Bochum. 88 Prozent der Unternehmen bewerten die Geschäftslage positiv – ein neuer Bestwert, seit der ersten Konjunkturumfrage der Arbeitsgemeinschaft.
- 88 Prozent der Ruhrgebiets-Unternehmen bewerten die Geschäftslage positive
- Das ist ein neuer Bestwert für die seit 2002 durchgeführten Konjunkturumfragen
- Allerdings gibt es noch keinen Grund zum Jubeln, wie die Umfrage auch zeigt
Passend zur Konjunkturlage haben sich die Ruhr-Arbeitgeber zur Vorstellung ihrer jüngsten Umfrageergebnisse eine neue Darstellungsform überlegt. In einem stilisierten Drehzahlmesser stellen sie dar, wie 2200 Unternehmen mit insgesamt 230 000 Mitarbeitern zwischen Bochum und Duisburg ihre Lage beurteilen. Das Ergebnis: Die Ruhr-Wirtschaft nimmt Fahrt auf.
88 Prozent der befragten Unternehmen melden eine befriedigende oder gute Geschäftslage. So gut war die Stimmung seit Beginn dieser Umfrage im Jahr 2002 noch nie. „Das ist ein Allzeit-Bestwert seit der Erhebung in 2002 “, sagt Friedrich Wilhelm Wengeler, Hattinger Unternehmer und Sprecher der aus 17 regionalen Arbeitgeber- und Unternehmerverbänden bestehenden Arbeitsgemeinschaft „Arbeitgeber Ruhr“.
„Die Zahlen sind wirklich genial gut.“ Während er im Herbst 2016 noch von einem „klemmenden Gaspedal und einem stotternden Motor“ gesprochen habe, „scheint die Wirtschaft im Ruhrgebiet nun einen Kickstart hinzulegen.“
Wachsende Beschäftigung
Viele Indikatoren sprechen dafür: steigende Werte bei den Auftragseingängen, positive Meldungen bei den Erträgen, auch ein Beschäftigungsplus. Allerdings: „Um von einem Aufschwung zu sprechen, ist es noch zu früh“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen. Er spricht von einem Sommerhoch.
Euphorie kommt trotz der erfreulichen Konjunkturentwicklung nicht auf, weil hinter der historisch positiven Einschätzung der Lage die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen noch deutlich zurückbleibt. Nur 67 Prozent planen gleichbleibende oder steigende Investitionen.
In der Metall- und Elektrobranche, immerhin die Leitbranche der Region, die indes traditionell hinter der allgemeinen Wirtschaftslage hinterher hinkt, sind es sogar nur 42 Prozent. „Es sieht so aus, als trauten viele dem Braten noch nicht so recht“, interpretiert AGV-Geschäftsführer Erlhöfer. Erst müssten die Ergebnisse der Herbst-Umfrage abgewartet werden, um einzuschätzen, ob das Hoch sich in Richtung Aufschwung entwickelt.
Weit entfernt von Jubelstimmung sind die Verbandsvertreter auch deshalb, weil die Beschäftigtenzahlen besser als noch vor einem halben Jahr sind. Aber mit denen aus der Vergangenheit, als es noch vielmehr beschäftigungsintensive Industriebetriebe gab, sind sie nicht. Beschäftigte sind in Branchen gewechselt, in denen geringere Tariflöhne bezahlt werden. Und vor allem verliere das Ruhrgebiet gut ausgebildete Arbeitskräfte an andere Regionen. „Das bleibt ein Problem“, so AG-Sprecher Wengeler.
Metall und Elektro zieht nach
Positiv sei, dass auch in der Metall- und Elektro-Industrie (ME) 75 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage sprechen und 78 Prozent eine Fortsetzung des Trends erwarten. Zum Vergleich: Vor einem Jahr sprachen gerade einmal 53 Prozent der Firmen von einer positiven Geschäftslage. Damit schließt sich die Schere ein wenig, die seit geraumer Zeit zwischen der Gesamtwirtschaft und dem ME-Sektor besteht. Gerade in und um Bochum macht sich das bemerkbar. „Wir haben mit einigen Unternehmen gesprochen, die noch vor einem halben Jahr mit strukturellen Problemen zu kämpfen hatten und die jetzt mit Aufträgen gut gesegnet sind“, so Dirk W. Erlhöfer.
Einige Unternehmen haben weiterhin zu kämpfen
Allerdings bietet die Branche kein einheitliches Bild, es gebe weiterhin Unternehmen, die „trotz guter Voraussetzungen weiter zu kämpfen haben“, so Wengeler. Das gelte vor allem im Kraftwerks- und Bergbauzulieferbereich.