Bottrop. . Nach einem Unfall auf der A31 stoppt auf der Gegenseite ein Reisebus - um Fotos zu machen. Rettungskräfte sind fassungslos, aber auch machtlos.
Fassungslosigkeit bei Feuerwehr und Polizei: Während die Einsatzkräfte am Donnerstagnachmittag auf der A 31 einen Verletzten versorgen, die Autobahn teilweise sperren und dafür sorgen, dass der Rettungshubschrauber auf der Fahrbahn Richtung Emden landen kann (die WAZ berichtete), stoppt auf der Gegenfahrbahn auf dem Standstreifen ein Reisebus.
Wohl um den Fahrgästen einen guten Blick auf die Unfallstelle zu ermöglichen. „Die Einsatzkräfte konnten mehrere Fahrgäste beobachten, die durch die Scheiben des Busses das Geschehen filmten beziehungsweise fotografierten“, heißt es in der Mitteilung der Feuerwehr.
Appell an Schaulustige
Für Feuerwehr-Sprecher Christoph Lang, der auch als Einsatzleiter vor Ort war, ist das ein trauriger Höhepunkt. „Es hatte etwas Surreales. Zumal man das im Einsatz gar nicht sofort mitbekommt, weil anderes im Vordergrund steht.“ Grundsätzlich sei es normal und auch menschlich, dass die Leute Interesse an der Arbeit der Rettungskräfte haben. So lange Schaulustige Abstand halten und die Rettungsarbeiten nicht behindern, könne die Feuerwehr damit umgehen.
Man habe sich damit abgefunden, dass viele Menschen inzwischen Handy-Aufnahmen von solchen Einsätzen machten. „So lange hilflose Opfer nicht abgelichtet werden!“ Lang appelliert an die Schaulustigen, sich in die Lage der Opfer zu versetzen. Jeder möge für sich einmal prüfen, ob er in einer solchen Situation fotografiert werden möchte.“
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Ramona Hörst, Sprecherin der hiesigen Polizei, spricht angesichts der Vielzahl von Handy-Aufnahmen, denen die Kollegen an den Einsatzstellen inzwischen ausgesetzt sind, von einem „traurigen Volkssport“. Die Polizei habe nur dann eine Handhabe, wenn Einsatzkräfte behindert oder Verkehrsteilnehmer gefährdet würden. Dann gebe es Möglichkeiten, Verwarn- oder Bußgelder zu verhängen – etwa wenn mit dem Handy aus dem fahrenden Auto gefilmt wird.
Klaus Laakmann ist Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei Münster, die auch für den Abschnitte der A 31 zuständig ist. Seit 30 Jahren ist er im Dienst, an der Neugierde der Menschen habe sich nichts geändert, wohl aber an den technischen Mitteln, sagt er mit Blick auf allzeit verfügbare Handykameras.
Bei Unfällen auf Autobahnen hätte die Polizei nun die Möglichkeit, Sichtschutzwände aufzubauen. „Wir müssen aber überlegen, ob der zeitliche Aufwand das rechtfertigt.“ In anderen Fällen versuchten Kollegen, den Verkehr auf den Gegenfahrbahnen zu beschleunigen, um gefährliche Situationen zu verhindern. Doch das Schaulustige wirklich zur Rechenschaft gezogen würden, komme kaum vor. Meist fehle schlicht das Personal, um sich die Kennzeichen der Langsamfahrer, die man möglicherweise belangen könnte, zu notieren. Zum Fall vom Donnerstag sagt die Polizei Münster, dass das Halten auf dem Seitenstreifen eine Ordnungswidrigkeit sei. Es gebe jedoch keinen „Ermittlungsansatz“. Zumal die Polizei den Bus erst wahrgenommen habe, als er schon anrollte. Zusätzliche Schwierigkeit: Der Bus sei weiß und ohne Firmenaufschrift gewesen, ein Kennzeichen hätten die Einsatzkräfte von der Gegenfahrbahn aus nicht erkennen können.