Bottrop. . Die Wirtschaft brummt. Die Unternehmen sind zuversichtlich wie zuletzt 1990. Doch der Fachkräftemangel entwickelt sich zu einem echten Hemmschuh.

Die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region läuft rund. Der Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer (IHK) erreicht im Januar den höchsten Wert seit 1990. Doch IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing gießt Wermut in den Champagner und warnt: „Der Fachkräftemangel wird zum Hemmschuh für die Wirtschaft.“

58 Prozent der Betriebe sehen gute Geschäftslage

Noch lässt die Wirtschaftslage wenig zu wünschen übrig, sagt Schulte-Uebbing: „Wir haben Hochkonjunktur“. Die Inlandsnachfrage sei robust, die Exportaussichten trotz des steigenden Eurokurses seien gut, deshalb wollen die Unternehmen weiter investieren. 58 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mit gut. Das ist ein Plus von sieben Prozentpunkten gegenüber der vorherigen Umfrage. Gleichzeitig sank der Anteil der Unternehmen, die mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden sind, auf einen der niedrigsten Werte, den die IHK Nord Westfalen jemals verzeichnet hat: 2,5 Prozent.

Aber womöglich ist die Stimmung schon besser als die Lage. Auf dem Bau jedenfalls schlägt der Fachkräftemangel schon voll durch. 81 Prozent der befragten Betriebe nennen ihn als größte Gefahr für eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung. Entsprechend gedämpft fallen in dieser Branche die Prognosen aus, sagt Schulte- Uebbing: „Es ist auffällig, dass die Bauwirtschaft einen vergleichsweise schwachen Anstieg ihrer Geschäfte erwartet“.

Fachrkfätemangel ist größtes Konjunkturrisiko

Aber auch in anderen Branchen ist die Nachwuchswerbung ein Top-Thema. 60 Prozent aller Bottroper und Gelsenkirchener Betriebe sehen im Fachkräftemangel das größte Konjunkturrisiko. Und dieser Mangel wird sich noch weiter verschärfen, sagt Schulte-Uebbing voraus. Denn obwohl der Arbeitsmarkt mittlerweile weitgehend leergefegt sei, planen noch mehr Unternehmen als vor einem halben Jahr, nämlich fast jedes dritte, zusätzliches Personal einzustellen.

Prognose: 2021 fehlen in NRW 51 000 Fachkräfte

Die Tatsache, dass im vergangenen Herbst trotzdem Lehrstellen unbesetzt geblieben und auf der anderen Seite Bewerber keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, steht zu dieser Diagnose nicht im Widerspruch: „In diesen Fällen war die Ausbildungsreife nicht da.“ Können Flüchtlinge den Fachkräftemangel beheben helfen? Ja, aber in sehr begrenztem Umfang, sagt der Hauptgeschäftsführer. Zwar werden derzeit viermal soviel Syrer und Afghanen ausgebildet wie im Vorjahr. Doch ihre Zahl (85 und 64) bleibt unter fast 8000 im Sommer geschlossenen Ausbildungsverträgen verschwindend gering.

Besonders kleine Betriebe ohne große Namen haben es schwer, Nachwuchs zu finden. Und in den nächsten Jahren wird der immer knapper. 2021, so die Prognose, fehlen in NRW 51 000 Fachkräfte.

Hochkonjunktur erreicht Emscher-Lippe-Region

Die besten Urteile zur Konjunktur finden sich im Baugewerbe und in der Industrie, „die von einem starken In- und Auslandsgeschäft profitieren“, erläuterte der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Er freut sich, dass die gute Konjunktur sowohl das Münsterland wie auch die Emscher-Lippe-Region erfasst hat. „Das bestätigt die schon früher gemachte Beobachtung, dass die Wirtschaft im nördlichen Ruhrgebiet vergleichsweise starke Konjunkturimpulse benötigt, um an einer allgemeinen Aufwärtsentwicklung teilhaben zu können“, so Schulte-Uebbing. Bei der letzten Konjunkturumfrage und bei der Ausbildungsplatzbilanz hatte die Emscher-Lippe-Region deutlich schlechtere Werte geliefert als die Betriebe im Münsterland

Noch einmal gestiegen ist auch der Anteil der Konjunkturoptimisten. Mittlerweile jede vierte Firma schätzt, dass die Geschäfte in den nächsten sechs Monaten noch besser laufen. Über zwei Drittel der Unternehmen rechnen damit, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung auch in naher Zukunft zumindest auf dem aktuellen Wachstumsniveau bewegt. 37 Prozent der Betreibe wollen weiter im Inland investieren. Eine Verbesserung ihrer Geschäfte erwarten Unternehmen aller Wirtschaftszweige. Positiv hervor sticht aber auch hier die Industrie (31 Prozent).