Bochum-Dahlhausen. . Baustelle Hasenwinkeler Straße scheint unendlich zu dauern. Spätfolgen des Kohleabbaus ziehen Sondierung, Verfüllen und Neuanlage in die Länge.
Es mutet wie Straßenmalerei in der Senke der Hasenwinkeler Straße im Bereich der Einmündung Sattelgut an. Bunte Kreise und Zahlen künden von ungewöhnlichen Maßnahmen und ebenso unerwarteten Spätfolgen der Ruhrgebietsgeschichte. Unglaubliche 807 Bohrungen hat das Tiefbauamt in diesem Bereich niedergebracht, die Verbindung von Linden nach Dahlhausen und Eppendorf/Höntrop stand deswegen lange nicht zur Verfügung.
Dass aktuell im Wortsinn zwischen Scharpenseel- und Kassenberger Straße „an der Oberfläche“ im Akkord geschafft wird, ist da schon ein Hoffnungszeichen. Auch wenn die Verbindung dadurch immer noch „dicht“ ist.
Weiter ab Scharpenseelstraße
Allein die Zahlen mögen der Tiefbauverwaltung als Beleg dafür dienen, dass mit dem Umfang und dem Ergebnis der Voruntersuchungen zur Überholung der Hasenwinkeler Straße nicht zu rechnen war. 14 719 Meter, so hat Karl-Heinz Reikat zusammengerechnet, sind bis zu einer Tiefe von jeweils 30 Metern zusammengekommen. Fast 3000 Tonnen Füllmaterial wurden eingebracht. 358 Tage hat der Leiter der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau im Technischen Rathaus dafür im Kalender abgestrichen. Trockenes Fazit: „Im Anschluss wird die Straße im gesamten Bereich (komplett) erneuert.“
Als Hintergrund führt die Tiefbauverwaltung an, die gefundenen Hohlräume würden auf den Bergbau von Zeche Hasenwinkel „und noch älterem, nicht dokumentiertem und eventuell wildem Bergbau zwischen den Weltkriegen“ zurück gehen.
Tafeln mit präzisen Jahresangaben
Wer in diesem Bereich spazieren geht, findet diese Hinweise mit präzisen Jahresangaben auf den Tafeln des Bergbauhistorischen Wanderwegs. Nicht allein deshalb ist der Vorsitzende des Bergmannstisches, Walter Gantenberg, mit dieser Argumentation auch alles andere als zufrieden. „Das hätte sich alles im Bergamt oder im Staatsarchiv in Münster nachlesen lassen“, unterstreicht er ungehalten.
Unkontrollierten Bergbau habe es nur kurz und höchstens zwischen 1780 und ‘90 gegeben. Ein Stollen Richtung Hasenwinkeler Straße an der erhaltenen Maschinenhalle noch vor der Tiefbauzeit (ab 1860) auf Zeche Hasenwinkel sei dokumentiert. „Die Markscheider mussten klare Zeichnungen machen,“ erklärt er.
Geduld gefordert: Bauen immer Stück für Stück
„Ohne den Abschluss der Arbeiten am Kreisverkehr in Eppendorf wäre es nicht möglich, nun auch die Gleise auf der Hattinger Straße überholen zu können“, blickt Susanne Düwel, Tiefbauamt, in den Bauplan.
Zurzeit gebe es sogar Schwierigkeiten, Baufirmen zum Termin zu finden, eine enge Taktung sei kaum möglich.
Bezirksbürgermeister bittet um Geduld
„Die Umleitung wegen der Sperrung macht jetzt die anderen Straßen kaputt,“ ärgert sich Gantenberg. Fast unzumutbar sei, dass die Busse nun an der Gaußstraße halten und die Fahrgäste zum nächsten Stopp laufen müssen.
Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) zeigt sich moderater. Dass die Hohlräume mit der Zeit Auswirkungen bis ganz knapp unter die Fahrbahndecke hätten und damit hochgefährlich seien, sei nicht zu ahnen gewesen. Außerdem müsse man froh sein, dass so umfangreich in Infrastrukturmaßnahmen des Stadtbezirks investiert werde. Gräf bittet also um Geduld.