Bottrop. . Rund 1000 Teilnehmer folgen dem Aufruf der Initiative „Mütter gegen Gewalt“. Redner der Gegenkundgebung warnen vor Vereinnahmung durch Rechte.
„Merkel muss weg, Merkel muss weg“, skandierte die Menge neben der Cyriakuskirche immer wieder. Dann wieder hallten laute „Widerstand“-Rufe über den Kirchplatz. Rund 1000 Teilnehmer waren dem Aufruf der Initiative „Mütter gegen Gewalt“ gefolgt. Angst vor sexuellen Übergriffen durch Flüchtlinge und Muslime gab die Gruppe als Grund ihrer Kundgebung und des Marsches durch die Stadt an.
Ihr standen etwa 300 Teilnehmer einer Demonstration unter dem Slogan „Für Frauenrechte - Gegen Rassismus“ gegenüber, die das Bündnis gegen Rechts organisiert hatte. Unter ihnen waren außer Oberbürgermeister Bernd Tischler auch eine Reihe von Ratsmitgliedern und Vertretern von Sozialverbänden wie dem Deutschen Roten Kreuz oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband. Für dessen Geschäftsführerin Andrea Multmeier ist zwar die Forderung nach Schutz vor Gewalt zu unterstützen. Sie bedauerte aber eine Vereinnahmung dieser Ziele durch Rechtspopulisten und Rechtsradikale. „Rechte Gruppen haben zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen, um sie für ihre rechtsradikalen und rechtspopulistischen Ziele zu instrumentalisieren“, kritisierte Andrea Multmeier. Sie sprach von einer „Tarnveranstaltung rechter Netzwerke“.
Die Gruppe „Mütter gegen Gewalt“ hatte jedoch schon vor der Kundgebung auf dem Kirchplatz jede Nähe zu rechten Gruppen von sich gewiesen. Etliche Teilnehmer der Kundgebung hielten Plakate mit Aufschriften hoch wie: Angst ist nicht rechts. Allerdings waren auch Vertreter rechter Gruppen unter den Demonstranten. „SS-Siggi ist hier und Leute der Borussenfront“, sagte der darüber aufgebrachte SPD-Ratsherr Matthias Buschfeld. SS-Sigi wird Sigfried Borchardt genannt, ein vorbestrafter Aktivist aus der Neonazi-Szene.
Kritik an der Flüchtlingspolitik geübt
Mit der WAZ wollte Organisatorin „Mona Maja“ zwar nicht über die Gründe für ihren Demonstrationsaufruf reden, in ihrer Rede kritisierte sie aber die deutsche Flüchtlingspolitik und erinnerte an die sexuellen Übergriffe durch junge Männer zumeist aus Nordafrika 2015/16 in der Silvesternacht in Köln. Andere Rednerinnen beklagten, dass die Zahl der Vergewaltigungen angestiegen wäre. Sie warfen Männern muslimischen Glaubens Frauenhass vor und prangerten sogenannte Ehrenmorde an.
Jegliche Gewalt sei nicht tolerabel, betonte Oberbürgermeister Bernd Tischler in der Gegenkundgebung. „Als besonders schlimm empfinden wir es, wenn Gewalt gegen Frauen und Kinder ausgeübt wird“, sagte Tischler. Er bedauerte, dass es dennoch dazu komme. Tischler „Gewalt gegen Frauen durchzieht leider alle gesellschaftlichen Schichten und ist kein Thema ethnischer Gruppen“.