Bottrop. . Majana (13) und die älteren Damen wissen von vielen schönen Erlebnissen zu berichten. Anna Eichmann (100) wäre gerne noch an der See geblieben.
Mit hundert Jahren noch einmal das Meer sehen. Dass dieser Wunsch tatsächlich wahr geworden ist, darüber scheint Anna Eichmann kurz nach ihrer Rückkehr aus dem hohen Norden fast immer noch ein wenig erstaunt: „Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich in meinem Alter noch einmal zur See komme.“ Doch Majana Kabisch (13) machte es mit dem Verkauf von Selbstgenähtem für die Hundertjährige und vier weitere Seniorinnen aus dem Fuhlenbrocker Awo-Heim möglich. „Es war sehr, sehr schön“, sind sich die Damen einig. „Es hat mich auch glücklich gemacht“, sagt Majana.
Schnappschüsse aus dem sechstätigen Urlaub, der die kleine Gruppe zusammen mit den Pflegern Dennis Polmann und Adriana Wieczorek sowie Judith Zimmermann-Kabisch und Gabriele Kabisch als Betreuerinnen auf einen umgebauten Hof nach West-Bargum führte, zeigen viel Sonne, grüne Deiche, leckeres Essen – und natürlich das blaue Meer. Anna Eichmann ist in der Reisegruppe an ihrer Kapitänsmütze bestens zu erkennen. „Die habe ich mir mal zu Karneval gekauft“, erzählt die Seniorin; jetzt passte der Kopfschmuck perfekt.
Mit der Fähre zur Insel Föhr
Nicht zuletzt, weil die Gruppe auch an Bord ging, nämlich einer Fähre zur Insel Föhr. Für Hanni van Beek (85) eine Premiere, war sie doch zuvor noch nie am Meer oder auf einem Schiff gewesen. „Ich habe es einfach genossen“, erzählt sie. Lachen muss sie, wenn sie an die Fahrt mit Majana auf einer Art Kettcar denkt; das gab es ebenso wie zutrauliche Hühner auf dem Hof.
Das nächste Projekt ist schon geplant
Die Reise wurde auch mit Hilfe von Spenden finanziert. 500 Euro sind übrig geblieben, die will Majana ins nächste Projekt stecken: den Kauf der Lichtspiele produzierenden Tovertafel für das Heim.
Wer das weitere Engagement der Heinrich-Heine-Gymnasiastin unterstützen möchte: Es gibt extra ein Konto der Familie Kabisch dafür. Die entsprechende IBAN lautet DE26 3505 0000 3202 8739 19
Die verschiedenen Natur-Eindrücke hatten es Helga Kröber (87) besonders angetan, und sie lobt die Helfer: „Alle haben sich so viel Mühe gemacht.“ Ursula Sudhoff (85), die seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr verreist war und sich im Vorfeld sehr auf die Tour gefreut hatte, schwärmt auch von der Atmosphäre: „Es gab überhaupt keine Missstimmung.“ Hilde Bockholt (87) hat es besonders genossen, noch einmal auf einem Schiff zu sein. Früher war sie viel in der Welt unterwegs, unternahm acht Kreuzfahrten „bis Venezuela raus“. Irgendwann war das aber alleine nicht mehr machbar. „Bei dieser Reise sind viele Erinnerungen hoch gekommen“, meint Hilde Bockholt.
Das Angeln wird nachgeholt
Ein Deichspaziergang bei Ebbe, eine Kutschfahrt übers platte Land (Majana: „Dabei haben wir Happy Birthday für die Pferde gesungen“), das Basteln von Erinnerungscollagen, Grillen mit Heimleiter Dedor Nassowitz (auf eigenen Kosten unterwegs) gehörten auch zum Programm. Kein Wunder, dass Anna Eichmann bemerkt: „Ich wäre noch gerne da geblieben.“
Eine geplante Aktion, die nicht hatte stattfinden können, soll noch nachgeholt werden: Angeln. Und bald wird Majana sich auch wieder an ihre Nähmaschine setzen – um mit Stoffpferden Geld zu sammeln für ihr nächstes Projekt.