Langendreer. . Mehrgenerationenhaus Buntstift bekommt Besuch vom „Council for Social Service“ aus Hongkong. Chinesen lernen Gemeinschaftswohnprojekte kennen.

„Eine 50 Quadratmeter-Wohnung für nur eine Person?“, fragt Charles Ho ungläubig. Der Leiter der Delegation aus Hongkong kann es immer noch nicht glauben. „Wirklich so viel Platz?“, fragt er noch einmal. Ulrike Nefferdorf, Bewohnerin des Mehrgenerationenhauses Buntstift, lacht, aber beteuert: „Ja, das ist in Deutschland ganz normal.“ Mehr als 9000 Kilometer weit sind Ho und sein Team gereist, um in Deutschland Gemeinschaftswohnprojekte als Lösungsmöglichkeit bei Wohnraumknappheit kennenzulernen.

Erst als Krankenhaus genutzt

„Bei uns wohnen Menschen manchmal auf acht Quadratmetern zusammen“, erklärt Ho. Schon bei Nefferdorfs Einführung staunen die Chinesen: „Das Haus wurde 1888 erbaut und wurde bereits als Krankenhaus und Altenheim genutzt“, erklärt die Bewohnerin.

2007 sei das leerstehende Gebäude von einer Gruppe von Menschen übernommen worden und Stück für Stück in ein Mehrgenerationenhaus verwandelt worden. „Wir haben eine Genossenschaft gegründet und sind damit Mieter und Eigentümer zugleich“, sagt Nefferdorf.

Gelände ist 4156 Quadratmeter groß

Ende 2010 sind die ersten Bewohner eingezogen, mittlerweile wohnen 28 Erwachsene und 21 Kinder in den 21 Haushalten. „Wie groß ist das gesamte Gelände, wie teuer die Miete?“, fragt Ho interessiert. „Das gesamte Gelände ist 4156 Quadratmeter groß. Es gibt sozial geförderte und frei finanzierte Wohnungen“, antwortet Bewohnerin Sabine Widmann. Die Kaltmieten lägen zwischen 4,85 und 6,30 Euro.

Besonders stolz sind die Bewohner darauf, dass das Miteinander so gut klappt. „Wir bilden einen Querschnitt der Gesellschaft ab, Akademiker und Handwerker wohnen hier genauso wie Familien und Singles“, so Neffermann.

Nachbarschaft und Freundschaft

Das Haus sei wie ein kleines Dorf, man kenne sich und helfe sich gegenseitig. „Mit welchen Prinzipien wohnen sie zusammen?“, will eine Delegations-Teilnehmerin wissen. „Solidarität, Selbstorganisation und demokratische Entscheidungen“, nennt Widmann nur einige Säulen. Das Zusammenleben mit älteren Menschen sei ebenfalls sehr wichtig.

Alle zwei Wochen treffe sich eine Hausgruppe, die über alles entscheide: Von Reparaturen bis Gartennutzung. Im Laufe der Jahre hätten sich beispielsweise Kochgruppen, Car-Sharing und Obst- und Kräutergärten entwickelt. „Sehr interessant“, beurteilt Ho und schreibt emsig mit. Doch so schön alles auch ist, Widmann und Nefferdorf betonen: „Unser Mehrgenerationenprojekt bedeutet Nachbarschaft und Freundschaft. Aber auch viel Arbeit.“

>>> Delegation aus Hongkong besucht viele Wohnprojekte

The Hong Kong Council of Social Service“ ist ein Zusammenschluss von 450 sozialen Dienstleistungsunternehmen und wurde 1947 gegründet.

Bei ihrem Besuch, der auch etwa nach Dortmund, Herne und Köln führt, will die Delegation Mechanismen und Modelle im Wohnbereich kennenlernen.

Dazu zählen Mietpreisregulierung, Förderung im Wohnungsbau für Menschen in den Einkommensgrenzen des Wohnberechtigungsscheins und Wohnprojekte für Alte und sozial Schwache.

Weitere Informationen über das Wohnprojekt Buntstift in Langendreer gibt es unter www.dasbuntstift.de