Laer. . In Laer hat sich das Netzwerk aus Ehrenamtlichen auf die neuen Begegebenheiten eingestellt. Mit den Bedürfnissen verändert sich auch die Arbeit.
Die Zeiten haben sich geändert: Es ist noch gar nicht lange her, da stellte der enorme Flüchtlingszustrom Bochum vor große Herausforderungen. Diese einigermaßen zu bewältigen, war nur mit Hilfe der vielen ehrenamtlichen Helfer möglich, die sich in Flüchtlingshilfen organisierten. Deren Arbeit ist nun, da kaum neue Flüchtlinge nach Bochum kommen, viele aber nach wie vor hier leben, eine völlig andere geworden.
Zeit für die vielen Initiativen stadtweit, sich neu aufzustellen. Wie das Netzwerk „Willkommen in Laer“. „Anfangs ging es vor allem um grundlegende Hilfe“, erinnert sich Horst Trebbe, zusammen mit Jürgen Wolff die treibende Kraft der Flüchtlingshilfe Laer. „Kleidung besorgen, Duschgel, Fahrräder . . .“ Inzwischen jedoch haben sich die Bedürfnisse der neuen Nachbarn geändert. „Jetzt werden Wohnungen gesucht, Jobs, Weiterbildungsmöglichkeiten, die richtige Schule für die Kinder. Für uns sind das ganz neue Herausforderungen.“
Dringend gesucht: Praktika für junge Flüchtlinge
Am dringendsten benötigt die Flüchtlingshilfe „Willkommen in Laer“ Laer derzeit Praktika für junge Flüchtlinge. „Damit sie unsere Arbeitswelt kennenlernen“, sagt Horst Trebbe. „Gartenarbeit, auf dem Bau – alles ist möglich.“
Willkommen ist auch jede helfende Hand. Horst Trebbe: „Ob für kleine Behördengänge, die Betreuung von Kindern beim sonntäglichen Café oder das Kuchenbacken – wir können jeden Hilfe gebrauchen“. Kontakt:
netzwerk-Laer@lists.posteo.de .
Viel Engagement
Denen man sich in Laer mit viel Engagement stellt. 70 bis 80 Flüchtlinge leben hier, die von den Ehrenamtlichen betreut und beraten werden. Etwa beim sonntäglichen „Café Welcome“ im evangelischen Gemeindehaus, aber auch im Einzelfall. „Um jemanden in eine Wohnung zu kriegen, dauert es um die 150 Stunden“, umreißt Horst Trebbe zur Veranschaulichung das Arbeitspensum. Bei Ämtern anrufen, Anträge stellen, Möbel besorgen . . . „Viel Arbeit“, sagt Trebbe, „aber letztlich kriegen wir es immer irgendwie hin.“
Bis zu 30 Stunden in der Woche investiert Horst Trebbe in die Flüchtlingsarbeit. Zeit, die er gerne aufbringt. „Ich habe in 40 Berufsjahren nichts so Sinnvolles gemacht wie in den vergangenen zwei Jahren“, sagt der 61-Jährige. Und er hat so einiges auf die Beine gestellt, war als Bereichsleiter für zwölf Sporthäuser ein hohes Tier bei Karstadt. Das in Dortmund wurde 2002 unter Trebbes Federführung gebaut.
Vom Glück etwas zurückgeben
Vergangenheit. Seit April 2016 ist Horst Trebbe im Ruhestand. Und hat in der Flüchtlingsarbeit eine neuen Passion gefunden, wie er selbst sagt. „Ich hatte so viel Glück im Leben, privat wie beruflich, da kann ich jetzt etwas zurückgeben.“ Außerdem bekommt man auch viel zurück, findet Jutta Jacobi von der Flüchtlingshilfe. Etwa, wenn man die Fortschritte der Flüchtlinge bei den (Pflicht-)Sprachkursen (Trebbe: „Da würden einige Deutsche durchfallen“) sieht. Jacobi: „Wenn man mit einem ,Guten Tag, wie geht es Dir?’ in fließendem Deutsch begrüßt wird, geht einem das Herz auf.“