Hordel. . Die Hordeler Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins ist eng mit dem Bergbau verbunden. Mitglieder bauten im 2.Weltkrieg Luftschutzstollen.

Auf eine knapp 100-jährige Vereinsgeschichte kann der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) Bochum-Hordel inzwischen zurückschauen. Damals waren es Bergleute aus den Zechen Hannover, Hannibal und Carolinenglück, die einen Wanderverein, die heutige SGV-Abteilung, gründeten.

Bergleute von der SGV-Abteilung Hordel bei einem Festumzug beim Fest des Sauerländischen Gebirgsvereins in Lüdenscheid
Bergleute von der SGV-Abteilung Hordel bei einem Festumzug beim Fest des Sauerländischen Gebirgsvereins in Lüdenscheid © Haarmann

Mitglieder wohnten in der Kappskolonie

Sie wohnten in der Kolonie Dahlhauser Heide, im Volksmund auch „Kappskolonie“ genannt, direkt an der Grenze zu Wanne-Eickel in Hordel. Die Anfang des 20. Jahrhunderts von der Familie Krupp gebaute Bergarbeitersiedlung wurde 1975 unter Denkmalschutz gestellt, nachdem die Stadt Bochum die Sanierung der Siedlung begonnen hatte.

„Dank des starken Zusammenhalts der Bergleute und mit Unterstützung der Kruppschen Verwaltung entwickelte sich eine vielbeachtete Abteilung im ganzen SGV“, sagt Wolfgang Haarmann, der bereits seit 1973 Mitglied der Vereins ist.

Bergleute bauten Luftschutzstollen

Besonders hervorgetan hat sich der SGV in Bochum-Hordel während des Zweiten Weltkrieges: Weil man den Luftangriffen wehrlos ausgesetzt war, reifte unter den männlichen Mitgliedern, die weitgehend bergmännisch geschult waren, der Plan, in der Kolonie Dahlhauser Heide einen Luftschutzstollen für die Zivilbevölkerung zu bauen.

SGV-Mitglieder schützen heimische Singvögel

1921 hoben 15 Mitglieder den „Wander- und Mandolinenclub Frisch auf” aus der Taufe, erst 1933 schlossen sie sich dem Sauerländischen Gebirgsverein an.

Der Verein betreibt auch Naturschutzarbeit. „Insbesondere schützen wir heimische Singvögel, organisieren Nistkästen und Futterstellen“, so Haarmann.

Mit Unterstützung der Kruppschen Verwaltung wurde 1943 der Bau in Angriff genommen. Der Stollen bot dank der bergmännischen Fähigkeiten der Mitglieder in zwölf Meter Tiefe etwa 1200 Menschen Schutz vor Bomben. Bei Fliegeralarm stand er der gesamten Bevölkerung zur Verfügung. „Auch ich war damals als Bursche bei Bombenangriffen im Stollen und hatte das Gefühl, dort sicher zu sein, da der Stollen ja von Experten gebaut wurde“, erzählt Wolfgang Haarmann. Die Abteilung Hordel, eng verbunden mit dem Kohlebergbau, hat diese Verbundenheit in Festumzügen des SGV durch das Tragen von Bergmannsuniformen zum Ausdruck gebracht.

Verein hat rund 250 Mitglieder

Etwa 250 Mitglieder habe der Verein aktuell, sagt Wolfgang Haarmann. „Zu Spitzenzeiten waren wir sogar 950 Mitglieder“, erinnert sich der 89-Jährige. Inzwischen zählen kaum mehr Bergleute zu den Vereinsmitgliedern. Junge Leute zeigten leider weniger Interesse an einer Vereinsmitgliedschaft, so Haarmann.

Mit einem Ausbau der Kulturarbeit wolle man dies ändern: „Das Wandern spielt bei uns altersbedingt nicht mehr die erste Geige.“ Neben den bereits existierenden Seniorentanz- und Zupfmusikgruppe überlegen Vereinsmitglieder, auch wieder eine Laienspielgruppe und vermehrt Museumsbesuche anzubieten, um vermehrt jüngere Leute zum Mitmachen ermuntern zu können.

Vor dem SGV-Wanderheim
Vor dem SGV-Wanderheim © Haarmann

Das Wanderheim wurde 1933 errichtet

Das Wanderheim des Vereins liegt ganz in der Nähe der Siedlung Hordeler Heide. Es wurde 1933 errichtet und in den späteren Jahren erheblich erweitert. Nach Stilllegung der Bochumer Zechen Hannover und Hannibal konnten die Hordeler zur Erinnerung an den größten Arbeitgeber vor dem Wanderheim zwei Loren dieser Zechen aufstellen. „Sie stehen dort zum Gedenken an die jetzt zu Ende gegangene Bergbauzeit“, so Wolfgang Haarmann. Auch ein Bergmann in Stein, ein dreidimensionales Relief, hat einen Ehrenplatz im Hordeler Wanderheim gefunden. Es stammt aus dem Barbaraheim, einem früheren Betriebsgebäude der Zeche Barbara an der Kemnader Brücke in Stiepel.

Wolfgang Haarmann: „Der Bergmannsruf ,Glück auf’ verhallt immer mehr. Der Wanderergruß ,Frisch auf!’ tritt wieder in den Vordergrund.“