Dahlhausen. . Am Ruhrort in Dahlhausen sollen auf einem Grabeland bald 64 Häuser stehen. Einige Anwohner freut’s, andere hingegen starten eine Protestaktion.
Am Ruhrort in Dahlhausen lässt es sich leben. Aufgelockerte Wohnbebauung, die Nähe zur Ruhr, viel Grün – auch Marina Elmentaler und ihr Mann Horst Petzker genießen diese Idylle. Von ihrem Grundstück blicken sie ins Grüne, mitten auf eine Kleingartenfläche. Doch diese ist seit April verwaist und verwildert zusehends. Den Pächtern wurde gekündigt, weil auf dem 2,6 Hektar großen Grabeland ein Neubaugebiet entstehen soll.
64 Wohneinheiten sind geplant
Das Ehepaar Elmentaler/Petzker und auch ihr Nachbar Guido Guminski sind entsetzt. 64 Wohneinheiten, aufgeteilt auf Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser, sollen ihnen vor die Nase gesetzt werden. So sieht es der Bebauungsplan Nr. 997 vor. Das Trio hat nichts gegen ein neues Wohngebiet. „Aber muss es gleich so groß sein?“, fragt Marina Elmentaler. Zudem werde viel Natur zerstört. 20 Singvögel haben die Anwohner gezählt, darunter sollen auch bedrohte Arten sein.
Schreiben an Bezirksbürgermeister
Deshalb startete das Trio jetzt eine Protestaktion. Im Internet wird um Mitstreiter geworben, die eine Online-Petition unterzeichnen. Und auch an Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) wandte man sich mit einem Schreiben. „Wir haben davon erfahren, wie sehr er sich für den Erhalt von Lebensräumen von Insekten und Bienen stark macht“, sagt Horst Petzker. „Bei uns hingegen soll ein großes Stück Bienenheimat zerstört werden.“
In diesen Tagen wird das Antwortschreiben von Marc Gräf am Ruhrort eintreffen. Der Inhalt dürften den Adressaten allerdings weniger gefallen. Denn der Bezirksbürgermeister steht hinter dem Wohnungsbau-Projekt. „Ich kann den Ärger der Anwohner zwar verstehen, denn sie wohnen sehr exponiert und idyllisch, aber bei politischen Entscheidungen kann das keine Rolle spielen. Da wird vor allem das gesamtstädtische Interesse berücksichtigt. Die Menschen brauchen Wohnraum.“
Bürgermeister: Gelände ist verwahrlost
Und die Stadt Flächen, die bebaut werden, um das wohnungspolitische Ziel zu erreichen, jährlich 800 neue Wohneinheiten im Stadtgebiet zu schaffen. Da passt es gut, dass das Unternehmen Dr. C. Otto sein Grundstück an die Wilma Immobilien AG verkauft hat. Wilma ist in Dahlhausen nicht unbekannt, aktuell entsteht durch das Bauunternehmen das Wohngebiet Ruhrauenpark, nur ein paar hundert Meter vom Ruhrort entfernt.
Bürgerversammlung am kommenden Montag
Im Rahmen der vorgeschriebenen frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung findet am Montag, 4. Juni, um 18 Uhr eine Bürgerversammlung im Sitzungssaal des Amtshauses Weitmar, Hattinger Straße 389, statt. „Dort kann sich jeder zu Wort melden“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf.
Der Planentwurf ist zudem im Foyer des Technischen Rathauses (Raum 1.0.210), Hans-Böckler-Straße 19, und auf www.bochum.de/bebauungsplaene einzusehen.
Im Gegensatz zu den Anwohnern hält Marc Gräf das Grabeland nicht unbedingt für schützenswert. Es sei doch sehr verwahrlost und auch keine richtige Kleingartenanlage gewesen. Als Retter der Bienen und Insekten wolle er hier jedenfalls nicht eingespannt werden: „Ich bin kein Vollzeitheiliger, muss nicht jede Fläche schützen – und gerade eben diese nicht.“
Auch auf Facebook gehen die Meinungen auseinander. Viele unterzeichnen die Online-Petition, einige sind aber auch froh, wenn der „Schandfleck“, wie Heike Jürgensen sich ausdrückt, verschwindet. Auch Oliver Wich findet, dass „nicht jedes Stück Brachland erhaltungswürdig ist und eine Bebauung mit hochwertigen Wohnungen den Stadtteil aufwertet“.
>>> HINTERGRUND Bürgerversammlung im Amtshaus
Im Rahmen der vorgeschriebenen frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung findet am Montag, 4. Juni, um 18 Uhr eine Bürgerversammlung im Sitzungssaal des Amtshauses Weitmar, Hattinger Straße 389, statt. „Dort kann sich jeder zu Wort melden“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf.
Der Planentwurf ist zudem im Foyer des Technischen Rathauses (Raum 1.0.210), Hans-Böckler-Straße 19, und auf www.bochum.de/bebauungsplaene einzusehen.