Bottrop. . Besucher des Bottroper El-Ele Zentrums für Migration erforschen die Migrationsgeschichte ihrer Vorfahren. Jetzt machten sie eine Stadtführung.

Schon seit Jahresbeginn erforschen die Kinder und Jugendlichen als Besucher des El-Ele, des Zentrums für Migrationsgeschichte der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop, Arenbergstr. 27, die Migrationsgeschichte ihrer Großeltern. Die 13- und 14-Jährigen haben türkische Wurzeln, ihre Großeltern kamen in den 19970-er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland.

Wie ist es ihnen ergangen? Was haben sie erlebt? Das sind die Fragen, die die neun Schüler bewegen. Am Freitag stand nun eine ganz besondere Stadtführung auf ihrem Programm. Ihr Stadtführer war Thomas Schwarzer, der stellvertretende Leiter des Referates für Migration der Stadt Bottrop. Er erzählte ihnen vieles über die Geschichte der Stadt Bottrop.

Namen in alten Adressbüchern gefunden

Er hatten den Kindern und Jugendlichen und El-Ele-Leiterin Semi Böge, die sie begleitete, Fotos von alten Bottroper Stadtansichten mitgebracht, und führte sie dann an die Schauplätze von heute, an die alte Mühle, den Altmarkt, den Pferdemarkt und auf die untere Hochstraße. Das Interesse der Schüler für die Stadtgeschichte war bei einem Besuch im Stadtarchiv geweckt worden.

Hier durften die Kinder und Jugendlichen alte Adressbücher einsehen, in denen sie in den Jahren 1970/71 tatsächlich die Namen ihrer Großväter fanden: Meistens alle unter einer Adresse an der Morianstraße: Hier befand sich damals ein Arbeiterheim, in dem die Gastarbeiter zunächst zusammenlebten.

15-minütiger Dokumentarfilm

„Die Kinder wussten gar nicht, dass ihre Großväter in der Türkei als Arbeiter angeworben worden sind“, wundert sich Semi Böge. Das bestärkt sie in ihrer Absicht, mehr über die Migrationsgeschichte der Großelterngeneration zu erforschen. „Wir haben nicht mehr so viel Zeit, etwas darüber zu erfahren“, sagt sie mit Blick auf das Alter der Großeltern.

Ihre eigenen haben die neun Mädchen und Jungen nun befragt. Ein Großvater hat sich sogar bereit erklärt, bei einem 15-minütigen Dokumentarfilm mitzuwirken, den die Kinder gedreht haben. Er hat ihnen erzählt, wie das damals war, als er nach Deutschland gekommen ist, hat von der Trennung von der Familie berichtet, die erst mal in der Türkei geblieben ist und von der Arbeit auf der Zeche.

Teil der Bottroper Stadtgeschichte

Im Winter soll der Dokumentarfilm vor großem Publikum voraussichtlich im Martinszentrum gezeigt werden. Dann wird auch der „Hauptdarsteller“, der Großvater, dabei sein. „Man hat gesehen, wie es ihn gefreut hat, dass sie Kinder sich für seine Geschichte interessieren“, erzählt Semi. „Mir ist es sehr wichtig, die Verdienste dieser ersten Generation zu würdigen. Sie gehören auch zur Bottroper Stadtgeschichte dazu.“