Dahlhausen. . Hörster Holz soll Naturschutzgebiet werden. Förster informieren bei Spaziergang mit Politikern und Bürgern über „Zukunftsbäume“ und „Biotopholz“.

Die beiden Stadtförster Lothar Kühnen und Martin Erben wissen Bescheid über den Wald in Bochum. Ihr Publikum bei der Winterwanderung im Hörsterholz mit mehr als 50 Teilnehmern war entsprechend gespannt und schnürte trotz ungemütlichen Wetters das robuste Schuhwerk. Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) lud Politikerkollegen, Vertreter der Stadtverwaltung und Bürger zum traditionellen Spaziergang ins Grüne ein.

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„Wir möchten uns ein Bild davon machen, was zu tun ist“, sagte Gräf. Dass sich zu den offiziellen Gästen ungewöhnlich viele interessierte Bürger einfanden, lag wohl mitunter daran, dass das Hörsterholz kurz davor steht, ein Naturschutzgebiet zu werden. „Das Hörsterholz ist als Naturschutzgebiet vorgemerkt und es wird jetzt unter Federführung der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet festgesetzt, in welchen Waldbereichen wir welche Ziele verfolgen“, informierte Förster Martin Erben.

Kletterer soll Baumkronen prüfen

Bei Nieselwetter spazierte die Wandergruppe die Waldwege und -hänge entlang. Die erste Station war ein Buchenbestand, der an der Anliegerstraße Hörsterholz liegt. „Wir stehen hier vor dem Konflikt: Naturschutz versus Verkehrssicherheit“, so Stadtförster Erben. Die Buchen seien knapp über hundert Jahre alt und niemand könne sehen, was in der Baumkrone los sei. Ein dicker Ast habe sich in der Vergangenheit schon mal gelöst und anschließend im Gartenhäuschen gegenüber gesteckt. Um Anwohner und Verkehrsteilnehmer zu schützen, werde jetzt ein Kletterer in die Kronen geschickt, der sie prüfen und abtragen soll. „Die Stümpfe lassen wir in jedem Fall stehen. Es ist zwar totes, aber noch starkes Holz.“ Das sogenannte Biotopholz diene in Wäldern beispielsweise Fledermäusen als Höhle, so Erben weiter.

Gegner befürchten zu strenge Regeln

Die Umwidmung des Hörsterholzes vom Landschaftsschutzgebiet in ein Naturschutzgebiet hat nicht nur Befürworter .

Die Gegner befürchten, dass strengere Regeln in einem Naturschutzgebiet den Nutzwert des Waldes stark beeinträchtigen werden. In einer 2015 gestarteten Online-Petition werden z.B. die eingeschränkten Walderlebnisse der Kita-Kinder genannt und der Freilauf der Hunde.

Als zwei grundsätzliche Ziele im Hörsterholz definierten die Stadtförster „Erholungswert und Naturschutz“. Um einen Wald zu entwickeln, sei es nötig, einzugreifen. So nehme die Buche der Eiche an manchen Stellen zuviel Licht weg. Darum müssten auch im Wald hier und da Bäume gefällt werden.

Eiche und Esskastanie kommen in Frage

Auf der anderen Seite sollten bewusst gepflanzte Bäume heimischer Herkunft die Vielfalt und den Charakter des Waldes formen. „Eiche und eventuell etwas Esskastanie“ kämen im Hörsterholz in Frage. Interessantes erklärte Stadtförster Lothar Kühnen zum Begriff ,Waldrand’, der eine bestimmte Struktur aufweisen sollte: „Krautschicht, Strauchschicht und dann Bäume zweiter Ordnung. An einem vernünftigen Waldrand kann der Wind langsam ansteigen und knallt nicht mit voller Wucht gegen eine ausgewachsene Buche.“

Kühnen konnte auch die farbigen Markierungen der Bäume, die wohl vielen Spaziergängern Rätsel aufgeben, erklären: „Ich habe da mein eigenes System. In der Regel bedeutet ein schwarzer Ring: Zukunftsbaum. Gelb markiert den Entnahmebaum, der ihn bedrängt.“