Bottrop. . Die Bottroper Stadtverwaltung sieht in dem Fairtrade-Titel keinen Gewinn für den fairen Handel - Alle Parteien im Stadtrat aber durchaus.

  • Als einziger Großstadt im Ruhrgebiet fehlt Bottrop fairer Titel noch immer
  • Stadtverwaltung der Bergbaustadt war Aufwand für Bewerbung zu groß
  • Doch Ratsparteien beauftragen sie einstimmig damit, sich darum zu kümmern

Dass Bottrop noch immer keine faire Stadt ist, nimmt der Rat nicht einfach hin. „Fast das ganze Ruhrgebiet gibt sich in Fairness die Hand. Das ganze Ruhrgebiet? Nein! Eine kleine Großstadt hört nicht auf, Widerstand zu leisten“, kritisierte Grünen-Ratsfrau Andrea Swoboda spöttisch im Stil der legendären Einleitung der Asterix-Hefte die Sonderrolle der Stadt.

Alle Großstädte im Ruhrgebiet sind als Fairtrade-Städte dem Fairen Handel verpflichtet, nur Bottrop nicht. Einstimmig beauftragte der Rat die Verwaltung damit, nun doch eine Bewerbung um den Fairtrade-Titel zu prüfen.

Batenbrocker Bürger erhielt Absage per Post

Die Stadtverwaltung hatte das vor kurzem noch abgelehnt. So hatte die Verwaltung dem Batenbrocker Franz-Josef Stapelmann, der sich seit Jahren für den Fairen Handel einsetzt, in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie sich nicht um den Titel Faire Stadt bemühen werde. „Eine zusätzliche Zertifizierung als Fairtrade-Stadt ist aus Sicht der Verwaltung als freiwillige Leistung mit erhöhtem Aufwand verbunden, ohne das ein zusätzlicher Gewinn in der Sache zu erkennen wäre“, heißt es in dem Schreiben.

Ein Drei-Gänge- Menü aus fair gehandelten Waren bereitete Koch Hendrik Meisel hier bei einer Aktion bei Küchen Schröder zu.
Ein Drei-Gänge- Menü aus fair gehandelten Waren bereitete Koch Hendrik Meisel hier bei einer Aktion bei Küchen Schröder zu. © Birgit Schweizer

Dem widersprechen die Grünen. „Wir möchten einen ersten Schritt in Richtung Fairtrade-Stadt Bottrop gehen“, sagte deren Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda. Sie wies darauf hin, dass Bottrop ja im Kulturhauptstadtjahr 2010 auch Teil der Fairen Metropole Ruhr geworden sein. Fair gehandelte Waren könnten die Bürger fast überall in der Stadt kaufen. Fairer Handel sei längst nicht mehr nur Sache der Eine-Welt-Läden. Mit dem Titel als Faire Stadt seien auch für das Image Bottrops nur Vorteile verbunden. „Das Thema ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Ich glaube, dass wir die Kriterien für den Titel locker erfüllen“, sagte Andrea Swoboda.

Seit gut neun Jahren bemühen sich Bürger darum

„Wir können die Argumentation gut nachvollziehen“, stimmte auch SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz, als Sprecher der größten Partei im Rat, dem Ansinnen der Grünen demonstrativ zu. Die Absage der Verwaltung löste ohnehin Erstaunen aus. So hatten die Ratsvertreter eine Auskunft des Ersten Beigeordneter Paul Ketzer im vorigen Sommer in einer Einwohnerfragestunde des Rates als Ankündigung verstanden, dass die Verwaltung in Sachen fairer Handel die Initiative ergreifen werde.

„Uns hat daher sehr überrascht, dass man jetzt sagt: ätsch, ätsch“, meinte ÖDP-Ratsherr Johannes Bombeck. Seit mittlerweile gut neun Jahren dringen Bürger darauf, dass sich Bottrop um den Titel Faire Stadt bewirbt. „Das ist mit äußerst geringem Aufwand machbar“, ist sich der ÖDP-Ratsherr sicher.