Bottrop. . Die Station für Schlaganfallpatienten erhielt erneut ein Zertifikat für hohe Qualität. Hier werden wegweisende Verfahren angewandt

  • Knappschaftkrankenhaus betreibt Spezialstation für Schlaganfallpatienten
  • Diese Stroke Unit erhielt jetzt erneut ein Zertifikat für hohe Qualität
  • Hier werden wegweisende Verfahren angewandt

Schiefer Mund, Sprachstörungen, Schwindel, Gangunsicherheit und einseitige Lähmungen - die Symptome eines Schlaganfalls können unterschiedlich sein, mitunter sind sie auch nicht stark ausgeprägt. „Das Tückische ist, dass ein Schlaganfall nicht weh tut“, stellt Dr. Reinhold Dux, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Knappschaftskrankenhaus fest. Rund 800 Patienten wurden hier in der „Stroke Unit“ vergangenes Jahr wegen eines akuten Schlaganfalls behandelt. Bereits zum siebten Mal wurde die Klinik jetzt für die hohe Qualität der Behandlung zertifiziert.

„Wir sind stolz auf diese Erfolgsgeschichte“, erklärt Dux. Bei der ersten Zertifizierung 1998 sei die Stroke Unit des Knappschaftskrankenhauses eine der ersten überhaupt gewesen. Inzwischen sei eine flächendeckende Versorgung für Schlaganfall-Patienten gewährleistet, allein im Ruhrgebiet gebe es 26 Stroke Units.

Sechs Betten, demnächst acht

Die Spezialstation hilft Patienten mit akutem Schlaganfall. Sechs Betten hält das Knappschaftskrankenhaus hier ständig bereit, im neuen Anbau West wird die Station mit acht Betten noch größer sein.

Meilensteine der medizinischen Weiterentwicklung säumen den Weg seit der ersten Zertifizierung vor 20 Jahren. „Früher wie heute ist es jedoch so, dass schnelle Reaktion sowie sofortige und gezielte Behandlung die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Betroffene keine oder nur geringe gesundheitliche Einschränkungen zurück behält“, so der Chefarzt.

Eine große Chance biete darüber hinaus die Wiedereröffnung des verschlossenen Blutgefäßes, das den Schlaganfall ausgelöst habe. „Dafür gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten“, so Dux. Einerseits könne dies über die so genannte Lyse erfolgen, wobei das Gerinnsel über Medikamente in der Vene aufgelöst wird. Relativ neu ist das Katheterverfahren. „Dabei wird ein Katheter über die Leiste in die entsprechende Gehirnregion geführt. Vor Ort wird das Gerinnsel dann entweder mit einem Körbchen eingefangen oder abgesaugt“, erläutert Dr. Svenja Hennigs, Chefärztin Radiologie und Neuroradiologie. Im vergangenen Jahr wurde der Eingriff 25mal durchgeführt. Aktuelle Studien belegen die Wirksamkeit.

Zwei Verfahren

„Sowohl Lyse wie auch Katheterverfahren eignen sich jedoch nicht für jeden Patienten. Das Katheterverfahren ist in besonders schweren Fällen sinnvoll. Früher wären solche Patienten gestorben oder hätten schwerste Behinderungen davongetragen“, so Dux. Die Stroke Unit im Knappschaftskrankenhaus bietet diese Behandlung seit 2012 als eine von nur wenigen Kliniken im Ruhrgebiet.

Die Behandlung von Schlaganfall-Patienten erfordert enge Zusammenarbeit im Team von der Notaufnahme über die Behandlung auf der Stroke Unit bis hin zur Reha. Neurologen, Radiologen, Gefäßchirurgen und Internisten arbeiten stehen im Schulterschluss mit Pflegepersonal, Physio-, Sprach- und Ergotherapeuten.

Sofortiges Handeln entscheidet

„Die Entwicklung geht ständig weiter, Auf- und Ausbau der Akutbehandlung stehen weiterhin im Vordergrund“, meint Dr. Hennigs. Wichtig sei aber auch, die Sensibilität in der Bevölkerung und bei den Hausärzten zu erhöhen.

„Eine schnelle Reaktion ist unerlässlich“, so Dr. Dux. „Bei unklaren Symptome sollten Betroffene oder ihre Angehörigen lieber einmal zu viel den Notruf 112 wählen, als zu spät oder gar nicht. Beim Schlaganfall zählt jede Minute.“ Ein Beispiel: Der Patient war unmittelbar nach einem Schlaganfall eingeliefert worden. „Es dauerte keine Stunde, bis das Blutgefäß mittels Katheterverfahren wieder frei war. Der Patient hat - außer einem leicht schiefen Mund keine gesundheitlichen Einschränkungen zurückbehalten.“

INFO
Das Krankenhaus gründet mit dem Paritätischen eine Selbsthilfegruppe für Schlaganfall-Patienten. Erstes Treffen ist am Mittwoch, 15. Februar, 15.30 Uhr, im Reha-Zentrum Prosper, Zimmer 1.15. Einzelheiten unter der Rufnummer 02041 / 15-1701.