Langendreer. . So viele Teilnehmer wie noch nie zählten die Veranstalter des Stadtteilfestes. Schon beim Aufbau strömen die ersten Gäste zum Alten Bahnhof.
Bei bestem Sommerwetter feierten die Langendreerer am Sonntag mit vielen Gästen das Straßenfest „Bänke raus“. Bereits zum siebten Mal hat die Werbegemeinschaft Alter Bahnhof (WAB) die Veranstaltung organisiert, zum dritten Mal fand diese als Teil der Bürgerwoche Ost statt. Und sogar einen neuen Rekord gab es zu verbuchen: Erstmals säumten mehr als 100 Stände die Alte Bahnhofstraße.
„In diesem Jahr hatten wir sogar eine Warteliste“, sagt Stadtteilmanager Karsten Höser von der WAB. „Aber wir sind voll, einigen Leuten musste ich sogar absagen.“ Unter die Teilnehmer geschafft haben es Privatleute, Parteien, Banken und Langendreerer Geschäfte, aber vor allem auch Schulen, die Kirchengemeinden des Stadtteils und viele Vereine. „Und genau davon lebt das Fest“, freut sich Höser.
Gericht genehmigt verkaufsoffenen Sonntag
Vor dem Straßenfest hatte die Gewerkschaft Verdi versucht, den verkaufsoffenen Sonntag zu verhindern. Doch das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen wies den Antrag zurück.
Völlig zurecht, findet Karsten Höser von der Werbegemeinschaft Alter Bahnhof: „Die Menschen kommen wegen des Festes, nicht zum shoppen.“
„Das ist hier wie ein Nachbarschaftsfest“, findet auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD). „Es gibt gute Musik, ein schönes Programm und es werden immer mehr Leute, die kommen und sich beteiligen.“ Auch Busche selbst hilft bei der Arbeit auf dem Fest mit: Am Nachmittag schenken die Bezirksvertreter am Getränkestand Bier, Wasser und Softdrinks aus. Vorher haben hier bereits die Vertreter der Kirchengemeinden ihr Können am Zapfhahn bewiesen. „Wer ein katholisches Bier will, muss sich aber auch beim richtigen Verkäufer anstellen“, scherzt Pastor Tim Linder von der Freien evangelischen Gemeinde.
Schon bevor das Straßenfest um 10.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst offiziell eröffnet wird, tummeln sich viele Gäste auf der Alten Bahnhofsstraße. „Wir hatten noch nicht einmal fertig aufgebaut, da kamen schon die ersten Leute“, sagt Saskia Schöfer vom Verein „Langendreer hat’s“. Den ganzen Tag über sorgt ein vielfältiges Rahmenprogramm für Abwechslung. Musikalisch ist von Rock über Chorgesang bis hin zu Dudelsackklängen für jeden Geschmack etwas dabei.
Bis 18 Uhr feiern die Langendreerer auf der Alten Bahnhofstraße, danach steht für die vielen ehrenamtlichen Helfer noch der Abbau an. „Ich hoffe mal, dass wir bis 21 Uhr fertig sind“, sagt Karsten Höser. „Aber bisher hat das immer gut geklappt. Und danach ist dann alles weg. Dann sieht man nicht mehr, was hier heute los war.“
>>> „Vereinstag“ am See mit rockigem Abschluss
Der Taekwon-Do-Kämpfer trägt den schwarzen Gürtel und setzt zum Lauf an. Er hebt ab, sein Bein streckt sich in der Luft. Sein Fuß trifft auf das Brett, das zwei Männer halten. „Krach!“ Na klar, es zerbricht. Was die Jungs und Mädels vom Kampfsport- und Gesundheitsverein Chon-Ji Kwan alles drauf haben, fasziniert auf dem Fest am Samstag am Ümminger See im Rahmen der Bürgerwoche Ost viele Zuschauer.
Einige Meter weiter geht es beschaulicher zu. Der Schiffsmodellbau-Club präsentiert eine ganze Flotte Segelschiffe und Motorboote. Gemächlich schippert das ein oder andere auf dem Wasser – im Sonnenschein bietet dies einen entspannenden Kontrast zur actionreichen Show der jungen Kämpfer.
Die Vereine und vielfältigen Menschen seien es eben, die die Bürgerwoche ausmachen und ein Grund, warum sich der Bezirk Ost als einziger eine ganze Bürgerwoche gönne, findet Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD): „Wir finden es wichtig, das Zusammenleben zu fördern, die Identifikation mit dem Stadtteil und die Vereine.“ Busche sitzt wie viele Besuchern auf einer Holzbank vor dem Pavillon, der am Abend Stargast Jo Hartmann als Bühne dienen soll. Der ein oder andere fiebert dem Auftritt des Bochumer Originals entgegen. „Ich gehe schon, seit ich elf oder zwölf bin, zu Jo Hartmann, mein Vater hat mich damals mitgenommen“, sagt Dennis Lange (31). Etwas schmerzlich vermisst er das große Seefest von früher namens „Summertime“, das auch Jo Hartmann in seiner Bühnenansprache als schöne Erinnerung erwähnt.
Ungeachtet dessen rockt der Musiker ab 19 Uhr dreieinhalb Stunden lang (!) die kleine Bühne und reißt die Festgemeinde mit. Durch kerniges Auftreten und bodenständige Musik mit Titeln wie „Ruth .. dann geht sie los und ist nicht mehr zu bremsen“ passt die Band perfekt auf dieses volksnahe Fest.
Hübsche Akzente setzen auch die engagierten Künstler wie Magier Bernd G. Distler aus Nürnberg, der an den Tischen für die Besucher zaubert, und Lesebär alias Reinhard Lechtenfeld mit seiner Drehorgel. (naju)