Bochum-Langendreer. Die Grünflächen am Wiebuschweg wollen Lessing-Schüler zu einem sozialen Treffpunkt machen. Das Geld dafür gewannen sie bei einem Wettbewerb.

Der Wiebuschweg war in den letzten Jahren wegen der Unterkünfte für Geflüchtete in aller Munde. Diese sind längst ausgezogen und anderswo im Stadtgebiet untergekommen. Nun setzen die Schüler Elisa, Kristina, Nico und Solveigh aus der neunten Klasse der Lessing-Schule dort neue Akzente.

Der Wiebuschweg soll zum Sozialen Treffpunkt werden

Ihr Team „Iraklion“ plant, die Grünflächen entlang des hinteren Teils des Weges zu einem sozialen Treffpunkt im Quartier aufzuwerten. Heißt: die Grünflächen erneuern und Hochbeete anlegen. Dies soll im Verlauf des nächsten Jahres passieren.

Mülleimer wollen die vier Gymnasiasten mit ihrer Erdkunde-Lehrerin Anna Köster zudem aufstellen lassen, damit der Abfall nicht mehr überall liegen bleibt. Aufstellen lassen? „Ja, Wir treten hier nur als Ideengeber und als Mitplaner auf. Die städtischen Ämter führen die Maßnahmen durch“, erklärt Köster.

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Schüler fungieren als „Geldgeber“

Die Schüler sind allerdings auch „Geldgeber“, denn sie gewannen beim Schülerwettbewerb „Förderturm der Ideen“ der RAG-Stiftung den ersten Platz in der Kategorie „Lebenswerte Stadt, Sekundarstufe I“. Bewerben durften sich dafür Schülerteams aus der fünften bis zehnten Klasse von Gesamtschulen und Gymnasien aus ganz Nordrhein-Westfalen. Das Preisgeld beträgt 50.000 Euro.

Stadt ruft Mittel bei der Stiftung ab

Die Stadt wird diese Mittel nach dem Schülerkonzept am Wiebuschweg verbauen und bei der Stiftung abrufen. „Wir freuen uns, wenn die Kommunen auch selbst Gelder beim Umsetzen der Schülerprojekte in die Hand nehmen“, erklärt dazu Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorsitzende der Wettbewerbsjury und Mitglied des RAG-Stiftung bei der Preisvergabe. Ihre Jury vergab dort weitere Schülerpreise für eine „Lebenswerte Stadt“ und „Gute Nachbarschaft“. Inwieweit die Stadt Bochum sich am Projekt beteiligt, ist derzeit nicht bekannt.

Projektidee entwickelte sich im Unterricht

Die Projektidee der Lessing-Schüler entwickelte sich durch den Schulunterricht zu „Stadtgeographie“ im Winter 2018. Eine Frage hieß: Was macht ein Quartier lebenswert? „Wir sollten uns überlegen, was wir in unserem Stadtteil dafür verändern wollen und sammelten Ideen. Etwa bessere Busverbindungen oder schönere Grünanlagen wurden da genannt“, erinnert sich Solveigh (15).

Im Amt eine Kostenkalkulation eingeholt

Der Wiebuschweg in der Nachbarschaft der Schule war auch Thema. „Über ihn gehen wir alle zur Schule. Viele Leute aus dem Stadtteil sind dort unterwegs. Die Grünanlage sieht aber ständig ungepflegt aus“, erklärt Nico (14).

Das Konzept dazu erarbeiteten die Schüler im Januar, als sie beschlossen, sich beim „Förderturm der Ideen“ mit Hilfe von Lehrerin Köster zu bewerben. Beim Grünflächenamt holten sie eine erste Kostenkalkulation ein. „Die Materialkosten betragen nach ersten Schätzungen etwa 4000 Euro“, berichtet Kristina. Hinzukommen deutlich höhere Arbeitskosten, gab das Amt schon damals zu bedenken.

Online die meisten Stimmen bekommen

Der Jugend zuhören

Die RAG-Stiftung entstand am 26. Juni 2007, um die Abwicklung des subventionierten deutschen Steinkohlenbergbaus zu bewältigen. Der Schülerwettbewerb „Förderturm der Ideen“ entstand 2017 im Rahmen der Initiative „Glückauf Zukunft!“ der RAG-Stiftung, der RAG Aktiengesellschaft und der Evonik Industries AG sowie des Sozialpartners IG BCE. Das Ziel: Neue Impulse für die Entwicklung der ehemaligen Bergbauregionen voranzutreiben.

Eine in 2016 veröffentlichte Studie der Stiftung zur Zukunft des Ruhrgebiet ergab, dass die Stimme der jungen Generation Gehör finden muss, wenn sich das Ruhrgebiet als junge attraktive Region präsentieren will. Rund 400 Schüler aus 27 Schulen beteiligten sich mit mehr als 50 Bewerbungen am aktuellen „Förderturm der Ideen“.

Für die Schüler folgte eine Online-Abstimmungsphase beim Wettbewerb. Sie ging bis zum 27. Mai. Mit 3391 von insgesamt 27.000 abgegeben Stimmen erhielt das Projekt die meisten Stimmen. Los geht es am Wiebuschweg voraussichtlich im Herbst. „Wir werden dann zu einer Planungssitzung in die Stadtverwaltung eingeladen. Die Schüler stellen ihr Projekt vor“, erklärt Lehrerin Anna Köster. Die Fachämter beraten dort in Zusammenwirken mit der RAG-Stiftung über das Umsetzen der Ideen. Der Umbau könnte dann in 2020 oder auch in 2021 erfolgen.

Lehrerin gewann schon 2017 beim Wettbewerb

Anna Köster kennt sich aus. Sie beteiligte sich mit Schülern bereits in 2017 am Wettbewerb. Damals gewannen sie mit der Idee, Bänke aufzustellen. Acht Stück finanzierte daraufhin die RAG-Stiftung. Die Stadt stellte sie auf. Drei stehen im Stadtteil. Eine schon am Wiebuschweg, Ecke Alte Bahnhofstraße. Darauf lässt sich doch prima aufbauen.