bochum-Ost. . Plakette „Aktiv gegen Rechts“ wird nach Carl von Ossietzky benannt. Vorschlag setzt sich in der Bezirksvertretung knapp gegen Alfred Harff durch.

Wie soll sie heißen, die neue von der Bezirksvertretung ausgelobte Auszeichnung für Menschen aus dem Stadtteil, die sich „Aktiv gegen Rechts“ einsetzen? Darüber wurde jetzt in der Runde der Lokalpolitiker beraten und dann entschieden – mit äußerst knappem Ergebnis.

Zwei Namen für die neue Plakette, die bis zu zwei Mal innerhalb einer Legislaturperiode vergeben werden soll, standen dem Gremium zur Verfügung: Carl von Ossietzky und Alfred Harff. Am Ende setzte sich Ossietzky hauchdünn mit 9:7 Stimmen durch. Und auch erst im zweiten Wahlgang. Zunächst hatte es 8:8 gestanden. Die Wahl erfolgte geheim. „Es geht um die Sache“, erklärte Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD), „ohne Fraktionszwang“.

Erste Vorschläge können eingereicht werden

Bis Februar/März können nun Vorschläge von Kandidaten für die Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Plakette eingereicht werden. Gesammelt werden sie in der Bezirksverwaltungsstelle Ost, Carl-von-Ossietzky-Platz 2. Kontakt: Tel. 0234/ 910 -9420 und amt17ost@bochum.de (wegen der Weihnachtszeit erst ab Anfang Januar).

Die Vorschläge werden dem Bezirksältestenrat vorgelegt. Dieser kann Experten, Fachleute und sachkundige Bürger einladen, die in der Sitzung Beratungsfunktion haben.

Verfolgter Journalist

Wolfgang Heinemann von der SPD hatte zuvor für Carl von Ossietzky geworben. Dieser war ein von den Nazis verfolgter Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Vor 80 Jahren starb er an den Folgen seiner Haft im Konzentrationslager. „Er hat sich damals mit den Mächtigen angelegt“, würdigte Heinemann Carl von Ossietzky und hob „seinen Bezug zum Widerstand“ hervor.

Felix Haltt, der die FDP & Stadtgestalter im Rat vertritt, setzte sich für den im Gegensatz zu Carl von Ossietzky eher unbekannten Alfred Harff aus Langendreer ein. Das habe laut Haltt den Vorteil, dass man seinen Namen erklären müsse. „Dadurch ergibt sich die Chance, bei den Preisverleihungen auch immer wieder Langendreerer Alltagsgeschichte sichtbar zu machen und zu vermitteln.“

Unter der NS-Herrschaft Gewalt und Willkür ausgesetzt

Haltt weiter: „Harffs Beispiel zeigt, was passiert, wenn keine Demokratie herrscht, dass man in den Zeiten der NS-Herrschaft keine besonders exponierte oder bekannte Persönlichkeit sein musste, um Gewalt und Willkür ausgesetzt zu sein.“ Eine Glaubenszugehörigkeit und Mitgliedschaft in einer demokratischen Partei hätten laut Haltt ausgereicht, um Harff zu einem Opfer von Schmähung, Verfolgung und Misshandlung zu machen. Harff starb 1936 an den Spätfolgen. Haltt: „Er steht damit symptomatisch für tausende, häufig namenlose Schicksale, die unschuldig Leid erfahren mussten.“

Zielgruppen für die neue Auszeichnung sind Initiativen, Vereine, engagierte Bürger, Kinder und Jugendliche an Kindergärten oder Schulen, Eltern und Familienangehörige des Bochumer Ostens, die sich in besonderer Weise für Aufklärung, den Kampf gegen Extremismus, Gewalt und für die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen. Ausgeschlossen von der Auszeichnung sind Mandatsträger und politische Vertreter.