Bottrop. . Anwohner setzen sich seit Jahren dafür ein, dass auch Bottrop zur fairen Stadt wird. Die Verwaltung sieht darin aber keinen Gewinn.

  • Batenbrocker Bürger setzt sich seit Jahren für die internationale Auszeichnung ein
  • Die Absage aus dem Rathaus findet der Anwohner ausgesprochen beschämend
  • Denn Bottrop ist die einzige Großstadt im Ruhrgebiet, der dieser Titel immer noch fehlt

Bottrop ist keine faire Stadt, und die Stadtverwaltung erteilte einem hartnäckig darum werbenden Bürger mittlerweile die Auskunft, dass Bottrop auch überhaupt keine faire Stadt werden will.

Seit Jahren setzt sich Franz-Josef Stapelmann dafür ein, dass sich die Stadt um diesen Fairtrade-Titel bemüht. Jede Großstadt im Ruhrgebiet besitze mittlerweile ein solches Zertifikat, nur Bottrop immer noch nicht, bedauert der Batenbrocker.

Absage aus dem Rathaus kam per Post ins Haus

Im Sommer nach einer Bürgerfragestunde im Stadtrat wähnte Stapelmann das Vorhaben noch auf einem guten Weg. Schließlich sagte ihm Beigeordneter Paul Ketzer da noch zu, dass die Verwaltung die Initiative ergreifen werde und den Vorschlag prüfen wolle, dass auch Bottrop Fairtrade-Stadt werde. Da der Batenbrocker seither nichts mehr davon gehört hatte, fragte er ein weiteres Mal bei der Stadt nach und erhielt neulich Post - mit einer Absage.

Björn-Bruno Abraham, der Leiter des Ressorts, das für Belange des Oberbürgermeisters sowie des Rates und der Stadtbezirke zuständig ist, teilte in einem Schreiben an Stapelmann mit: „Zwischenzeitlich hat die Verwaltung weitere Prüfungen unternommen und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die Zertifizierung als Fairtrade-Stadt nicht weiter verfolgt werden soll“.

Bürger findet Haltung der Stadt beschämend

Einen Fairtrade-Markt gab es 2012 auf Anregung der früheren Stadtmarketinggesellschaft auf dem Berliner Platz.
Einen Fairtrade-Markt gab es 2012 auf Anregung der früheren Stadtmarketinggesellschaft auf dem Berliner Platz. © Birgit Schweizer

Der Ressortleiter wies darauf hin, dass es in Bottrop viele Initiativen sowie Händler und Gastronomen gebe, die Fairen Handel betreiben. Auch die Stadtverwaltung berücksichtige den Fairtrade-Gedanken bei Ausschreibungen. Aber, so begründet Abraham die Absage: „Eine zusätzlich Zertifizierung als Fairtrade-Stadt ist aus Sicht der Verwaltung als freiwillige Leistung mit erhöhtem Aufwand verbunden, ohne dass ein zusätzlicher gesellschaftlicher Gewinn in der Sache zu erkennen wäre.“

Franz-Josef Stapelmann bedauert die Abfuhr sehr. „Ich finde das Ganze ausgesprochen beschämend“, meint der Batenbrocker. „Im Vergleich zu den meisten Städten im Ruhrgebiet steht Bottrop da richtig schlecht da“, sagte er. So groß könne der Aufwand doch nicht sein, schließlich sei jede andere Reviergroßstadt in der Lage, sich aktiv für den Fairen Handel zu engagieren.

Andere Städte dürfen sich Fairtrade-Towns nennen

Als sich die Revierstädte im Jahr der Kulturhauptstadt in der „Magna Charta Ruhr 2010“ verpflichteten, auf Produkte aus Kinderarbeit zu verzichten, war auch Bottrop noch mit von der Partie. Die Stadt wurde so Teil der weltweit ersten Großregion mit dem Titel „Faire Metropole“. Ende 2015 wurde das Ruhrgebiet insgesamt erneut als Faire Metropole ausgezeichnet.

Den Fairtrade-Titel als einzelne Stadt besitzt Bottrop anders als viele Nachbarkommunen aber nicht. Dortmund, Castrop-Rauxel und Dinslaken zum Beispiel sind dagegen bereits seit 2009 Fairtrade-Städte und gehören zu den zehn ersten deutschen Städten, die mit diesem Titel ausgezeichnet wurden. 2015 haben diese drei Städte ihren Titel erneuert und dürfen sich bis 2019 Fairtrade-Towns nennen.

Verwaltung erstellt Übersicht über Initiativen

Die Stadtverwaltung erarbeite zurzeit jedoch eine Übersicht über jene Initiativen in Bottrop, die sich dem Fairen Handel schon verpflichtet haben, teilte Ressortleiter Abraham mit. Der Rat werde sich dann im Frühjahr damit befassen.