Bottrop. . Nicht alles, was viele Menschen für ein Denkmal halten, ist es auch tatsächlich.

  • Rotes Fachwerkhaus in Nähe des Waldes an der Lindhorststraße wird bald abgerissen
  • Alte Kirchhellener Traditionsgaststätte Dickmann-Keßler hat ebenfalls keine Zukunft mehr
  • Viele Bürger diskutieren engagiert und schwelgen in Erinnerungen an die alten Gebäude

Das alte Fachwerkhaus, das an der Lindhorstraße zwischen Gernot-straße und Nibelungenweg steht, wird demnächst abgerissen. Das historisch anmutende Gebäude in der Nähe des Kölnischen Waldes ist nicht das einzige, das bald weichen muss: Auch die traditionsreiche ehemalige Gaststätte Dickmann-Keßler an der Hauptstraße in Kirchhellen muss ja einem Neubau weichen.

Das Fachwerkhaus an der Lindhorststraße ist bereits von einem Bauzaun abgeriegelt. Ein Transparent an dem Zaun kündet davon, dass sich demnächst ein Abbruchunternehmen an die Arbeit machen wird. Auch auf dem Grundstück direkt daneben hat ein Abrissbagger einen ziemlichen Teil des Hausdachs abgetragen.

Stadt hat den Abriss des Hauses genehmigt

Etliche Bürger bedauern nicht nur den geplanten Abriss, sondern werfen auch die Frage nach dem Denkmalschutz auf. „Nicht alles, was von außen betrachtet ein Denkmal zu sein scheint, ist es am Ende auch wirklich“, gibt Stadtsprecher Andreas Pläsken jedoch zu bedenken. Als Beispiel führt er gerade die alte Kirchhellener Traditionskneipe an. „Die Gaststätte Dickmann-Keßler haben ja noch weitaus mehr Leute so eingestuft. Ein Denkmal war sie aber leider doch nicht“, erklärt der Stadtsprecher. Für das alte Gebäude an der Lindhorststraße 44 liegt auch eine Abrissgenehmigung der Stadtverwaltung vor. „Diese wäre sicher nicht erteilt worden, wenn es sich dabei tatsächlich um ein Denkmal handeln würde“, erklärt Andreas Pläsken.

Über Jahrzehnte immer wieder umgebaut

Die Gaststätte Dieckmann-Keßler an der Hauptstraße weicht einem Wohn- und Geschäftshaus.
Die Gaststätte Dieckmann-Keßler an der Hauptstraße weicht einem Wohn- und Geschäftshaus. © W.Labus

Die Bausubstanz dieses Fachwerkhauses ist außerdem ganz offensichtlich sehr schlecht. „Dicker Schimmel, aufsteigende Feuchtigkeit, und jeder Balken ist verfault“, lässt Architekt Ricardo Langer dazu wissen. Unabhängig von dem Beispiel an der Lindhorststraße macht Stadtsprecher Pläsken allerdings klar: Eine schlechte Bausubstanz einer historischen Immobilie wäre kein Grund, deren Denkmalschutz außer Kraft zu setzen.

Wohl aber, wenn besagte historische Immobilie über Jahrzehnte immer wieder umgebaut wird, bis die Substanz kaum noch erkennbar ist. Das geschah zum Beispiel mit dem alten Gasthaus Dickmann-Kessler an der Hauptstraße in Kirchhellen. Auch hier gab es nach der Schließung einen Vorstoß, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Vergeblich, weil von der historischen Substanz zu wenig erhalten war. Demnächst entsteht dort ein Wohn- und Geschäftshaus.