Bochum-Mitte. Aldi Nord will eine neue Filiale an zentraler Lage in Bochum bauen. Seit Jahren tut sich nichts. Was der Discounter zu den Verzögerungen sagt.
Längst ist bei Anwohnern und Politikern die Erwartung dem Ärger gewichen. Aldi Nord plant seit Jahren mit dem Neubau eines Marktes an der Herner Straße 53-55, direkt neben der Bahntrasse und gegenüber vom Bergbaumuseum. Derweil gammelt der dortige Leerstand weiter vor sich hin.
Eigentlich hätte das Gebäude schon im Mai 2021 abgerissen werden sollen, doch der Termin verstrich. Genau ein Jahr später erfuhr die WAZ auf Nachfrage bei dem Discounter, dass der Abbruch kurz bevor stehe, „bereits beauftragt“ sei und alle notwendigen Genehmigungen vorlägen.
Interne Abstimmungen verzögern das Projekt in Bochum
Wieder wurde das Vorhaben auf Eis gelegt. „Es stimmt, eigentlich wollten wir 2022 das Altgebäude abreißen. Interne Abstimmungen aber verzögern das Projekt“, erklärt nun Dennis Boczek, Pressesprecher von Aldi Nord, im Gespräch.
Um welche „internen Abstimmungen“ es geht, mag er nicht verraten. Nur soviel: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, wie alles aussehen könnte.“ Über das Bauprojekt werde „grundsätzlich gesprochen“. Boczek versichert: „Wir möchten auch weiterhin einen Aldi-Markt samt Wohnbebauung an der Herner Straße in Bochum realisieren.“
Planung soll im Herbst spruchreif sein
Von „Anpassungen“ bei der Umsetzung des Neubaus spricht Dennis Boczek, daher die noch immer andauernden internen Prüfungen. In zwei bis drei Monaten soll die neue Planung spruchreif sein.
Er könnte nachvollziehen, dass der Unmut über den Stillstand und die Kritik am Leerstand wachsen. „Wir wären auch gerne weiter.“ Aldi Nord baue pro Jahr 150 neue Filialen, dabei würde nach Wichtigkeit priorisiert. „Da gehört der Standort Herner Straße auf jeden Fall dazu.“ Wenn die neue Planung stehe, wolle Aldi Nord noch einmal auf die Bochumer Politik zugehen.
Baurechtlich ist alles in trockenen Tüchern. Die Baugenehmigung liegt seit Januar 2021 vor. 2020 wurden 38 teils sehr umfängliche Bäume entlang der Bahntrasse gefällt, danach blieb es still um den geplanten Markt-Neubau.
Letzte Aldi-Filiale machte dort 2014 dicht
Dabei gab es Aldi bereits an der Stelle: Im Frühsommer 2014 machte der Discounter am Standort Herner Straße 53/55 dicht, der im Gebäude direkt neben dem früheren Bergbau-Grill untergebracht war. Seither gab es verschiedene Pächter in dem Haus, zuletzt den „Kafka“-Supermarkt, sichtbar bis heute.
Gebaut werde der Markt nach einem neuen Filialkonzept, das u.a. eine Photovoltaikanlage auf dem Marktdach und eine Wärmerückgewinnungsanlage zum Heizen vorsieht. Zuletzt war von einer Verkaufsfläche von 1270 Quadratmetern die Rede.
Neun Wohnungen sind über dem Markt geplant
Weil die Fläche begrenzt ist, will das Unternehmen in die Höhe bauen. Der Neubau ist dreigeschossig plus Dachgeschoss geplant. Der Markt selbst soll ins erste Obergeschoss des neuen Gebäudes, weitere zugehörige Räume inklusive der Anlieferung sowie die erforderlichen Stellplätze werden im Erdgeschoss untergebracht. In den darüberliegenden drei Etagen sind insgesamt neun Wohneinheiten (drei pro Etage) vorgesehen.
An dem Bauvorhaben hängen auch veränderte Verkehrsführungen auf der Herner- und Westhoffstraße. Die Gesamtkosten für die Straßenumbauten liegen bei 92.725 Euro und sollen vom Discounter übernommen werden. Inwieweit indes Aldi Nord weiterhin an den ursprünglichen Plänen festhält oder das Projekt abspecken wird, ist derzeit nicht zu erfahren.