Bochum. Zurück in die Zukunft geht’s im neuen Seminarraum „The Room“. An der Castroper Straße wurde ein altes Industriegebäude für Tagungen fit gemacht.
„Es muss anders sein“, sagte sich Dieter Hüsten. Anders als die stereotypen Tagungsräume mit kaltem Neonlicht, dezent kariertem Teppichboden, seelenlosem Mobiliar und eintönigem Fingerfood für die Pausen. Der Bochumer Fotograf nahm sich Zeit, viel Zeit, um seine Vorstellungen von einem außergewöhnlichen Ort für Firmenseminare umzusetzen. Das Ergebnis ist jetzt buchbar. Titel: „The Room“.
35.000 Treffer listet Google beim Stichwort „Seminarräume Bochum“ auf. Von der Jugendherberge im Bermudadreieck bis zu Sälen von Gaststätten, von der Ruhr-Universität bis zum Jahrhunderthaus. Größter Anbieter sind Tagungshotels, wie sie für Großstädte wie Bochum typisch sind. „Genau das ist das Dilemma“, meint Dieter Hüsten. „Die gängigen Räume sind zwar zweckmäßig und technisch gut ausgestattet. Sie haben aber meistens keinerlei Charakter.“
Industriegebäude wurde einst als Ankerwickelei genutzt
„The Room“ will den Kontrast schaffen. Dazu leistet die industrielle Vergangenheit den entscheidenden Beitrag. Im Hof an der Castroper Straße 89, unweit des Stadions, betrieb die Maschinenbaufirma Vogelsang einst eine Ankerwickelei. Massive Stahlträger und Ziegelstein-Wände zeugen bis heute davon.
Für Dieter Hüsten war es das perfekte Ambiente, um hier vor 30 Jahren seine Agentur für Mode- und Werbefotografie anzusiedeln. Im vergangenen Jahr setzte er sich mit seinen „Network Studios“ kleiner, konzentriert sich seither auf das Atelier im ersten Stock. Die 60 Quadratmeter im Erdgeschoss wurden für die Agentur nicht mehr gebraucht.
Baustrahler und Retro-Hängelampen
Der 61-Jährige grübelte. Er habe „etwas kreieren wollen, das dem alten Industriecharme gerecht wird“, zugleich aber auch wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig betrieben werden kann. Alsbald war die zündende Idee geboren. Hüsten: „Geschäftspartner und Freunde hatten immer wieder geklagt, dass es in Bochum und Umgebung an spannenden, originellen Tagungs- und Seminarräumen fehlt. Da wusste ich: Das ist es!“
Ein halbes Jahr hat der Werbe-Profi gebraucht, um „The Room“ zu planen und einzurichten. Alles soll dem Ursprung des Fabrikgebäudes gerecht werden: die LED-Baustrahler und Retro-Hängelampen, die eigens angefertigten Roll-Tische, drei Arten von Stühlen („danach habe ich ewig lange gesucht“) bis hin zum alten Parkettboden, der in Schwerstarbeit aufgefrischt wurde.
Stadion-Grill liefert die Currywurst
Bis zu 20 Personen finden Platz. Die Technik genügt modernsten Ansprüchen. Das Catering passt sich der Ruhrpott-Tradition an: Neben Spaghetti oder Penne vom Italiener gibt es auf Wunsch auch Currywurst mit Pommes Schranke vom nahen Stadion-Grill.
Betreiber unterstützen Umweltprojekt
Die „The Room“-Betreiber arbeiten mit einer Raum- und Getränkepauschale. Nur Frühstück, Mittagessen und Kuchen gehen extra.
Drei Prozent der Einnahmen werden für das Umweltprojekt „Mondberge“ gespendet, versichert Geschäftsführer Dieter Hüsten.
Alle Infos auf www.theroom.ruhr.
Als „Freiraum für Seminare, Workshops, Meetings“ wirbt Dieter Hüsten für sein Zurück-in-die-Zukunft-Raumkonzept. Jetzt ist Durchhaltevermögen gefragt. „Natürlich braucht ein solches Projekt Zeit, um am Markt bekannt zu werden“, weiß der Bochumer. Immerhin: Die ersten Gruppen haben sich bereits eingefunden. Weitere Anfragen liegen vor, auch dank zweier Event-Agenturen, die „The Room“ vermarkten.
Hoffnungen liegen auch bei der IHK
Große Hoffnung legt Hüsten zudem auf die Industrie- und Handelskammer (IHK): „Auch dort sind wir jetzt gelistet.“ Getragen von der Zuversicht, dass es immer mehr Firmen gibt, die für ihre Tagungen oder Schulungen das Besondere, das Andere suchen.