Bottrop-Kirchhellen. . Kein Bierchen an der Theke mehr. Kein Eintopf „gut-bürgerlich“. Wir haben im Dorf gefragt, was die Leute vom Aus für das alte Gasthaus halten.

Ein wenig trist wirkt es schon, spaziert man in diesen Tagen über die Kirchhellener Hauptstraße: Vor der traditionsreichen Gaststätte Dickmann-Keßler weist ein kleines weißes Schild darauf hin, das hier die Zeiten von Bierausschank und gutbürgerlicher Küche wohl für immer vorbei sind.

Die Speisekarten sind entfernt worden, auch Lichter brennen in dem einst belebten Gastraum des Hauses nicht mehr, die Rollläden sind teilweise heruntergelassen. Dass sich in den Räumlichkeiten noch einmal viel regen wird, scheint derzeit eher unwahrscheinlich - lediglich das Mobiliar wird auf dem Zettel noch zum Verkauf angeboten.

"Damit verliert das Dorf eine von derzeit zwei verbliebenen Kneipen"

Ein durchaus schmerzhafter Verlust für den Dorfkern, wie eine WAZ-Umfrage unter Kirchhellener Bürgern zeigt. „Damit verliert das Dorf eine von derzeit zwei verbliebenen Kneipen. Was gibt es denn sonst noch hier vergleichbares in Kirchhellen“, sagt etwa Ferdi Schmitz vom Kirchhellener Heimatverein.

Für den Heimatkundler geht neben der Kneipenkultur gleichzeitig auch ein noch verbliebenes Forschungsobjekt verloren, denn in den zahlreichen Schriften des Vereins taucht auch immer wieder die traditionsreiche Gaststätte auf. „Ich erinnere mich noch gut an die Hochzeiten der Kneipenkultur. 1966 gab es hier noch ganze 56 Kneipen.“

Den Umstand, das irgendwann Bier auch zuhause verfügbar gewesen sei, aber auch veränderte Arbeitszeiten hätten sich dann negativ auf die Kneipenkultur ausgewirkt. Mittlerweile habe sich die Struktur im Dorf zudem auch grundlegend verändert: So sei die Bebauung heute viel enger als vor einigen Jahrzehnten, Entsprechend schwieriger sei es wohl heute für Gastronomen, Konflikte mit Anwohnern zu vermeiden, mutmaßt Schmitz. „Wenn ich an eine Hochzeitsfeier denke, wäre das heute wohl schwierig.“

"Der Biergarten war immer schön"

Fragt man auf der Straße nach, bedauern die Kirchhellener das Aus der Gastronomie: „Schade drum. Alleine vom baulichen Aspekt her. Das ist ein tolles Haus und der Biergarten war immer sehr schön“, sagt etwa Heinz Zaczek.

Auch der Kirchhellener Volker Weber ist der Meinung, dass mit dem Haus Dickmann-Kessler ein Stück Lebensqualität in der Dorfmitte wegbricht: „Es ist einfach sehr schade. Es gibt immer weniger Laufkneipen. Generell wird das gastronomische Angebot ja leider immer kleiner.“

Für Marianne Schweifer ist die Schließung weniger ein persönliches Problem, für das Dorf findet sie es trotzdem schade: „Ich bin zwar nie selbst in der Gaststätte drin gewesen, schade ist es trotzdem. Das ist ein sehr schönes, historisches Gebäude.“ Mit dem Rückzug der Gastronomie, so befürchtet die Kirchhellenerin, könnte möglicherweise auch irgendwann ein Abriss des Gebäudes zum Thema werden. „Das wäre dann wirklich ein großer Verlust für das Dorf, wenn so ein historisches Gebäude weg wäre.“