Bottrop. . Die 13-jährige Majana verkauft Selbstgenähtes, um Senioren aus dem Awo-Heim einen Urlaub zu ermöglichen. Jetzt geht’s los nach Schleswig-Holstein

Seit Jahren schon näht Majana (13) für „ihre“ Senioren im Awo-Heim im Fuhlenbrock allerlei Schönes und Nützliches, von Taschentücher-Taschen bis zu Herz- und Lagerkissen. Diesmal aber stand ihre Nähmaschine fast gar nicht mehr still, auf vier Weihnachtsmärkten verkaufte die Heinrich-Heine-Schülerin Ende 2017 ihre Kreationen aus Stoffspenden – und sammelte so Geld, um der 100-jährigen Anna Eichmann und vier weiteren Damen einen Herzenswunsch zu erfüllen: eine Fahrt ans Meer. Am Dienstag geht es los. „Sechs Tage sind wir unterwegs“, freut Majana sich.

Bauernhof mit Therapietieren

Nächste Sammelaktion für Demenzpatienten

Noch vor dem Ende der Reise ist die Schülerin motiviert, das nächste Projekt in Angriff zu nehmen. Diesmal will sie sich für die Heimbewohner in der Awo-Einrichtung im Fuhlenbrock einsetzen, die weniger mobil sind.

„Die nächste Sammelaktion soll Menschen zugute kommen, die dementiell verändert sind“, erklärt die Schülerin. Ideen gibt es schon, wie die Anschaffung der Lichtspiele produzierenden Tovertafel oder das Engagement eines Demenz-Clowns.

Zusammen mit der Pflegedienstleitung vom Awo-Seniorenzentrum und unterstützt von ihrer Familie hat Majana an alles gedacht: Neben den fünf Senioren und ihr selbst, die bis zum Wochenende Pfingstferien hat, kommen zwei Betreuer und zwei Pfleger mit. Ziel ist ein umgebauter Bauernhof mit Therapietieren in West-Bargum in der Nähe von Dagebüll, der sich auf Ferien für Menschen mit Handicap spezialisiert hat. „Wir haben dort einen Trakt mit Pflegezimmern für uns gebucht“, erzählt Mutter Gabriele Kabisch, die als eine Betreuerin mitfährt. „Frühstück haben wir dazu gebucht. In der Gemeinschaftsküche machen wir selbst das Abendbrot.“

Und dazwischen: Steht einiges auf dem Programm. Zum Beispiel eine Tagestour mit einem Schiff zur Hallig Hooge. Die Fahrt auf diesem Kutter soll Anna Eichmann nutzen können, um ihre Hochseeangel – ein Geschenk zum 100. – auszuwerfen.

Bewohnerin wollte noch einmal das Meer sehen

Ein Gespräch mit dieser Heimbewohnerin hatte Majana auf die Idee gebracht, sich für eine Reise ans Meer einzusetzen. „Ihr Mann war bei der Marine. Sie selbst hat immer auf hoher See geangelt“, erzählt die 13-Jährige. So gerne wollte die alte Dame noch einmal ans Meer und angeln – und jetzt könnte es schon bald soweit sein. Außerdem will die kleine Reisegruppe eine Kutschfahrt unternehmen, in Husum auf dem Markt Fischbrötchen essen, das Husumer Schloss besuchen – und einfach Zeit am Meer genießen. Für eine Seniorin, wie alle über 80, ist es die erste Reise in ihrem Leben überhaupt, erzählt Majana. Schwer zu sagen, wer im Vorfeld aufgeregter war: die Seniorinnen oder die Schülerin.

Eins indes ist klar: Mehrere tausend Euro kostet das alles in allem. Neben den Verkaufserlösen fließen Spenden ein – und 150 Euro Preisgeld, denn von der Oberhausener Jugendkirche Tabgha wurde sie als „Stille Heldin“ ausgezeichnet. Nicht der erste Preis für das junge Mädchen.

Heimleiter fährt ebenfalls mit – auf eigene Kosten

Übrigens fährt auch Awo-Heimleiter Dedor Nassowitz mit ans Meer, erzählt Familie Kabisch, „aber auf eigene Kosten“. Er wolle zeigen, dass er hinter Majanas Aktion steht.