Bottrop / Essen. . Wohnen, Arbeiten und Freizeit am Kanal: Zwischen dem Bottroper Süden und dem Essener Norden soll ein neues Zentrum entstehen: „Freiheit Emscher“.

Auf beiden Seiten des Rhein-Herne-Kanals soll am Stadthafen ein neues Quartier entstehen. Es könnte der Ausgangspunkt sein für die Fortsetzung des Emscher Landschaftsparks, für die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze und für attraktives Wohnen am Wasser.

Das ist der Kern der Machbarkeitsstudie, dessen erste Ergebnisse drei Planungsbüros auf der Schachtanlage Prosper II an der Knappenstraße vorgestellt haben.

Wege ans Wasser, Wege am Wasser: Das Quartier soll schnell vernetzt werden

„Kurzfristig wollen wir für das neue Quartier schnelle Vernetzungen schaffen: Wege ans Wasser, Wege am Wasser“, skizziert Alexa Waldow-Stahm, Sprecherin der Planungsbüros, das Leitbild. „Langfristiges Ziel ist eine Perlenschnur von Attraktionen entlang des Kanals und der renaturierten Emscher.“ Deshalb nannten die Planer ihre Vision „Freiheit Emscher“.

Um dieses Gebiet geht es.
Um dieses Gebiet geht es.

Zur neuen Freiheit an Kanal und Emscher gehört auch die Bewegungsfreiheit. Bestandteil der Vison ist deshalb ein Leitbild Verkehr und eine neuartige „Umwelttrasse“ zwischen Bottrop und Essen, auf der Busse, Räder oder Elektroautos Vorrang vor Lastern und Pkw haben sollen. Außerdem sollen eine neue Ausfahrt auf der A 42, eine neue Nord-Süd-Trasse und eine intelligente Anbindung der Prosperstraße an die künftige A 52 die Verkehrsprobleme lösen.

Schon 2013 haben sich Land, der RAG-Konzern und die beiden Städte zusammengetan, um gemeinsam die Entwicklung des 1700 Hektar großen Problemgebiets im Bottroper Süden und im Essener Norden voranzutreiben. Das Areal ist „der vielleicht letzte industrielle Dschungel des Ruhrgebietes“, sagt Markus Masuth, Chef der RAG Montan Immobilien. Aus der Rückschau ist erkennbar, wie es dazu kommen konnte: „Stadthafen, Emscherinsel und Kohlelager hatten über Jahrzehnte einen stark trennenden und limitierenden Charakter, der die Entwicklung verhindert hat“, sagt Masuth. Was er höflich nicht sagt: Aus den Rathäusern beider Städte gesehen, lagen diese Flächen so weit am Stadtrand, dass zumindest die Essener Stadtplaner sie ein wenig aus den Augen verloren haben.

Mit der Machbarkeitsstudie arbeiten die Planer an einem Masterplan, welcher das Problem zu einem Teil der Lösung macht: Aus der Randlage am Kanal soll ein neues Zentrum werden.

Die Erschließung des Geländes ist das A und O 

Wer die Probleme im Bottroper Süden und im Essener Norden lösen will, muss neue Verkehrswege finden. „Die Erschließung dieses Geländes ist das A und O“, sagt Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Deshalb muss das „Leitbild Verkehr“ der Machbarkeitsstudie zur interkommunalen Entwicklungsplanung (IKEP) Antworten geben auf die Frage: Wo soll welcher Verkehr rollen?“

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Rückgrat der Verkehrsplanung für das 1700 Hektar große Gebiet, so die Vision der Planer, soll eine „Umwelttrasse“ (siehe Grafik) von Nord nach Süd bilden. „Wir haben noch keine genaue Trasse im Auge. Dazu ist es noch viel zu früh“, sagt Alexa Waldow-Stahm, Sprecherin der drei Planungsbüros, die an der Studie arbeiten.

Eine grobe Vorstellung dafür gibt es aber schon. Sie könnte von Welheim über die Knappenstraße an Prosper II vorbei über die vorhandene Kanalbrücke bis zur Hafenstraße führen. Dort könnte sie vernetzt werden mit der Econova-Allee.

Vorfahrt für die Umwelt

Natürlich sollen dort auch Autos fahren. Aber Teile der Strecke könnten nur für Busse, Fußgänger, Radfahrer und Elektromobile geöffnet werden. Denkbar sind auch Zeitfenster für die ausschließliche Nutzung mit umweltfreundlichen Fahrzeugen. „Die Umwelttrasse würde die interkommunale Vernetzung zwischen den beiden Großstädten und Hochschulstandorten Essen und Bottrop verbessern und zur stärkeren Integration des Plangebietes in die Stadträume beitragen.“

Eine weitere Nord-Süd-Verbindung soll entstehen zwischen den Gewerbegebieten Welheimer Mark, Sturmshof, Coelln und Emil-Emscher auf Essener Seite. Die „repräsentative Gewerbegebietsstraße“ soll „den Berufsverkehr bündeln und eine gute Erreichbarkeit aller Flächen sicherstellen, ohne die B 224 weiter zu belasten“. Dafür müsste eine neue Brücke über Kanal und Emscher geschlagen werden.

Beide Städte wünschen sich schon lange die Anschlussstelle Lichtenhorst auf der A 42

Das dritte Element ist die neue Anschlussstelle Lichtenhorst auf der A42. Essen wie Bottrop wünschen sich diesen Anschluss schon lange, weil er die Gewerbeflächen in der Welheimer Mark ebenso erschließen könnte wie das Gewerbegebiet am Kruppwald, für Lkw bisher nur schwer erreichbar. Außerdem würde sie Knappen- und Prosperstraße entlasten. „Bisher hieß die Ansage: Der Abstand zu den nächsten Anschlussstellen ist zu gering“, sagt Kufen. „Wenn wir aber darstellen können, wie groß das entlastete Gebiet ist, bekommen diese Pläne bei Land und Bund eine völlig neue Fallhöhe.“