Es gab in der Musikgeschichte immer Frauen, die komponierten. Doch in der Gesamtbilanz nehmen sie eher einen bescheidenen Platz ein. Ein eigenes, selbstständiges Arbeitsleben, zum Beispiel als Komponistin, war die Ausnahme. Doch es gab Frauen, die auch heute noch musikalisch etwas zu sagen haben.

Diesen historischen Spuren bis zur Gegenwart ging Kantorin Ursula Kirchhoff in einem modellhaften Konzert in der gut besuchten Kirche St. Cyriakus nach. Das Programm und die damit verbundenen Leistungen von Solisten, Chören und Orchester beeindruckten. Eine 1000jährige Musikgeschichte wurde in Zitaten aufgeblättert.

Von Hildegard von Bingen, der klugen und musikalisch kompetenten Nonne und Philosophin (ein Gesang aus dem 12. Jahrhundert), bis zur US-Musikerin Leila N. Morris (ein romantisch-volksliedhafter Hymnus „Nearer, still nearer“ um die Jahrhundertwende 1900), von Marianna Martines aus dem 18. Jahrhundert erklang die Kantate „Laudate pueri Domino, 18. Jahrhundert, bis Fanny Hensel, der Schwester von Felix Mendelssohn, mit einem Lobgesang“, der erst 1997 wieder veröffentlicht wurde. Anna di Venezia Bon steuerte eine Flötensonate g-moll, entstanden um 1750 bei. Von der Französin Cecile Chaminade stammte mit einem spätromantischen Flöten-Concertino ein echter Hör-Hit, von der Ravel-Schülerin Lili Boulanger ein Solo-Sopran „Pie Jesu“ oder von der 2006 verstorbenen Musikprofessorin Ruth Schönthal virtuose Flöten-Variationen. Sämtlich Werke, die eine Ausgrabung lohnen, aber auch große Anforderungen an die Projektsänger und den Kirchenchor stellten.

Die Beiträge der jungen Querflöten-Solistin Zlata Velinova waren wie die von Dominik Gerhard an Orgel und Klavier mehr als nur zuverlässig. Mit ruhig geführtem, höhensicherem Sopran steuerte Gudrun Tollweth-Chudaska zum Gelingen des Konzertes bei. Mitglieder der Bochumer Symphoniker „grundierten“ mit Anspruch das programmatische Geschehen, für das es zum Schluss starken Beifall gab.

Ausgrabungen, die sich lohnen

Fazit: Ein Hohelied auf fast schon wieder vergessene Komponistinnen und deren Werke. Die monatelangen Proben zahlten sich für Ursula Kirchhoff, die zunächst eine paar biografische Anmerkungen vortrug und die Qualität aller Werke hervorhob, und alle Mitwirkenden aus.