Kirchhellen. . Beim Urahn der Brezelfeste spielte das Zunftzeichen der Bäcker nur als Orden eine Rolle. Vor 134 Jahren wollten die Schützen nur länger feiern.
10 Mit einem Stuten ging es damals los - das allererste Brezelfest in Kirchhellen. Gemessen am Schützenfest ist der tolle Tag der Blaukittel allerdings ein Jungspund.
Anno domini, also im Jahre des Herrn, 1823 wird das Schützenfest, das die Kirchhellener 1824 feierten, schließlich in einem Schreiben des Bürgermeisters an den Grafen von Westerholt erstmals schriftlich erwähnt. Bis zum ersten Brezelfest 1883 sollte es immerhin noch fast 60 Jahre dauern - ein Blick in die Historie eines ziemlich einzigartigen Festes.
Die Anfänge des Brezelfestes sind legendär
Dessen Anfänge sind jedenfalls legendär: Heute würde man sagen, dass sie eine Menge Restalkohol intus hatten: die Gründer des Kirchhellener Brezelfestes. Das Schützenfest war jedenfalls gerade erst vorbei. Theodor III. Große Wolters war zum Schützenkönig ausgerufen. Agnes I. May hieß die Schützenkönigin damals. Doch einige Schützenbrüder wollten auch am Tag danach noch etwas weiter feiern.
Beim Frühschoppen saßen die Männer zusammen, als sie auf die Idee kamen. Fast alles sollte sich auch bei der historischen Verlängerung des Schützenfestes in etwa so abspielen wie bei einem echten Schützenfest: nur dass anstelle des ja längst zerschossenen Schützenvogels ein großer Stuten hoch oben an der Stange hing. Das Gebäck holten sich die Schützenbrüder kurzerhand beim nächsten Bäcker ab. Da ihnen einen Musikkapelle fehlte, schlugen sie beim Marsch in die Bräuke mit Topfdeckeln gegeneinander. Mit diesem Getöse machten sie schließlich noch etliche andere Kirchhellener auf das Spektakel aufmerksam.
Stutenkönig verteilte Orden an seine Getreuen
Mit Steinen warfen die Brezelbrüder der ersten Stunde nach dem Stuten, und wer als letzter die Reste des Gebäcks von dem Gebälk warf, sollte schließlich der erste Stutenkönig werden. Franz I. Xanten war es, und ist somit der Urahn aller Brezelkönige, und Liselotte I. Otterbeck die Urahnin der Brezelköniginnen, berichten die Chronisten der Brezelgesellschaft. Brezel spielten auch zur Premiere eine Rolle. Stutenkönig Franz I. verteilte welche als Orden an seine Getreuen.
>> Der Countdown für das große Spektakel läuft - selbstverständlich auch in der WAZ. In den nächsten Ausgaben bis zum Startschuss des viertägigen Schützen- und Brezelfestes in Kirchhellen erzählt die WAZ-Redaktion Geschichten, macht Notizen oder bietet Service über und für Schützen und Brezelbrüder samt Fans.
>> Mehr erfahren Sie im Heimathaus des Kulturzentrums Hof Jünger am Wellbraucksweg 2-4. Die Ausstellung „Rund um das Schützen- und Brezelfest“ ist bis zum 10. September zu sehen. Geöffnet ist die Schau jeweils sonntags von 11 Uhr bis 14 Uhr und donnerstags von 10 Uhr bis 13 Uhr. Historisches gibt es außerdem auf www.brezelfest.de