Bochum-Mitte. Der Bezirk Mitte in Bochum will Pfandringe im Bermuda-Dreieck an den Abfallcontainer installieren lassen, um für Flaschensammler mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen. Auch birgt das Wühlen im Müll Risiken. Zunächst sollen 14 Exemplare für eine zweijährige Testphase gekauft werden.

Wer sich abends auch nur eine halbe Stunde Zeit nimmt, im Kneipenviertel einen beliebigen Müllbehälter im Auge zu behalten, sieht bei trockenem Wetter gut ein Dutzend von Pfandsammlern, die mit Taschenlampe hineinleuchten in der Hoffnung auf Flaschen, die ein paar Cents einbringen.

Doch das Wühlen im Müll birgt Risiken wie Glasscherben und Spritzen oder Wespen im Sommer. Um diesen Menschen das entwürdigende Prozedere zu ersparen, hatten SPD und Grüne im Bezirk Mitte schon im April beantragt, so genannte Pfandringe einzuführen: Ein positiver Aspekt wäre auch die zum Ausdruck gebrachte gesellschaftliche Akzeptanz der Sammler, so hieß es damals.

Leerungskosten in Höhe von 260.000 Euro pro Jahr

Noch in der September-Sitzung des Gremiums aber hatte die Stadt abgewunken: Diese Pfandringe seien teuer (185 Euro pro Stück), würden vor allem zusätzliche Leerungskosten in der Innenstadt in Höhe von 260.000 Euro pro Jahr und mehr zeitlichen Aufwand beim Leeren der Papierkörbe verursachen.

In einem neuerlichen Vorstoß hat die Koalition diese Bedenken zerstreut: Jan Matzoll (Grüne) wusste zu berichten, dass ein Pfandring nun für 120 Euro (inklusive Befestigung) zu haben wäre und keinerlei Mehraufwand beim Müllentsorgen bedeutete: „Die Abfallkörbe können wie bisher geleert werden.“

Akzeptanz im Bermuda-Dreieck ist schon jetzt groß

So beantragte seine Fraktion gemeinsam mit SPD und Piraten, im Bermuda-Dreieck als Versuch für zwei Jahre an 14 Müllbehältern Pfandringe anzubringen in der Farbe signalviolett. „Das repräsentiert keine der Parteien im Bezirk und gilt somit als neutral“, so Matzoll, „danach werten wir aus und gucken, ob’s funktionierte“.

Die Idee wurde schließlich mehrheitlich angenommen. Einkauf, Lieferung und Befestigung dürften nicht mehr als 2500 Euro kosten. Diese Mittel will die Bezirksvertretung selbst aufbringen. Die Akzeptanz im Bermuda-Dreieck ist schon jetzt groß; so hatte das Mandragora am Konrad-Adenauer-Platz unlängst selbst einen Korb für Flaschen an einem Papierkorb angebracht. Dirk Steinbrecher: „Wir mussten ihn auf Druck der Bogestra wieder entfernen, weil er direkt am U-Bahnzugang war.“

Diskussion über den Standort

Bevor der Bezirk den Vorschlag bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung annahm, entbrannte eine Diskussion über den Standort. Die CDU etwa wollte die Pfandringe zunächst im kleinen Rahmen testen. Zudem regte James Wille an, andere Anbieter mit ins Boot zu holen als nur allein Paul Ketz, auf dessen Idee und Entwurf der Pfadring zurückgeht. Er hat einen Prototyp in Köln designt, der Pfandring ist im Rahmen eines Semesterprojektes entstanden.

Überdies wurde der Bahnhofsvorplatz von anderen Mitgliedern als besserer Pilot-Standort ins Gespräch gebracht, weil dort die Zerstörungsgefahr wohl geringer sei als im gut besuchten Bermuda-Dreieck; bei betrunkenen Besuchern herrsche mitunter der Hang zur Zerstörung vor.

Dazu Karsten Finke (Grüne, beratendes Mitglied in der Bezirksvertretung): „Wir sollten den Test dort machen, wo es am extremsten ist: im Bermuda-Dreieck.“