der Bergaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg. Regulär dauere so ein Verfahren sechs Jahre, so Pahlen.
Seit 25 Jahren im Angebot
Einfacher ginge es beim zweiten Stopp der Truppe in der Welheimer Mark. Dort geht es um die Fläche der ehemaligen Kohle-Öl-Anlage. Seit gut 25 Jahren versuche RMI schon, diese Fläche zu vermarkten. Bisher sei alles gescheitert, sagt Pahlen. Denn es fehlt die verkehrliche Anbindung. Schwerlastverkehr habe kaum eine Chance, sie Fläche zu erreichen. Das zeige noch einmal, wie wichtig das Projekt Freiheit Emscher mit seinen neuen Straßen- und Wegeverbindungen sei, sagt Müller.
Pahlen: „Kurzfristig können wir hier nur Betriebe ansiedeln, die nur wenig Verkehr erzeugen und auch nicht auf Nachtverkehr angewiesen sind. Gelöst werde das Problem mit dem Bau der A 52, sagt Müller. In dem Zusammenhang solle eine neue Bahnunterführung entstehen. Mit Straßen NRW verhandele die Stadt bereits über eine Modifizierung der Pläne in dem Bereich.
Bleibt die Fläche Sturmshof, direkt am Kanal gelegen. Der Idee, hier Wohnen zu ermöglichen, erteilen Müller und sein Essener Kollege Hans-Jürgen Best eine Absage. Ihr Rat: Hier im Herzstück der Freiheit Emscher solle ebenfalls Gewerbe seinen Platz finden mit attraktiven Arbeitsplätzen am Wasser. Doch auch hier ist zunächst ein formales Verfahren zum Ende des Bergbaus nötig. Da aber hier nur Kohle lagerte, sei es denkbar, dass es hier schneller gehe, macht Pahlen den Planungspolitikern der beiden Städte Hoffnung.
Wohnen am Wasser in Welheimer Mark und Ebel
Bleibt das Thema Wohnen am Wasser. Dafür habe man in Bottrop Flächen in der Welheimer Mark an der dann renaturierten Emscher vorgesehen und in Ebel am Kanal. Diese Fläche werde allerdings im Moment noch in Teilen gewerblich genutzt, so Müller. „Sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein, wollen wir den Fuß in der Tür haben.“