Bottrop. . Staub bleibt auf Dächern und an Wänden haften. Verantwortlich dafür machen Anwohner die Kokerei. Jetzt kündigt ein Bürger eine Klage an

Die Fassade der Reihenhäuser in der Straße Am Hasebrink sieht tadellos aus. Hell und sauber ist die Front dieser Häuser in der Gartenstadt Welheim. Als wären die Wände erst vor kurzem neu gestrichen worden. Das sind sie auch. Die Anwohner haben Farben auftragen lassen, von denen der Schmutz besser abperlt. Sie halten das für nötig, weil immer wieder von der Kokerei an der Prosperstraße Staub und Dreck in die Gartenstadt herüber wehe. Anwohner Marcus Kronenberg zieht gegen die Kokerei Prosper deshalb bald auch vor Gericht.

„Wir werden jetzt Klage einreihen“, sagt der Welheimer, der zwei der Reihenhäuser besitzt. Er warte nur noch auf den Kostenvoranschlag des Dachdeckers für die Säuberung oder Erneuerung der Dächer. 400 Euro habe ihm die Kokerei für die Beseitigung des Staubes angeboten. Doch das Geld reiche dafür nicht aus. Von einzelnen anderen Welheimern wisse er außerdem, dass diese sich vor Gericht weitaus höhere Beträge erstritten hätten.

Immer wieder beschweren sich Anwohner

„Fast täglich weht der Dreck herüber. Wir haben sehr viel Staub auf den Dächern, auf den Fensterbänken und Scheiben, auch auf dem Mobiliar im Garten. Der Schmutz kriecht förmlich auch in die Häuser hinein“, beschwert sich der Welheimer. Betroffen seien keineswegs nur die Reihenhäuser auf der Straße Am Hasebrink. „Je nachdem wie der Wind steht, legt sich der Dreck zum Beispiel auch am Fortkamp oder Am Kämpchen nieder“, ärgert sich auch SPD-Ratsherr Werner Kamratowski, der ein Nachbar von Marcus Kronenberg ist und nur wenige Türen weiter wohnt.

Die beiden Nachbarn wissen sich da in guter Gesellschaft. Immer wieder beschweren sich die Welheimer Bürger über die Verschmutzung ihrer Häuser und Gärten. In ihrem Zorn warfen einige der Kokerei sogar Sachbeschädigung vor. Das Problem auszusitzen sei keine Lösung, meint SPD-Ratsherr Kamratowski. „Ich verstehe einfach nicht, warum Vertreter der Kokerei nicht mit den Leuten hier vernünftig sprechen. Sie könnten doch zu einer Versammlung einladen und die Probleme auch einfach einmal erklären“, meint der Welheimer.

Verantwortliche sagten Entschädigung zu

Dicker Dreck liegt auf den Dachpfannen in der Welheimer Gartenstadt.
Dicker Dreck liegt auf den Dachpfannen in der Welheimer Gartenstadt. © Thomas Gödde

Es sei den Bewohnern in Welheim jedenfalls nicht zumutbar, ständig den Schmutz der Kokerei wegzuputzen „Hier legt sich sehr dick der Staub nieder. Wenn dieser dann auch noch nass wird, wird er wie Graphit. Das geht dann kaum wieder ab“, erklärt Kamratowski das Dilemma. Das sei um so ärgerlicher, da die Nachbarn ja ordentlich Geld in die Hand genommen hatten, um die Fassade aufzufrischen, meint sein Nachbar Kronenberg. Eine seitliche Hauswand haben die Anwohner dabei ausgespart und nicht streichen lassen. Gemessen an den neu gestrichenen hellen Wänden ist sie ziemlich schmutzig - und dient zu Dokumentationszwecken.

>>> Immer wieder geht Staub in der Gartenstadt Welheim nieder. Das strapaziert die Geduld der Bürger sehr. Denn die Schuldige für die immer neue Verschmutzung haben sie zumeist schnell ausgemacht: die Kokerei von Arcelor Mittal an der Prosperstraße. Auch im vorigen Sommer war die Empörung in Welheim groß. Es war Staub von einem Lager der Kokerei herüber geweht, weil es trotz der Trockenheit nicht genügend befeuchtet worden war. Verantwortliche der Kokerei sagten Abhilfe zu und versprachen, die Anwohner zu entschädigen.