Bottrop. . Die agilen Jazzer brachten einige hübsche Perlen aus dem großen amerikanischen Songbook.

Eigentlich glaubte man ja, dass die Frage, ob Jazz auch in die Kirche gehöre, seit mindestens 50 Jahren obsolet sei. Schließlich ist die Zahl so genannter Jazz-Messen längst Legion, von Duke Ellingtons „Sacred Concerts“ ganz zu schweigen. Ursula Kirchhoff, die Leiterin des Propsteichors St. Cyriakus, begründete dennoch amüsant das Doppelkonzerts mit dem „Ean Gidman Jazz-Quartett“ als jazzigen Lobpreis Gottes.

Die agilen Jazzer brachten in der Propsteikirche einige hübsche Perlen des Great American Songbooks, deren Titel erkennbar auf den religiösen Kontext zielten. „The Preacher“ von Horace Sliver etwa, wo Rolf von Ameln sein Keyboard zu Ean Gidmans geschmeidigem Tenorsax genüsslich boppend als Piano erklingen ließ. Um es gleich darauf beim „Go, tell it on the mountain“ als packendes Hammond-Imitat fauchen zu lassen.

Delikate Arrangements

Ursula Kirchhoff deutete den Michel Legrand-Titel „The Windmills of Your Mind“ phantasievoll. Dem delikaten Arrangement des Tastenmanns Thomas Crown verliehen die vier Jazzer einen fein swingenden Ausdruck. Wie auch dem alten Musical-Heuler „Somewhere Over the Rainbow“, dem man durchaus eine gewisse Gottessehnsucht attestieren darf. Bei ihrem zweiten Set schwelgten sie dagegen in sommerlichen Gefilden, wobei Sonny Rollins’ Calypso-seliges „St. Thomas“ den stärksten Eindruck hinterließ.

Als Kontrast zum Jazz entfaltete der Propsteichor St. Cyriakus stimmliche Strahlkraft. „Auf, Seele, Gott zu loben“ jubelte man in barockem Überschwang, verkündete mitreißend soulig „Good News“, um dann mit Unterstützung von Rolf von Ameln und Drummer Uli Schmidt aus der aktuellen katholischen Hit-Parade das leider allzu wenig rhythmisierte „Bewahre uns Gott“ zu präsentieren. Alles beeindruckend sicher gesungen in schöner Geschlossenheit, wobei die leichte Überpräsenz des Soprans zwar auffiel, aber nicht weiter störte.

Was sich auch im zweiten Chor-Block fortsetzte, der sich abendlichen Themen von Romantik bis Moderne widmete und mit Matthias Claudius’ „Der Mond ist aufgegangen“ anrührend endete. Großer Jubel, den zunächst die Jazzer mit „What a wonderful world“ belohnten, bevor sie gemeinsam mit dem Chor ihr anregendes Konzert ausklingen ließen.