Langendreer. . Anwohner am Mühlenkamp in Langendreer sind sauer, weil sie 60 Prozent der Ausbau-Kosten tragen sollen. Bezirk beruft extra Bürgerversammlung ein.

„Mensch, ist das gut besucht heute!“, freute sich Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Ost über einen pickepackevollen Saal im Amtshaus. „Ob das daran liegt, dass wir jetzt immer erst um 16 Uhr beginnen?“ Vielleicht. Auf jeden Fall aber auch daran, dass Anwohner der Straße Im Mühlenkamp im Zuschauerbereich saßen. Sie warteten gespannt auf Tagesordnungspunkt 1.4, der die Sanierung „ihrer“ Straße zum Thema hatte.

Kommunales Abgabengesetz

Die Straße ist ein einziger Flickenteppich aus Asphalt, Teer und Natursteinen.
Die Straße ist ein einziger Flickenteppich aus Asphalt, Teer und Natursteinen.

Denn für den Mühlenkamp-Ausbau werden die dort Wohnenden kräftig zur Kasse gebeten. Mit knapp 280 000 Euro wird die Gesamtbaumaßnahme beziffert. Mit 60 Prozent sollen die Anwohner gemäß des Kommunalen Abgabengesetzes an den Kosten beteiligt werden. „Warum?“, fragen viele der Betroffenen. Der Mühlenkamp sei keine reine Anliegerstraße, weil die Mühle und der Reiterhof angefahren würden und zudem Anwohner der Oberstraße oft in der Nebenstraße parkten. Von daher, so ihr Standpunkt, müsse es einen anderen Verteilerschlüssel geben.

Stadt ist zum Handeln gezwungen

Die Straße Im Mühlenkamp geht von der Oberstraße ab.
Die Straße Im Mühlenkamp geht von der Oberstraße ab.

Dass die Straße Im Mühlenkamp dringend saniert werden muss, daran gibt es in der Bezirksvertretung keinen Zweifel. Sie ist inzwischen ein Sammelsurium an Asphaltflächen und -flicken. „Wir selbst haben die Straße für eine Ausbesserung vorgeschlagen“, erinnert Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche. Aber nicht nur deshalb will die Stadt den Ausbau im nächsten Jahr angehen. Die Verwaltung ist quasi zum Handeln gezwungen.

Der Kanal ist ein „echter Klopper“

Hintergrund: Über viele Jahre hat der Eigentümer eines Privatgrundstücks der Stadt vertraglich zugesichert, den Kanal, der unter seinem Grund und Boden verläuft, zu betreiben. Doch dieser Vertrag ist 2016 ausgelaufen. „Und er wird erst verlängert, wenn wir die Straße erneuern“, erklärt Uwe Herker vom Tiefbauamt.

Der Kanal sei „ein echter Klopper“, sagt Uwe Herker. Es sei wichtig, ihn zu erhalten, „da an ihm die gesamte Entwässerung des Heimelsbergs dranhängt“. Von daher müsse die Stadt so handeln. „Eine Alternative zu diesem Kanal gibt es nicht.“

Gehweg auf der östlichen Seite

Die Straße Im Mühlenkamp soll voll ausgebaut werden. „Sie wird so hergerichtet, dass sie auch Schwerlast-Verkehr verpackt“, versichert Uwe Herker. Auf östlicher Seite soll es einen vernünftigen Gehweg geben, zum Ende hin, kurz vor der Mühle, einen Wendekreis.

Erneut Kritik an städtischer Informationspolitik

Dirk Meyer, Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirk Ost, kritisiert, dass die Stadtverwaltung die Mühlenkamp-Anwohner erst nach erfolgtem politischem Beschluss über die Baumaßnahme und die damit verbundenen Kosten informieren wollte: „Das sollte man im Vorfeld kommunzieren.“

Nicht das erste Mal, dass Bezirksvertreter die städtische Informationspolitik bemängeln. Zuletzt geschah dies beim verzögerten Kanalbau Mansfelder Straße.

Eine Anwohnerin gibt zu bedenken, dass der Bürgersteig häufig zum Ausweichen benutzt werde. Doch das Parken möchte Uwe Herker im Mühlenkamp nicht verbieten. „Wir können natürlich anders bauen“, sagt er, „doch dann gibt es auf der gesamten Länge ein Parkverbot.“ Oder die Stadt kaufe Privatgrund zur Verbreiterung der Straße. Doch dann werde der Spaß noch teurer. Herker: „Alles eine Frage der Abwägung.“

Hitzige Diskussion und offene Fragen

Wegen der hitzigen Diskussion um die Mühlenkamp-Sanierung und einiger offener Fragen hat Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche spontan eine Bürgerversammlung terminiert. Sie findet am Dienstag, 20. Februar, um 18 Uhr im Sitzungssaal des Amtshauses, Carl-von-Ossietzky-Platz 2, statt.

Um die Ergebnisse dieser Versammlung abzuwarten, wurde die Beschlussvorlage zum Straßenausbau einstimmig auf die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Ost geschoben. Sie findet am Donnerstag, 8. März, statt.