Bochum-Langendreer. Beim Fußballturnier in Langendreer geht es um Prestige, packende Derbys, vor allem aber um Kontakte. Und am Ende gibt’s oft eine Überraschung.

Für viele Zuschauer ist es eigentlich egal, wer bei diesem Turnier den Pokal heim trägt. „Ich bin fußballinteressiert und habe einfach Spaß, die Mannschaften zu unterstützen“, sagt Siegfried Arndt und beobachtet den Platz des Stadions am Hessenteich, auf dem gerade das Spiel um den dritten Platz läuft. „Der Bessere möge gewinnen“, sagt Arndt diplomatisch, übertönt von Schiedsrichterpfiff, Musik aus den Vereinsboxen und Rufen auf dem Platz.

Trainer Christoph Litwa (Mitte) ist stolz auf seine Jungs von der Reserve der SV Langendreer 04, die das Finale gegen SuS Wilhelmshöhe II mit 5:0 gewannen.
Trainer Christoph Litwa (Mitte) ist stolz auf seine Jungs von der Reserve der SV Langendreer 04, die das Finale gegen SuS Wilhelmshöhe II mit 5:0 gewannen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Eingefleischte Vereinsanhänger sind anderer Meinung: „Es geht schon um Prestige“, sagt Sebastian Mago vom TuS Kaltehardt, der mit der ganzen Familie gekommen ist. Das Turnier sei stets ein Highlight in der Saisonvorbereitung. „Der Derby-Charakter ist toll“, sagt er, während sich Sohn Mats (6) schon einen Spruch zum Anfeuern überlegt hat: „TuS Kaltehardt ist voll stark.“

Turnier als Kontaktbörse

Marcel Arndt, der einst selbst für den SV 04 bei den Classics mitspielte, kann beurteilen, wie sehr man sich über solche Unterstützung freut: „Das Turnier stärkt mit der guten Stimmung den Zusammenhalt im Bochumer Osten.“ Außerdem lerne man Spieler anderer Mannschaften kennen, auf manche treffe man in der Saison nicht, wenn sie in einer anderen Liga spielen.

Tribüne füllt sich von Spiel zu Spiel

Richtig los gehe es aber immer erst zum Finalspiel. „In unser Stadion passen 7000 Zuschauer, da sehen 200 auf der Tribüne verloren aus“, gibt Rolf Schlingmann angesichts der mittags noch wenig gefüllten Tribüne zu bedenken. Dem packenden Erlebnis tue das keinen Abbruch: „Im Laufe des Tages warmlaufen und dann wird gegrölt und geklatscht wie bei professionellen Spielen“, weiß Schlingmann auch aus den Vorjahren.

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„Die anschließenden Feiern im Clubhaus sind stets rauschende Ballnächte“, sagt er in Vorfreude auf Party nach der abendlichen Siegerehrung. Voller Vorfreude sind auch Dennis (12), Jason (9) und Melvin (12). „Ich freue mich schon, wenn ich mal bei den Classics mitspiele“, sagt Dennis vom SV 04. Vorerst nimmt er auf der Zuschauertribüne Platz und brüllt mit seinen Freunden: „1,2,3,4 dieses Spiel gewinnen wir, 5,6,7,8 der Gegner wird plattgemacht, 9 und 10 ihr könnt nach Hause gehen“.

Fester Teil der Saisonvorbereitung

Die Langendreer Classics werden seit 2006 ausgerichtet, die Rolle des Gastgebers rotiert jährlich. In diesem Jahr richtete der SV 04 das Turnier vom 19. Juli bis zum 27. Juli im Stadion am Hessenteich aus.

Beteiligt sind die sechs Vereine SV Langendreer 04, BV Langendreer 07, TuS Kaltehardt, SuS Wilhelmshöhe, ESV Langendreer-West und VfB Langendreerholz, jeweils mit der ersten und zweiten Herrenmannschaft. Die Classics gehören für die Klubs zum festen Teil der Saisonvorbereitung.

In unserer Vorberichterstattung sind uns zwei Fehler unterlaufen: Der ESV Langendreer-West, Gastgeber 2018, feierte im vergangenen Jahr natürlich sein 90-jähriges und nicht sein 100-jähriges Bestehen. Zudem haben wir in dem Bericht den ESV zum B-Ligisten gemacht. Den Aufstieg dorthin würde der Verein zwar gerne feiern, aktuell spielen beide Seniorenmannschaften jedoch in der Kreisliga C.

Eher stille emotionale Unterstützung leistet Britta Karim für ihren Mann. „Viele bleiben leider wegen der Hitze zuhause“, sagt sie. Unterstützung geht aber auch digital: „Wir verwenden in Anspielung auf unser Vereinslogo – einer Raute auf Brusthöhe – in sozialen Netzwerken den Hashtag ‚die Raute im Herzen‘“, sagt Sebastian Mago. Er habe auch den Eindruck, dass das Turnier wegen der Hitzewelle schlechter besucht sei als in den Vorjahren. Horst Lindemann vom SV 04, dem diesjährigen Gastgeber des Sechs-Vereine-Turniers, meint dennoch: „Die besten Classics, die ich je erlebt habe.“

Hohes sportliches Niveau

Das sportliche Niveau sei hoch, das Stadion das größte der sechs Vereine und die Fairness gestiegen. „Es gab bisher nur eine rote Karte“, so Lindemann. Dazu habe sicherlich der Fairness-Preis, der zusätzlich zu den Pokalen vergeben wird, beigetragen. Spieler Pascal Flottau, zum ersten Mal dabei, sagt: „Jetzt bin ich definitiv für den Saisonauftakt eingestimmt!“

Die Finalspiele im Überblick: Bei den Reserveteams gewann der Gastgeber 04 II im Finale gegen Wilhelmshöhe II mit 5:0. Dritter wurde 07 II (2:0 gegen Kaltehardt II). Bei den „Ersten“ gab es eine Überraschung: Im Finale schlug A-Liga-Aufsteiger SuS Wilhelmshöhe den favorisierten Bezirksligisten TuS Kaltehardt mit 2:1. Das „kleine“ Finale ging klar an 04: 6:1 gegen Langendreerholz.