Bottrop-Kirchhellen. . Auf dem Hof von Spargelbauer Jörg Umberg in Kirchhellen verdienen viele Saisonarbeitskräfte schon seit zehn Jahren und länger ihr Geld.

  • Den Landwirten ist eine gerechte und rechtzeitige Bezahlung ihrer Mitarbeiter wichtig
  • Rechtsverstöße tolerieren Bauern schon aus Gründen der Wettbewerbsfairness nicht
  • Außerdem sind sie in der Erntezeit dringend auf zufriedene Saisonkräfte angewiesen

Auf ihre Saisonarbeitskräfte lassen die Spargelbauern so schnell nichts kommen. Denn trotz des überraschend frühen Starts in die Saison reisten die Erntehelfer aus Polen und Rumänien quasi auf Zuruf per Telefon auch schon einige Wochen vor der sonst üblichen Zeit an.

In diesem Jahr begannen die Bauern wegen des sonnigen Wetters im März sehr früh mit der Spargelernte. Rund 50 Erntehelfer arbeiten deshalb jetzt schon im Betrieb von Landwirt Jörg Umberg mit. „Am Wochenende kommen mehr“, sagt der Kirchhellener, und er betont, dass ihm zwei Dinge besonders wichtig seien: ein fairer Umgang und eine gerechte Bezahlung seiner Leute.

Gerechte und rechtzeitige Bezahlung ist wichtig

„In der Erntezeit sind wir dringend auf die Unterstützung unserer Mitarbeiter aus Osteuropa angewiesen“, sagt der Kirchhellener. „In der Spitze“ beschäftigt der Landwirt 180 bis 200 Saisonarbeitskräfte. Einige von ihnen arbeiten zwei Wochen lang, andere zwölf Wochen für ihn.

„Eine gerechte und rechtzeitige Bezahlung ist für uns oberstes Gebot. Wir wünschen uns ja schließlich, dass die Mitarbeiter auch im nächsten Jahr wieder auf unseren Feldern anpacken“, betont Umberg. Diese Praxis habe sich ganz augenscheinlich auch bewährt.

Normale Arbeitstage sind Neun-Stunden-Tage

Die Landwirte Friedrich Steinmann, Jörg Umberg sowie Barbara und Josef Kemna (von rechts) erklären, wie wichtig die Erntehelfer aus Osteuropa für sie sind.
Die Landwirte Friedrich Steinmann, Jörg Umberg sowie Barbara und Josef Kemna (von rechts) erklären, wie wichtig die Erntehelfer aus Osteuropa für sie sind. © Heinrich Jung

„Die Leute kommen wirklich gerne wieder, und das schon über Jahrzehnte“, unterstreicht Friedrich Steinmann, der langjährige Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. „Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlten, oder ihnen der ihnen zustehende Lohn nicht gezahlt würde, kämen sie bestimmt nicht wieder“, sagt der Kirchhellener. Bei den Landwirten hier im Umkreis zu arbeiten, sei für die Erntehelfer aus Osteuropa lukrativ. „Die Leute kommen hier her und wollen in kurzer Zeit möglichst viel verdienen“, erklärt Steinmann.

Die Landwirte achten allerdings darauf, dass die täglichen Arbeitszeiten nicht zu lang werden. Zulässig seien höchstens 60 Stunden pro Woche. Ein freier Tag sei Pflicht. „Normale Tage sind bei uns Neun-Stunden-Tage“, erklärt Jörg Umberg. „Es bringt ja auch nichts, die Leute zwölf Stunden oder länger arbeiten zu lassen. „Darunter leiden sie und letztlich ja auch die Qualität der Ernte“, betont der Kirchhellener. Denn wenn die Spargelstecher zu lange im Einsatz seien, lande zu viel Bruchspargel in den Erntekörben.

Erfahrene Spargelstecher verdienen deutlich mehr

Der Mindeststundenlohn für die Erntehelfer beträgt zurzeit 8,60 Euro. Ab November steigt er auf 9,10 Euro. „Es ist völlig klar, dass sich die allermeisten Betriebe an den Mindestlohn halten“, betont auch der Dorstener Spargelbauer Josef Kemna. Verstöße toleriere der Landwirtschaftliche Kreisverband absolut nicht. „Das ist ja schließlich auch eine Frage der Wettbewerbsfairness“, betont Friedrich Steinmann.

Erfahrene Spargelstecher verdienen auf den Bauernhöfen im Kreis ohnehin deutlich mehr als die Mindestlöhne. Um gut und gerne 50 Prozent höher sei deren Verdienst, schätzt Landwirtin Barbara Kemna. „Profis haben ein ganz anderes Lohnniveau als diejenigen, die neu im Geschäft sind“, erklärt auch Jörg Umberg.

Landwirt zahlt Prämien pro Stück und nach Klasse

Der Kirchhellener Landwirt etwa zahlt den Spargelstechern auch Prämien. Deren Höhe hänge nicht nur von der Stückzahl der gestochenen Spargelstangen ab, sondern auch von ihrer Güteklasse. Denn Spargel der Extraklasse zum Beispiel bringt im Verkauf schließlich auch dem Bauern mehr ein.

„Spargelstechen ist eine schwere Arbeit“, betont Landwirt Friedrich Steinmann. Die Landwirte achten deshalb nicht nur darauf, dass sich ihre Saisonkräfte nicht überfordern, sie schulen ihre Mitarbeiter auch. Davon profitierten letztlich alle. Jörg Umberg hat da ein Beispiel parat: Bevor eine Kolonne mit dem Spargelstechen beginnt, macht der Vorarbeiter, den Leuten vor, wie sie sich dabei am besten anstellen. „Es ist allen daran gelegen, dass niemand mit Rückenschmerzen auf dem Feld steht oder ganz im Bett liegt“, sagt der Landwirt. Ein ehrlicher und fairer Umgang miteinander stehe im Vordergrund. Denn die Erntehelfer arbeiten ja nicht nur auf Feld und Hof, sie leben dort in der Saison ja auch.