Bochum. . Ohne Fördergelder keine Verlängerung der U35-Linie. Vor zwei Jahren ist das Projekt gescheitert. Die CDU hievt es wieder auf die Tagesordnung.

14 Stadtkilometer, zurückgelegt über 22 U-/S-Bahnstationen zwischen Herne-Strünkede und der Bochumer Hustadt in insgesamt 28 Minuten. Das sind bislang die wichtigsten Kenndaten der U 35. Der Plan, die sogenannte Campuslinie noch weiter bis nach Langendreer zu führen, ist zwar vor zwei Jahren jäh geplatzt. Aber jetzt wagt die CDU-Fraktion im Rat einen neuen Vorstoß.

Sie hat den Antrag gestellt, erneut eine Verlängerung der U 35 bis zur Haltestelle Unterstraße zu prüfen. Erfolgversprechend sei diese Prüfung deshalb, weil sich derzeit die Rahmenbedingungen der Förderprogramme ändern und politische Debatten um „Stickoxidbelastungen, Dieselfahrverboten und dem europäischen Ziel einer Dekarbonisierung der kommunalen Verkehre“ Einfluss auf die Förderbedingungen nehmen. „Daher erscheint es sinnvoll, noch einmal die Realisierung der Verlängerung einer U 35 zu prüfen“, sagt Dirk Schmidt, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion.

Vor zwei Jahren gescheitert

Zur Erinnerung: Im Mai 2017 stand im Rat der Grundsatzbeschluss zur Verlängerung der Campuslinie bis zur Haltestelle Unterstraße zur Debatte. Kurz vor der Sitzung zog die Verwaltung das Papier aber zurück. FDP&Stadtgestalter hatten herausgefunden, dass das von einem Gutachter errechnete Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKU) deutlich überhöht war und bei weitem nicht den geforderten Wert von 1 erreicht. Statt der erhofften 90-prozentigen Förderung der Gesamtkosten von 77 Millionen Euro hätte Bochum 0 Euro erhalten und die Streckenverlängerung alleine stemmen müssen. Dirk Schmidt ist zuversichtlich, dass die Rechnung heute anders aussehen würde und womöglich auch ein NKU-Wert knapp unter 1 für eine Förderung ausreichen könnte.

Verlängerung grundsätzlich sinnvoll

Eine passende Investition wäre der Bau nicht nur aus Sicht der CDU. „Verkehrspolitisch wäre eine Verlängerung der Campus-Linie bis nach Langendreer sinnvoll“, hatte Bochums Stadtbahn-Abteilungsleiter Karl-Heinz Reikat vor zwei Jahren gesagt. Und auch von der SPD gibt es Unterstützung: „Wir halten eine Verlängerung grundsätzlich für sinnvoll. Das haben wir auch schon vor zwei Jahren getan. Aber sie muss wirtschaftlich tragfähig sein“, sagt die Verkehrsausschuss-Vorsitzende Martina Schnell (SPD). Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Förderbedingungen sich ändern, gebe es bislang nicht. „Außerdem sollten wir auf jeden Fall die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung für den Bochumer Osten abwarten“, so Schnell. Bis Ende des Jahres will die Aachener Sachverständigengruppe IVV erste Resultate liefern. Dabei geht es um eine optimale Vernetzung von Ostpark, Mark 51/, Langendreer und der Ruhr-Uni.

Verkehrsträgeroffene Untersuchung

Indes gibt es auch Kritiker der Streckenverlängerung: So hatte sich die Ruhr-Uni dagegen ausgesprochen. „Wir lehnen eine Verlängerung der U35 zur Unterstraße ohne vorherige Durchführung einer Machbarkeitsstudie im Sinne des ‘Letter of Intent’ entschieden ab“, heißt es in einer Stellungnahme ans Tiefbauamt aus dem Jahr 2017. „Eine Realisierung dieser Verlängerung bedeutet eine erhebliche Mittelbindung, die sich nachteilig auf eine Direktverbindung von Mark 51/7 zum Campus auswirken würde.“ Zu Höherem streben derweil FDP/Stadtgestalter. Sie hatten seinerzeit eine trägeroffene Verkehrsanalyse gefordert und favorisieren eine Seilbahnlösung. Zumal: „Der tatsächliche NKU-Wert war so weit weg, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es selbst bei geänderten Bedingungen jetzt für eine Förderung reichen könnte“, sagt Fraktionsvorsitzender Felix Haltt.

Wie auch immer: Die Debatte um den Neueinstieg in den Streckenausbau steht wieder vor der Tür. Zwar hat die CDU ihren Antrag im Verkehrsausschuss erst einmal zurückgezogen. Aber das nur vorübergehend. Dirk Schmidt kündigt an: „Spätestens bei den Etatberatungen für den Haushalt 2020/21 kommt das Thema wieder auf den Tisch.“