Bottrop. . Trotz Modernisierung bleiben im Bottroper Rathaus auch eine Reihe alter Fenster und mindestens einer der großen Heizkörper im Foyer erhalten.

  • Denkmalschützer retten Prägendes aus der Bauzeit vor hundert Jahren
  • Doch der Bau am Ernst-Wilczok-Platz soll ja fit fürs 21. Jahrhundert werden
  • Deshalb sitzen Denkmalpfleger mitunter auch zwischen allen Stühlen

Wenn die Stadt im kommenden Jahr mit der Modernisierung des historischen Rathauses beginnen wird, müssen ihre Mitarbeiter dabei berücksichtigen, dass das Gebäude-Ensemble am Ernst-Wilczok-Platz ein Denkmal ist. Selbst fürs Damen-WC in der ersten Rathaus-Etage sind Denkmalschutzregeln zu beachten. Eine Toilette wird doch wohl nicht unter Denkmalschutz stehen? Doch, sagt die Denkmalbehörde in Münster.

„Das ist ziemlich unspektakulär“, warnt Frank Schlecking vor, bevor er die Tür zur Toilette aufschließt. Den Schlüssel musste er sich erst im Büro gegenüber holen. Hinter der schon etwas beschädigten Holztür neben den Innovation-City-Büros befinden sich Damentoiletten. „Das sind hier Mitarbeiterinnen-WCs. Sie werden ja weiterhin benutzt“, erklärt der Mitarbeiter im städtischen Fachbereich für Immobilienwirtschaft.

Es kommt darauf an, einen Kompromiss zu finden

Die Rathaustoilette neben den Innovation City-Büros gilt als denkmalwert.
Die Rathaustoilette neben den Innovation City-Büros gilt als denkmalwert. © Heinrich Jung

Auch für die Denkmalschützer im Rathaus wird dessen Modernis ierung eine echte Herausforderung. „Für uns ins wichtig das richtige Maß zu finden. Wir möchten einerseits das alte Rathaus erhalten, es andererseits aber tauglich für das 21. Jahrhundert machen“, sagt Thorsten Kastrup. Dabei sitzen die örtlichen Denkmalschützer mitunter auch zwischen den Stühlen: Auf dem hat die Obere Denkmalbehörde Platz genommen, die die reine Denkmalschutzlehre vertritt; auf dem anderen die Modernisierer, die am liebsten alles komplett erneuern möchten. „Da kommt es dann darauf an einen Kompromiss zu finden“, sagt der städtische Denkmalschützer.

Von den Trennwänden im Damen-WC ist zwar an etlichen Stellen schon viel Lack ab, dennoch wollen die Denkmalschützer die Holzverkleidung bewahren. „Sie erlauben einen Rückblick in die alten Zeiten und sind exemplarisch für die Gestaltung von Toiletten aus der Bauzeit des Rathauses“, erklärt Kastrup. 1914/1916 war das Rathaus erbaut worden.

Darüber schmunzeln Denkmalschützer selbst ein wenig

Einen Anstrich werden im alten Stil werden die Holzwände bekommen. „Die Toiletten werden selbstverständlich saniert“, sagt auch Frank Schlecking, WCs und Handwaschbecken werden durch neue ersetzt. Noch führen die Bauplaner und Denkmalschützer Gespräche darüber, ob nicht noch ein weiteres WC in der zweiten Rathaus-Etage nach altem Vorbild wieder hergerichtet wird.

Dass WCs denkmalwert sind, darüber schmunzeln die Denkmalschützer selbst ein wenig. Sie entdecken im historischen Rathaus ja auch weitaus mehr, dass schützenswert ist. Die alten Fenster zum Beispiel. „Es gibt noch eine Reihe von Fenstern, die aus der Bauzeit des Rathauses sind“, sagt Kastrup. Auch die Natursteinelemente seien erhaltenswert oder auch die großen gut 100 Jahre alten Heizkörper im Foyer - wenigstens einen davon möchten sie erhalten.