Bottrop. Initiative für Chancengerechtigkeit in Bildung und Gesellschaft. Ausgleich schaffen für auslaufende Stiftungsmittel

Schüler mit Migrationshintergrund erreichen selten qualifizierte Schulabschlüsse, die Perspektiven für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn bieten. Ihr Anteil am Abiturjahrgang 2009 beträgt mit 50 Jugendlichen nur 15 Prozent, hat die RAA ausgerechnet (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien). Um die schulische Erfolgsquote junger Migranten zu erhöhen, unterstützte die RAA interessierte Jugendlichen mit Förderunterricht in den Kernfächern - mit erkennbarem Erfolg, erklärt Dieter Pillath, Leiter des Referats Migration in der Stadtverwaltung. Finanziert wurde dieser Förderunterricht fünf Jahre lang mit Mitteln der Mercator Stiftung, die insgesamt 270000 Euro zur Verfügung stellte. Nun zieht sich die Stiftung vereinbarungsgemäß aus der Finanzierung zurück. Um die Fortsetzung des außerschulischen Förderunterrichts zu sichern und die Arbeit der RAA zu unterstützen, wurde nun der „Verein für Chancengerechtigkeit in Bildung und Gesellschaft e. V.” gegründet. Dieser Förderverein der RAA unter Vorsitz von Rechtsanwalt Irfan Durdu verfolgt im Wesentlichen ein Ziel: Spendengelder einzuwerben, erklärt Paul Ketzer, stellv. Vorsitzender und städtischer Beigeordneter.

244 Schüler mit Migrationshintergrund profitierten 2007 von der Mercator-finanzierten Förderung in Mathematik, Deutsch oder Englisch. Soll der Förderbetrieb ungeschmälert fortgesetzt werden, muss die RAA jährlich 80000 Euro aufbringen. Die Stadtverwaltung sei bereit, die Hälfte des Betrags zu finanzieren, erklärt Ketzer. Um die übrigen 40000 Euro einzusammeln, will der Förderverein auch gezielt um die Unterstützung von Händlern, Gewerbetreibenden und Freiberuflern mit eigenem Migrationshintergrund werben. „Innerhalb der Zuwanderer-community ist die Bereitschaft groß, Mitverantwortung für den Bildungserfolg unserer Kinder zu tragen”, glaubt der Förderverein.

Seine sieben Mitglieder haben nicht nur den individuellen Erfolg der Migrantenkinder im Sinn. Ihre Perspektive ist auch eine gesamtgesellschaftliche: Die Zahl der jungen Einwohner mit Migrationshintergrund steigt ständig an. Eine alternde Gesellschaft wie die deutsche ist darauf angewiesen, die Ressourcen aller jungen Mitglieder zu nutzen. „Das sind die Menschen, auf die wir in 30 oder 40 Jahren unsere Gesellschaft gründen wollen”, stellt Vorsitzender Irfan Durdu fest. Der türkischstämmige Jurist, der in Bottrop aufgewachsen ist und sich als „Bottroper Jung” bezeichnet, bietet in den Augen des Fördervereins ein Beispiels für gelungene Integration. Mehr davon wäre hilfreich, erklärt Dieter Pillath: „Wir brauchen mehr Migranten in den Funktionsstellen der Gesellschaft.”

Diese Initiative laufe aber ins Leere, wenn gut ausgebildete junge Migranten - wie oft geschehen - in ihre Heimat zurückkehrten, erklärt RAA-Projektleiterin Yüksel Gür. Weil sie sich in Deutschland diskriminiert fühlten.