Den Rettern fehlt der Zugriff auf leere Häuser- oder Firmenkomplexe, in denen sie zu Trainingszwecken auch mal Feuer legen und löschen dürfen.
Weil der Brandschutz immer besser wird, fehlt den Feuerwehrleuten zunehmend Praxiserfahrung. Deshalb fordern die NRW-Regierungsparteien CDU und FDP, das Land möge mehr dezentrale Übungsgelände bereitstellen. CDU-Kreisvorsitzende Anette Bunse spekuliert, „ob sich hier vielleicht sogar Möglichkeiten für den Standort Bottrop ergeben“.
Dass die Feuerwehr ein Opfer ihres eigenen Erfolges beim Brandschutz wird, ist der überspitzte Schluss aus dem Abschlussbericht „Feuerwehrensache“, der 2017 vorgestellt wurde und vor allem die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren sichern sollte. Die Fraktionen von CDU und FDP formulieren es in ihrem Antrag so: „Durch eine geringere Anzahl an Brandeinsätzen sinkt die Praxiserfahrung der Feuerwehrangehörigen. Denn jeder Brand ist gleichzeitig auch eine Chance, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, Erlerntes anzuwenden und einzusetzen.“
Brandsimulation an der Kokerei
Beobachtung und Schlussfolgerung sind richtig, sagt Feuerwehrchef Kim Heimann. Eine Übung pro Jahr beim Institut der Feuerwehr in Münster-Handorf reiche nicht aus. Doch die Feuerwehr Bottrop sah sich in Sachen Übungsgelände bisher besser aufgestellt als in anderen Städten.
Sie hat erstens Zugriff auf die „Realbrand-Ausbildungsanlage“ auf dem Gelände der Kokerei. In dem Übersee-Container auf der Anlage können Ausbilder Brandsituationen simulieren und den angehenden Brandmeistern im Wortsinn hautnah Erfahrungen am Feuer vermitteln. Feuerwehrsprecher Michael Duckheim: „Dort können wir den Kollegen zeigen, was eine Lücke in der Schutzkleidung ausmacht oder wie nah man an ein Feuer gehen darf.“
Üben in echten Gebäuden
Diese „Realbrandbedingungen“ sind eine wichtige Sache, heißt es im „Feuerwehrensache“-Abschlussbericht. Wichtig sei aber auch das Üben von Grundtätigkeiten wie das Verlegen von vollen Schläuchen in Treppenhäusern oder die Suche nach Menschen in verrauchten Räumen. Dafür üben die Wehren im Idealfall in echten Gebäuden. „Wir haben dabei viel Glück gehabt in den letzten Jahren“, sagt Heimann.
Mit dem Brockmann-Gelände oder den lange leer stehenden Gebäuden der städtischen Wohnungsbautochter an der Robert-Brenner-Straße hatten die Retter Zugriff auf geeignete Gebäude. „Derzeit allerdings sind wir auf der Suche“, sagt Heimann. Für kurze Zeit kann die Feuerwehr leer gezogene Häuser nutzen, aber eine dauerhafte Lösung ist momentan nicht in Sicht.
Deshalb könnte die Feuerwehr neue, dezentrale Übungsgelände durchaus gebrauchen. Aus Bottroper Sicht fast noch besser findet Heimann das Modell: „Wir errichten einen Übungsrohbau mit Zuschüssen vom Land.“