Mitte. Die Abschlussklasse ‘57 kam zum Klassentreffen zusammen. Sie besuchte die Galerie m, wo ihr einstiger Mitschüler Kuno Gonschior ausstellt.

Klassentreffen sind immer ein freudiger Anlass: Man sitzt beisammen mit Freunden von früher, spricht über alte Zeiten und erinnert sich an piefige Pauker und vorbildliche Lehrer. Meist reicht dafür ein Abend. Nicht so bei der ehemaligen Abiturklasse O1M der Goethe-Schule: Zu ihrem 60-jährigen Klassentreffen unternehmen die 12 Absolventen eine dreitägige Bochum-Tour: Sie besuchen die Synagoge, die „Kunstgalerie m“ und nicht zuletzt natürlich auch ihre alte Schule.

Klassenkamerad Kuno Gonschior

Organisiert hat das mehrtägige Wiedersehen Karl Bauer: „Wir treffen uns eh alle zwei Jahre“, sagt er. Aber das seien nur die kleineren Zusammenkünfte. Bei den großen Treffen, wie dieses Jahr in Bochum, sei es üblich, dass man sich gemeinsam eine ganze Stadt anschaut. Gerade die gemeinsame Heimat Bochum haben einige lange nicht besucht – und da sich einiges verändert hat, gibt es auch genug Neues zu entdecken. „Zum Beispiel die Synagoge, die gab es damals noch nicht“, sagt Bauer.

Der Besuch in der „Galerie m“ war dabei etwas ganz Besonderes: Denn zur Zeit stellt dort der 2010 verstorbene Avantgardist Kuno Gonschior – ein ehemaliger Klassenkamerad – aus. „Der konnte damals schon toll malen“, erinnert sich Karl Bauer. „Kuno brauchte nur zwei, drei Kreidestriche auf die Tafel zu setzen und es war schon ein richtiges Bild“, staunt er heute noch.

Man spürt es an der heiteren Stimmung in der Truppe: Die einstigen Klassenkameraden teilen viele schöne Erinnerungen an die Schulzeit. Auch wenn es so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch einige seltsame Gestalten im Lehrerzimmer gab: Ein Lehrer, die Jugendlichen nannten ihn „Major Fritz“, diente noch im Krieg und gab sich auch ansonsten recht autoritär. „Sagen wir es mal so: Ein Widerstandskämpfer war der bestimmt nicht“, erinnert sich Werner Rauscher. Doch er sagt dies ohne Bitterkeit und mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen: „Wir waren ja eine reine Jungs-klasse“, erzählt Rauscher. Eine Kreidelinie trennte sogar den Schulhof in einen Mädels- und einen Jungsbereich. „Und Major Fritz patrouillierte in jeder Pause auf dieser Grenze“, erzählt Rauscher lachend.

Eine feste Gemeinschaft

Aber es sind ja gerade die schrägsten und strengsten Lehrer, die eine Klassengemeinschaft so richtig zusammenschmeißen. Im Fall der Klasse O1M, Abschlussjahrgang ‘57, für über 60 Jahre. Denn eins ist sicher: Klassentreffen gibt es viele und sie sind immer etwas Besondere. Aber einen so festen Zusammenhalt mit echten Freundschaften, die sich über Jahrzehnte nach der Schulzeit noch weiter verfestigt haben – das gibt es wirklich selten.

Bochums ältestes Gymnasium

Die Goethe-Schule, gegründet 1851, ist Bochums älteste Oberschule. Bis 1972 drückten hier nur Jungen die Schulbank. Derzeit drängt die Schule auf den Bau einer Mensa, was bislang an Kosten und an der Topographie des Schulhofs scheiterte.

Der kunstversierte Klassenkamerad Kuno Gonschior gilt als Vertreter der Konkreten Kunst, seine Bilder spielen mit der Wahrnehmung des Betrachters. Bis zum 13. Mai sind seine Werke zu sehen in der Galerie m, Schloßstraße 1a.