Brezelbrüder und Schützen üben auf dem Reiterhof Reßing für den Festumzug. Sie satteln Pferde, die viele Menschen und den Trubel gewohnt sind.

9 Die Jungs machen das alle gut, sind sich Bernadette Müting-Spickermann und Linda Reßing einig. Die beiden Reiterinnen üben mit den Adjutanten und Herolden der Bürgerschützengesellschaft und der Brezelgesellschaft für den großen Festumzug, der am Nachmittag des 5. September durch Kirchhellens Kern führt. Denn dann sollen die Herren hoch zu Ross eine möglichst gute Figur machen.

15 bis 20 Reiter gehören zu der Gruppe, darunter Brezelbrüder und einige Schützen, die seit Ostern regelmäßig montags abends auf dem Hof Reßing üben. Auch da Brezelkönigspaar Christian Schulte-Bockum und Andrea Sauerbach war schon da und sah den Reitern bei ihrem Training zu. Die Familie von Linda Reßing, Juniorchefin auf der Anlage im Hünxer Wald, stellt die polnischen Warmblüter dafür bereit. Seit 1996 besteht die Verbindung der Kirchhellener zu dem Hof, sagt Brezeloberst Florian Bremer, der ebenfalls zu den Reitschülern gehört. Am Montag war die Gruppe etwas kleiner als sonst.

Die Tiere sind auch laute Musik gewohnt

Vor sechs Jahren sei sie gefragt worden, ob sie das Training übernehmen wolle, erinnert sich Bernadette Müting-Spickermann. „Jedes Jahre wieder gefragt“, sei es dabei geblieben. Ihr Vater war viele Jahre Brezeladjutant, da ist die Nähe zur Brezelgesellschaft gegeben, so die Kirchhellenerin. „Die Pferde sind Profis“, lobt sie die ruhigen und ausgeglichenen Tiere. Linda Reßing erklärt, wieso. Schützenfeste, Martinsumzüge und im trubeligen Karneval: Die sieben bis 20-jährigen Tiere seien laute Musik und viele Menschen gewohnt und daher nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. „Aber es bleiben Fluchttiere“, stellt Linda Reßing klar. Vorsicht und Respekt gegenüber den Pferden seien unerlässlich. Dass Tiere nicht an jedem Tag gleich motiviert sind, sei normal.

„Es funktioniert“, sagt Bernadette Müting-Spickermann über die Reit- und Lernerfolge ihrer Schüler. Über eine Whats-App-Gruppe melden sich die Teilnehmer an, damit für die Trainingsstunde alles vorbereitet werden kann und klar ist, wie viele Pferde benötigt werden. „Das ist Super-Luxus“, lobt die Kirchhellenerin das große Engagement der Familie Reßing. „Gerade sitzen“, „Fäuste schließen“ und „nicht überholen“, das sind drei Korrektur-Kommandos, die beim Training immer wieder zu hören sind.

Um die Kontrolle des Pferdes geht es vor allem

Um Körperhaltung und die Kontrolle des Pferdes geht es in den Trainingsstunden vor allem. „Die Körperspannung ist wichtig“, sagt Linda Reßing und ergänzt, „man muss den Rhythmus des Pferdes finden.“ Der sei bei jedem Tier anders.

Einige der Reitschüler haben vorher noch nie auf einem Pferd gesessen. Es gebe Naturtalente, andere lernen es, und einigen müsse man allerdings raten, das Reiten zu lassen, schildert die Juniorchefin ihre Erfahrung. Unter den Adjutanten und Herolden ist aber niemand aus der dritten Gruppe. Im Gegenteil: Einige der Reitschüler sind drauf und dran, diesen Sport für sich auf Dauer zu entdecken.

Bens Weg führt ihn zielsicher in seine Box

Langsames Gehen, leichtes Traben und auch mal flotter Galopp auf dem Reitplatz: Das Üben strengt Reiter und Pferde gleichermaßen an. Auch das Aufstellen der Tiere in einer Reihe und das Üben der Formation für die Parade gehören zum Übungsprogramm. Nach rund einer Stunde Training sind alle ziemlich geschafft. Das gilt auch für Ben, ein zehnjähriges Pferd: „Er weiß, was er zu tun hat“, sagt Linda Reßing. Und nach der Trainingsstunde führt Bens Weg ihn zielsicher in seine Box. 40 bis 45 eigene Pferde hat die Familie Reßing auf ihrer Reitanlage. Hinzu kommen rund 55 private Tiere, die dort eingestallt sind. Die Reiter schätzen die Nähe des Waldes als Ausreitgelände, der direkt gegenüber am Hohen Wardweg beginnt.

>> Der Countdown für das große Spektakel läuft - selbstverständlich auch in der WAZ. In den nächsten Ausgaben bis zum Startschuss des viertägigen Schützen- und Brezelfestes in Kirchhellen erzählt die WAZ-Redaktion Geschichten, macht Notizen oder bietet Service über und für Schützen und Brezelbrüder samt Fans.