Bochum-Gerthe. Die Ferienwoche in Bochum-Gerthe hat es in sich: Jeden Tag erdenken und gestalten Kinder und Jugendliche im Theater Traumbaum neue Welten.

Die Aufgabe: Emotionen zeigen. Nicole übernimmt das Kommando und ruft sofort „verliebt!“. Es ist kein Leichtes für die Gruppe aus 23 Kindern und Jugendlichen, dem Gefühl auf der Stelle Ausdruck zu verleihen. Von Versuch zu Versuch werden die Gesichtszüge jedoch aussagekräftiger, die Körperhaltung wird ebenfalls einbezogen – alle agieren auf ihre ganz eigene Art, da die Blicke nach vorne gerichtet sind und die Bewegungen gleichzeitig ausgeführt werden.

Programm soll Rahmen für Kreativitätsentfaltung geben

Alle machen mit: Teilnehmer und das Team posieren auf der Bühne, Ralf Lambrecht gibt „Möbel“ als Stichwort. Foto: Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services
Alle machen mit: Teilnehmer und das Team posieren auf der Bühne, Ralf Lambrecht gibt „Möbel“ als Stichwort. Foto: Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services © Unbekannt | Unbekannt


Die Aufwärmübung zeigt im Kleinen, was die Sommerferien-Woche im Kinder- und Jugendtheater Traumbaum im Großen fördern möchte: Den Teilnehmenden Freiheit geben und Kreativität gesteuert anfachen. Das Motto der Aktion „Weltenwandler/innen – Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!“ bietet zweifellos einiges an Anstößen. Nachdem in den Vorjahren häufiger angefragt wurde, ob es denn auch ein Ferienprogramm im Theater gäbe, konnten die Theaterleiter Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht mit Unterstützung des Integrationszentrums der Stadt Bochum das Projekt realisieren. Es ist Teil des Kulturrucksacks NRW.

Spontaneität ist das A und O im Theater

Die beiden bilden zusammen mit den Töchtern Mira und Anna-Lotta Iserloh das Team, das durch die Woche führt. Dabei gibt es keinen von vorneherein feststehenden Plan. Wichtig ist ihnen, demokratisch mit den Teilnehmenden zu entwickeln, was letztendlich bei der Werkstattaufführung am Samstag in den Räumen des Kultur-Magazins Lothringen und auf der Bühne passieren wird. „Wir wissen selber noch nicht, was rauskommt – vielleicht wird es auch eine inszenierte Aktion im Gerther Stadtteilzentrum geben“, sagt Birgit Iserloh.

Kinder werden in Programmgestaltung einbezogen

Am ersten Tag der Woche hat sich die Gruppe erst einmal kennengelernt und auch Ideen gesammelt, die sie mit dem Thema verbindet. Diese werden im Verlauf der Woche ins Programm einbezogen. Außerdem hat jedes Kind ein Logbuch gestaltet, das es während der Ferientage befüllen kann – und zwischendurch wurde auch noch mit mitgebrachtem Essen gepicknickt. Das Resümee eines Teilnehmers: „So viel hätte ich zu Hause nicht gemacht.“ Auch das vierköpfige Leitungsteam ist platt nach einem so vollen Tag.

Ziel: Anliegen auf die Bühne bringen

Das merkt man ihm am Morgen freilich nicht an: Gut gelaunt und energiegeladen werden die Kinder empfangen, einige Programmpunkte werden spontan entwickelt und durchgeführt. Diese tragen Namen wir „Geräuschekino“ oder „Marktschreier“. „Wir lieben unseren Beruf“, sagt Birgit Iserloh, die schon seit 1985 im eigenen Theater arbeitet, spielt und schafft. „Wir sind kein Theater mit Textvorlage. Uns ist zudem wichtig, nicht den moralischen Zeigefinger zu erheben, sondern ein Anliegen anzusprechen und auf die Bühne zu bringen.“ Dabei haben sie und Ralf Lambrecht häufig den richtigen Riecher: Schon im Jahr 2000 haben sie ein Stück gegen rechte Gewalt inszeniert, im kommenden Jahr wird das Thema Bodyshaming eine wichtige Rolle spielen.