Bottrop. . Die Tovertafel projiziert Spiele auf die Tischplatte, die auf Handbewegungen reagieren. Awo-Seniorenheimbewohner testen das Gerät. Mit Freude.
Sechs Senioren, teils im Rollstuhl, sitzen im Wohnzimmer im Erdgeschoss des Awo-Zentrums „Schattige Buche“ um einen massiven Holztisch. Darauf bewegen sich, wie von Zauberhand, projizierte kleine Bälle. Die Senioren verfolgen die schwebenden Lichtbilder aufmerksam, fassen danach. Sobald sie über einen Ball wischen, löst der sich in Farbe auf. Nach und nach entsteht ein Gemälde auf der Tischplatte, zwei Kinder am Strand. Und schon haben die Senioren Lust aufs nächste Spiel, das die „Tovertafel“ ihnen auf den Wohnzimmertisch zaubert.
Dieses Spielgerät wurde im Rahmen einer Doktorarbeit in den Niederlanden entwickelt, es soll Menschen mit Demenz aktivieren. Für ein dreimonatiges Projekt ist die Kombination aus Computer, Beamer und Sensoren, die in einem Kasten an die Decke über einem Tisch montiert wird, jetzt in dem Eigener Awo-Heim im Einsatz. Dabei war Leiter Hartmut Skrok zunächst skeptisch, als Heike Taut-Franci ihm die Tovertafel (niederländisch für Zaubertisch) ans Herz legte. Die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Angehörige Demenzerkrankter hatte das Gerät bei der Demenzwoche kennengelernt.
Ein erster Test überzeugte Skrok. „Hochdemente Bewohner, die sich bis dato sehr wenig bewegt haben, streckten plötzlich die Arme nach vorne und hatten Spaß“, sagte er jetzt vor Kollegen bei einer Vorstellung des Projekts. Auch Henry Vos vom Hersteller Active Cues war da und erklärte: Die Spiele der Tovertafel sollen in Bewegung bringen, die Aktivität des Gehirns stimulieren, Bewohner, Betreuer und Angehörige miteinander verbinden. Es gebe anregende und beruhigende Spiele.
Interessierte können Spiel im Awo-Heim testen
Einrichtungsleiter Hartmut Skrok möchte die Tovertafel dauerhaft behalten. Um die dafür benötigte „hohe vierstellige Summe“ aufzubringen, wurde eine Spendenaktion gestartet.
Interessierte Fachleute und Einrichtungen können sich das Spielgerät in dem Awo-Heim anschauen. Skrok bittet dazu um Terminabsprache (77213-0).
Und sie bringen offenbar Freude, auch denen, die zunächst sehr ins sich gekehrt wirken. Bei der „Spieluhr“ schieben die Senioren nun schwebende Noten in ein projiziertes Kästchen. „Wenn alle Noten weg sind, geht die Spieluhr auf“, motiviert Betreuungsassistentin Claudia Keppke. Heraus kommen neben Musik Ballerinas, die sich auf Berührung hin drehen. Fünf aus der Runde probieren es aus, eine Dame lehnt sich zurück, schaut aber weiter zu. „Können Sie auch so tanzen?“ fragt Keppke. „Früher mal“, winkt eine Seniorin ab. Gemeinsam testen sie weitere Spiele. Wie die Blätter, die schwungvoll zur Seite gefegt werden können. Da helfen wieder alle am Tisch mit. Oder die Redewendungen, von denen zunächst nur der Anfang in hellen Buchstaben aufleuchtet. „Morgenstund“ – die Bewohner wissen es bestens: „hat Gold im Mund.“
„Man kann die Spiele bei Menschen mit verschiedenen Stufen von Demenz einsetzen“, das gefällt Claudia Keppke. Und es sei auch schön für die Senioren, die sich nicht mehr gut äußern können. Mit anderen komme man über die Spiele, die teils nostalgische Motive zeigen, noch weiter ins Gespräch.