Langendreer. Anlaufstelle der Caritas schließt im Mai. Unter den Flüchtlingen gibt es kaum noch Abnehmer. Ehrenamtliche und Politiker sehen weiter Bedarf.
Montagabend im alten Pfarrhaus von St. Marien. Die Kleiderkammer der Caritas hat geöffnet. Doch außer drei Ehrenamtlichen ist niemand hier. „Der Zeit des großen Andrangs ist vorbei“, sagt Norbert Schulte, einer der freiwilligen Helfer aus der St.-Bonifatius-Gemeinde. „Vor zwei Jahren um diese Zeit standen hier Menschen in Flip-Flops und T-Shirt bei uns vor der Tür.“
Nun nicht mehr. Und damit endet auch das Projekt Kleiderkammer, das im August 2015 begann – mit der Flüchtlingswelle. „In Spitzenzeiten wollten hier 160 Leute gleichzeitig rein“, weiß Martin Wiedemann von St. Marien noch. „Da gerieten wir ganz schön ins Schwitzen.“ Doch jetzt, da die Landesunterkunft an der Unterstraße geschlossen ist und die Häuser am Wiebuschweg im Mai leergezogen werden, ergebe die Kleiderkammer eben keinen Sinn mehr. Am 31. Mai ist daher Schluss.
Pfarrhaus wird abgerissen
Dass nun das Aus besiegelt ist, findet Martin Wiedemann nicht schlimm. Sei doch auch gut, wenn die meisten Flüchtlinge gut versorgt seien. Viele hätten zuletzt auch immer wieder Kleidung, die sich nicht mehr benötigten, zurück gebracht. Außerdem habe sich das Aufgabenfeld der Ehrenamtlichen immer mehr dahin verschoben, Möbel zu besorgen, weil die meisten Flüchtlinge nun in Wohnungen untergebracht sind.
Letzte Kleiderausgabe am 28. April
Letzte Annahme von Kleiderspenden im alten Pfarrhaus, Alte Bahnhofstraße 182a (Seiteneingang) ist am 14. Februar, letzte Ausgabe am 28. April. Bis dahin ist die Kleiderkammer nur noch samstags in der Zeit von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
Danach bleiben vier Wochen, um die Zimmer zu räumen. Schon jetzt werden fleißig Kartons gepackt, denn die nicht mehr benötigte Kleidung soll anderen zu Gute kommen. Via, Bodo und Donezk stehen als Adressaten auf den Kisten.
Für Martin Wiedemann, Norbert Schulte und die bis zu 70 weiteren Helfer geht eine anstrengende, aber vor allem auch spannende Zeit zu Ende. „Die Erlebnisse sind einem nicht zu nehmen“, sagt Wiedemann. Das Positive überwiege bei weitem. „Nur zwei Mal mussten wir die Polizei rufen“, zieht auch Schulte ein zufriedenes Fazit. Vor allem im Zwischenmenschlichen sei in den letzten zweieinhalb Jahren viel passiert. „Es sind viele Freundschaften entstanden, unter den Ehrenamtlichen, aber auch mit Flüchtlingen“, erzählt Schulte. „Noch immer gibt es viele gegenseitige Einladungen zum Essen.“
Der Zeitpunkt des Schlusspunkts für die Kleiderkammer fällt letztlich günstig. „Wir hätten hier ohnehin bald rausgemusst“, erklärt Martin Wiedemann. Das katholische Pfarrhaus wird abgerissen, an selber Stelle entsteht ein Neubau mit Pastorat, Gemeindebüro und seniorengerechten Wohnungen. „Von daher passt es auch zeitlich ganz gut.“
Auch wenn der große Ansturm von Flüchtlingen vorbei ist – einig sind sich die Ehrenamtlichen dennoch, dass es auch künftig eine Kleiderkammer in Langendreer geben sollte. „Der Bedarf ist da“, sagt Norbert Schulte. „Vor allem für Kinderklamotten.“
Bezirk: Verwaltung soll handeln
Umso mehr freut er sich, dass die Politik ähnlich denkt. In der Bezirksvertretung wurde ein Dringlichkeitsantrag von SPD, Grünen und Linken verabschiedet, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, für ein entsprechendes Angebot im Bochumer Osten über den 1. Juni hinaus zu sorgen. So soll geklärt werden, ob Miet- und Nebenkosten übernommen werden können. Je nach Bedarf hat auch die Bezirksvertretung Bereitschaft signalisiert, sich an den Kosten für die Ausstattung zu beteiligen.