Bottrop. Das Alpincenter muss Hundertausende Kubikmeter Boden am Nordhang aufschütten, damit die Freizeitstätte wieder sicher steht. Dazu hat das Unternehmen nur noch drei Jahre Zeit

Hundertausende Kubikmeter Boden muss das Alpincenter bewegen, um die Skihalle wieder standfest zu machen. Die Freizeitstätte an der Prosperstraße steht noch immer derart wackelig auf der Halde, dass die Stadt schon jetzt mit Schließung droht, falls das nicht schleunigst abgestellt wird. Dabei ist es nicht einmal ein halbes Jahr her, seit einer der Stadtsprecher vermeldet hatte: Keine Gefahr!

Instabile Nordseite

Noch steht die Skihalle offenbar auch sicher genug. Doch das Alpincenter muss noch in diesem Jahr mit der Verbreiterung der Halde beginnen, um für mehr Stabilität zu sorgen. Um die 400 000 Kubikmeter Boden sollen dazu innerhalb von drei Jahren am Nordhang angeschüttet werden. Denn die nördliche Seite der Halde hatten Experten als die instabile Schwachstelle ausgemacht, die auch die Skihalle zu sehr ins Rutschen bringt.

Auch interessant

Von Norbert Jänecke

Diese Bewegungen seien zwar geringfügig, doch in nur wenigen Jahren dürften die zulässigen Grenzwerte erreicht werden. „Dies würde in letzter Konsequenz die Schließung der Skihalle bedeuten“, begründete Oberbürgermeister Tischler in einer offiziellen Mitteilung an den Rat die Eile. Auch die zuletzt meist unter Verschluss gehaltenen Messdaten ihrer Bauaufsicht über die Standsicherheit der Skihalle legt die Stadt offen. Diese zeigen, dass eine Reihe von Pfeilern des Skihallendachs Millimeter um Millimeter wegrutschen. Dabei waren die Pfeiler erst vor drei Jahren mit Tonnen von Beton stabilisiert worden. „Dadurch haben sich die Bewegungen deutlich verlangsamt. Das hat uns Zeit gebracht“, so Alpincenter-Geschäftsleiter van Kranen, um die geplante Anschüttung der Bergehalde auf den Weg zu bringen. „Die Südseite der Halde steht stabil“, sagte van Kranen, also die Seite zur Kokerei an der Prosperstraße. „Die Nordseite hat aber Bewegung. Diese muss aufgehalten werden“, erklärte der Geschäftsleiter, warum es mit den seit 2011 vorliegenden Anschüttungsplänen nun so eilig wird.

Bäume schon gefällt

„Wir machen nicht alles auf einmal, sondern in drei Abschnitten“, versicherte van Kranen. Für die erste Etappe sind bereits Bäume gefällt und Grün gerodet worden. Die Arbeiten waren mit Einverständnis der Behörden vorgezogen worden, um die Stabilisierung der Halde nicht zu verzögern. Damit keine Tiere in ihrer Nist- und Brutsaison gestört werden, musste das Alpincenter bis Ende Februar fertig sein. Sonst hätte es mit der Anschüttung ein weiteres Jahr warten müssen. Die Stadt stellt denn auch eine baldige Genehmigung des Vorhabens in Aussicht. Ihre Fachämter seien dabei, die Pläne abschließend zu prüfen, doch: „Mit einer positiven Entscheidung ist voraussichtlich in wenigen Wochen zu rechnen“.

Schlamm statt Stein im Untergrund

Geschäftsleiter van Kranen ist sehr zuversichtlich, dass die Verbreiterung der Halde die nötige Stabilität für das Alpincenter bringt. Er beruft sich auf die Gutachten, die das Alpincenter dazu vorlegte. „Diese sind von Spezialisten für Haldenkörper erstellt worden“, sagte er, und auch die Bauaufsicht der Stadt signalisiert: „Die geotechnischen Gutachten versprechen eindeutig positive Auswirkungen auf das weitere Verformungsverhalten der Halde“.

Mit der Anschüttung am Nordhang der Halde kommt die Skihalle künftig mehr im Zentrum des Haldengipfels zu stehen. „Das Plateau steht jetzt ja nicht mittig“, sagte van Kranen. Im Laufe der Arbeiten werden nicht nur Wege für Fußgänger und Radler zum Gipfel hinaus neu angelegt, sondern auch für die Feuerwehr eine neue Zufahrt zu den technischen Anlagen des Alpincenters gebaut.

„Wir fangen bei Null an“

Über zehn Jahre lang sei die Halde an der Prosperstraße in regelmäßigen Abschnitten mittlerweile vermessen worden, um neue Erkenntnisse über ihren Zustand zu gewinnen. „Wir fangen bei Null an“, sagte van Kranen. Denn die Dokumentation aus der Bergbauzeit habe sich als „unvollständig und fehlerhaft“ erwiesen. Beim Kauf 1998 sei dem Alpincenter „vom Bergbau“ dagegen noch versichert worden, die Halde sei „mit homogenem Steinmaterial“ aufgeschüttet worden. Dies sei jedoch nicht der Fall.

Denn in der Halde sollen auch Flotationsberge eingebracht sein. Darauf weist auch Ratsherr Michael Gerber (DKP) erneut hin. Flotationsberge sind Schlamm, der entsteht, wenn Kohle aus fein gemahlenem Gestein gewaschen wird. Dies sei der Grund, warum die Halde ins Rutschen gerate, meint Gerber. Er bezweifelt, dass selbst das Anschütten von Zigtausenden Tonnen Boden die Halde stabil genug macht. Gutachter im Auftrag des Alpincenters hingegen sehen dafür eine „sehr große Wahrscheinlichkeit“.