Stiepel. . Ulrike Ullrich hört als Geschäftsführerin des Stiepeler Theatervereins Preziosa auf. Schon ihr Vater und ihr Onkel waren im Vorstand aktiv.

Gestern Abend war Vorstandssitzung beim Theaterverein Preziosa 1889 Stiepel. Mit dabei: Ulrike Ullrich. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, hätte die langjährige Geschäftsführerin nicht bei der Jahreshauptversammlung vor ein paar Wochen ihr Amt niedergelegt. Doch dieses eine Mal wollte Ulrike Ullrich noch vorbeischauen. „Ich habe beim Aufräumen in meinem Büro so viele Unterlagen gefunden, die musste ich ja noch übergeben“, sagt sie.

Bestelltes Feld hinterlassen

Stets im Hintergrund aufgehalten

Seit 1964 ist Ulrike Ullrich Mitglied im Theaterverein Preziosa. „Obwohl ich da mit 16 überhaupt keinen Bock drauf hatte“, gibt sie zu. „Doch wenn die halbe Familie im Vorstand aktiv ist, hat man keine Wahl.“ Obwohl sie zu den Aufführungen mitging, hielt sich ihr Interesse in Grenzen. „Das kam erst mit Mitte 30 – dann aber richtig.“

Selbst auf der Bühne stand Ulrike Ullrich nie – weder bei den Theateraufführungen, noch beim Karneval, der seit 1979 gefeiert wird. „Ich war wohl mal Souffleuse und sitze im Fünferrat“, sagt Ulrike Ullrich, „aber das Theaterspielen ist nicht meins. Ich halte mich lieber im Hintergrund auf“.

Ulrike Ullrich macht halt keine halben Sachen und will ihrem Nachfolger ein bestelltes Feld hinterlassen. Als sie vor 16 Jahren die Geschäftsführung übernahm, sah das anders aus, erinnert sie sich: „Da habe ich einen schmalen Ordner bekommen, so nach dem Motto ,Mach mal’“.

Für Fragen immer da

Stephan Körber, der neue Preziosa-Geschäftsführer, soll es da einfacher haben. „Ich gebe auch weiterhin gerne Starthilfe und stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung“, sagt Ulrike Ullrich. Doch sie ist sicher, dass ihr Nachfolger das Kind schon schaukeln wird. „Ich habe bei ihm ein sehr gutes Gefühl“, sagt die 69-Jährige, die nicht etwa aufhört, „weil ich die Kollegen blöd finde, sondern weil ich die Verantwortung abgeben wollte.“ Die liegt nun in jüngeren Händen – Körber ist knapp 30 Jahre jünger als Ullrich.

Mit dem Ausscheiden von Ulrike Ullrich endet bei Preziosa eine Ära. Schon ihr Vater Kurt Degener und ihr Onkel Paul Degener waren im Vorstand und darüber hinaus aktiv. Ulrike Ullrich führte seit Beginn des Jahrtausends quasi die Familientradition fort. „Damals bildete sich der Vorstand fast komplett neu“, erzählt Ullrich. „Wir waren eine gut funktionierende Truppe, alle kurz vor der Rente, von der ich allerdings die letzte Verbliebende war.“

Entspannt auf der anderen Seite

Bei der Quartalsversammlung am 16. April wird Ulrike Ullrich erstmals seit vielen, vielen Jahren wieder „auf der anderen Seite“ sitzen und das Geschehen „ganz entspannt“ verfolgen. „Es ist wirklich nicht so, dass ich keine Lust mehr hatte“, stellt sie noch einmal klar, „aber man wird halt nicht jünger.“ Das merkte sie zuletzt vor allem daran, „dass ich nachts nicht schlafen konnte, weil mir in Sachen Vorstandsarbeit so viel durch den Kopf ging. Das war früher nicht so“.

Eine Woche Urlaub auf dem Schiff

Dem Theaterverein will Ulrike Ullrich auf jeden Fall weiter treu bleiben. „Und ich helfe auch gerne mal beim Kartenverkauf, wenn Not am Mann ist“, kündigt sie an. Aber mehr halt nicht. Zuhause warte genug Arbeit, sagt Ulrike Ullrich mit Blick auf den großen Garten. „Und mein Mann Wilfried und ich verreisen ja auch gerne. Immer mal eine Woche, am liebsten auf Kreuzfahrtschiffen.“ Für beides sollte nun genügend Zeit bleiben.