Mitte. . Im Rahmen des „Wright-Streetart-Festivals“ führt ein Graffiti-Spaziergang durch die Innenstadt. So manches Motiv ist kunstvoll, keine Schmiererei.

Noch immer gibt es nicht wenige Bürger, die sich über „diese Schmierereien“ an Garagentoren, Hauswänden oder Brücken aufregen. Dass beileibe nicht jedes Graffito eine Farbsauerei ist, erklärte der Experte Sebastian Hartmann einer Gruppe von 20 Kunstinteressierten im Rahmen des Trans-Urban-Festivals. Ausgehend von der Sold Out Gallery schräg gegenüber dem Schauspielhaus, lud der 36-Jährige zu einem interessanten Spaziergang durch das Ehrenfeld und das Bermuda-Dreieck.

Teilnehmer aus Düsseldorf

„Das ist eine Kunstform, die Vandalismus vorbeugt“, sagt Sebastian Hartmann und deutet auf ein sorgfältig besprühtes Garagentor im Ehrenfeld. Die Bilder verhindern oft neuerliche Schmierereien. Ein paar Meter weiter dann andere Formen der – mehr oder weniger künstlerischen – Meinungsäußerung: An einer Parkplatzeinfahrt prangen die Begriffe „Antifa“ und „Acab“. Antifa steht für antifaschistisch – und darauf sollte man sich ja einigen können – eine Selbstverständlichkeit. Bei „Acab“ wird es dann schon heikel. „All Cops are Bastards“ bedeutet soviel wie „Alle Bullen sind Bastarde“. Diese Gesinnungsaufdrängung verrät den Schwachsinn des Verfassers.

Berthold Scholz ist extra aus Düsseldorf gekommen, um an diesem Spaziergang teilzunehmen. „Street Art ist meine Leidenschaft“, sagt der 50-Jährige. Er fährt oft durch die Gegend auf der Suche nach neuen, innovativen Graffiti.

Kunstvolle Kalligraphie an der Hauswand

Vor dem „Rap X“ auf der Alten Hattinger Straße gibt’s den nächsten Halt. Enoc 801, so der Künstlername, hat eine kunstvolle Kalligraphie an der Hauswand angebracht. Martin Magielka erklärt, was Laien nicht erkennen: „Das ist der Songtext von ,Members oft the right brigade‘ von der Punk-Band Bad Brains.“

An der Rotunde dann schon wieder Kunst, diesmal eine, über die sich noch nicht einmal Vollspießer ereifern dürften. Die Betreiber des alten Katholikentagsbahnhofs haben die Fläche freigegeben, die „Oreo“ jetzt mit mehreren Sprühdosen bearbeitet. Es entsteht das Bild eines hübschen jungen Mädchens mit einem gelben Lolli im Mund.

Spontan hat sich ein älterer Herr in einem hellbraunen Anzug hinzugesellt. „Ich bin sehr an Kunst interessiert, male auch selbst“, sagt Rüdiger Jackowski. „Ich finde es spannend, was in anderen Kunstrichtungen passiert, aber so etwas traue ich mir nicht zu.“

Manche verraten Kunstsinn

Weiter geht’s vorbei an der Buchhandlung Janssen, wo passend der Spruch angemalt ist: „Literatur ist Kampf gegen Unwissenheit.“ Nächstes Ziel ist die U-Bahn-Unterführung zum Hauptbahnhof, hier sind die Wände voller Graffiti – manche verraten echten Kunstsinn, andere sind einfach nur blöd. Dann ist der Streetart-Spaziergang beendet.

Festival läuft noch bis 27. Oktober

Wright ist ein Neuwort. Es ist zusammengesetzt aus „write“ und „right“ und ergibt so in seiner deutschen Übersetzung: „schreibe richtig“. Im Englischen bedeutet „wright“ aber auch „der Macher“.

Das erstmals stattfindende Festival dauert noch bis zum 27. Oktober und beinhaltet verschiedene Kunstformen. Gefördert wird es unter anderen von den Stadtwerken Bochum und Bochum Marketing.