Essen/Bottrop. . Der Bottroper Apotheker, dem Panscherei mit Chemotherapien vorgeworfen wird, hatte offenbar einen Hang zum Luxus. Die Rede ist von Pradaschuhen.

Peter Stadtmann schweigt. Von seinem Leben, seinen persönlichen Verhältnissen hat der angeklagte Apotheker aus Bottrop dem Essener Landgericht noch nichts berichtet. Doch am Mittwoch erzählt seine frühere persönliche Assistentin. Sie zeichnet das Bild eines verlässlichen Mannes mit Hang zum Luxus und einer dominanten Mutter.

Allein die geschätzt zehn bis zwölf Millionen Euro teure Villa mit Rutsche zum Pool in Kirchhellen hatte demonstriert, dass der 49 Jahre alte Stadtmann seinen Reichtum gern offen zeigte. Staatsanwalt Rudolf Jakubowski nennt ein Dankschreiben von Prada an den Apotheker. Offenbar trägt nicht nur der Teufel Schuhe dieser Marke, denn Prada soll sich darin für die vielen Bestellungen bedankt haben. Ein Blick auf die Homepage zeigt die mögliche Preisklasse: Sandalen aus Kalbsleder mit Nieten für 950 Euro.

Motiv Geldgier wirkt strafschärfend

Erforscht wird die Motivlage für den Fall, dass das Gericht den Apotheker tatsächlich wegen Panscherei bei Chemotherapien verurteilen sollte. Denn Geldgier, grober Eigennutz, sind laut Gesetz strafschärfende Kriterien. Die 29 Jahre alte Assistentin, auch privat mit Stadtmann befreundet, will ihn gebremst haben: „Bleib auf dem Boden.“ Ihr habe er gesagt, das Haus koste fünf Millionen Euro: „Aber es war bestimmt teurer.“

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Abgeworben hatte er die Betriebswirtin von einer onkologischen Praxis in Bottrop. Sie sollte helfen, die Alte Apotheke umzustrukturieren. Zu den Medikamenten kann sie nicht viel erzählen. Dass die Mutter immer noch das Wort hatte, berichtet sie: „Sie war eine sehr dominante Mutter, die sich sein Leben lang eingemischt hat.“ Er habe viel gearbeitet, sei cholerisch gewesen, habe aber Mitarbeitern in persönlichen Krisen auch geholfen.

Assistentin Kreuzfahrt geschenkt

Und dann geht es natürlich auch um die ominöse Kreuzfahrt, die Stadtmann ihr geschenkt hat. Viele Prozessbeteiligten leiteten daraus eine intime Beziehung der beiden ab. Sie widerspricht eindeutig. Ein Geschenk war es, bestätigt sie. Aber nicht nur für sie, sondern auch für ihren Mann. Und Stadtmann selbst sei auch mitgereist. Sie seien öfter zusammen gewesen, sagt sie. Denn er habe nur wenige Freunde.

Gelacht wird auch einmal. Obwohl die 29-Jährige jedes intime Verhältnis zu Stadtmann eindeutig verneint hat, fragt Nebenklageanwalt Salih Erdil aus Berlin mehrfach, ob sie „die wahre Freundin“ sei. Als ein anderer Anwalt dies mit „Intimitäten“ übersetzt, schaltet sich Richter Johannes Hidding ein: „Jetzt wissen wir endlich, was die Berliner unter wahrer Freundschaft verstehen.“