Bottrop. . Verkehrsunternehmen für Bottrop setzt auf saubere Dieselfahrzeuge. Die Bogestra will dagegen in zwei Jahren 20 Busse mit E-Antrieb fahren.

Die Vestische sieht einen Umstieg auf Elektrobusse skeptisch. Das Nahverkehrsunternehmen favorisiert vielmehr saubere Diesel-Busse. „Wirtschaftlichkeit und Folgekosten werden für uns weiterhin im Vordergrund stehen“, sagt Geschäftsführer Martin Schmidt. Er ist der Überzeugung, Klima und Umwelt damit einen größeren Dienst zu erweisen als mit dem Kauf von E-Fahrzeugen; zumal der Strom zum großen Teil aus fossilen Energieträgern gewonnen werde.

Doch die Bogestra, deren Hauptanteilseigner die Städte Bochum und Gelsenkirchen sind, verfolgt eine andere Strategie. Bis 2020 will sie 20 Busse mit Elektroantrieb anschaffen. Mehr als zehn Millionen Euro will die Bogestra dafür ausgeben. Gut vier Millionen Euro erhofft sie sich aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft“ der Bundesregierung für von Dieselfahrverboten bedrohte Kommunen. „Mit diesen Anstrengungen zur Luftreinhaltung wird die Bogestra dann rund zehn Prozent ihres Fuhrparks rein elektrisch betreiben und damit die Nummer 1 im Ruhrgebiet sein“, sagt Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski.

100 ältere Dieselbusse umzurüsten, dient Umwelt mehr

Die Vestische, die außer Bottrop auch den Kreis Recklinghausen und den Gelsenkirchener Stadtnorden bedient, macht eine andere Rechnung auf. Mit einer staatlichen Förderung von zwei Millionen Euro könne man vier Batterie-Busse im Standard-Format anschaffen. Mit der selben Summe ließen sich auch 100 ältere Dieselbusse auf Euro-6-Norm umrüsten. Der Gewinn für die Umwelt – die Reduzierung von Stickoxiden – wäre bei dieser Lösung 23-mal größer als bei der Neuanschaffung von vier Elektrobussen, betont ihr Geschäftsführer, Martin Schmidt.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sieht in der Elektrifizierung von Busflotten auch keine schnelle Lösung der aktuellen Probleme. E-Busse stünden weder in ausreichender Zahl, noch in hinreichender Qualität zur Verfügung. Aber auch die Nachrüstung von älteren Diesel-Modellen sei weder nachhaltig noch ökonomisch. Stattdessen schlägt der Verband in einem Brief an die Bundesregierung eine staatliche Förderung für Euro-6-Dieselbusse vor. So könne schnell eine „erhebliche Verbesserung der Luftqualität“ erreicht werden.

Strom für Test liefert Ladestation der Straßenbahn

Die Bedenken der Vestischen sind vor allem wirtschaftlicher Art: E-Busse seien doppelt so teuer wie Dieselbusse, hätten ein Drittel weniger Fahrgast-Kapazitäten und eine geringere technische Verfügbarkeit. Zudem müssten Betriebshöfe und Werkstätten umgerüstet und Ladestationen zum Stückpreis von 200 000 Euro entlang der Strecken errichtet werden. Auch Ersatzbatterien für die E-Fahrzeuge kosteten eine sechsstellige Summe.

>>> Trotz dieser Vorbehalte geht die Vestische in diesem Jahr mit einem vom Bund geförderten Elektro-Bus in den Praxistest. Rollen soll der E-Bus auf der Linie 979 vom ZOB nach Oberhausen-Sterkrade.

Eine E-Buslinie testet die Vestische gemeinsam mit der Stoag aber doch. Geschäftsführer Martin Schmidt, Oberhausens OB Daniel Schranz, Bottrops OB Bernd Tischler und Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp (v. links)
Eine E-Buslinie testet die Vestische gemeinsam mit der Stoag aber doch. Geschäftsführer Martin Schmidt, Oberhausens OB Daniel Schranz, Bottrops OB Bernd Tischler und Stoag-Geschäftsführer Werner Overkamp (v. links) © Heinrich Jung

Dort wird er neue Energie an einer Ladestation des Oberhausener Nahverkehrsunterneh- mens Stoag tanken. „Entscheidend ist für uns, dass wir auf den Aufbau einer eigenen Infrastruktur verzichten können“, so Schmidt. In Oberhausen werde die Gleichstromversorgung der Straßenbahn genutzt, um die Busbatterien aufzuladen. Auch die Bogestra verfügt über ein ausgedehntes Straßenbahnnetz. Welche Infrastruktur das Unternehmen zum „Auftanken“ der E-Busse nutzen wird, ist aber noch nicht geklärt.