Werne. Schätze aus der Bergbauzeit beherbergt die Kleiderkammer des Vereins „Glück Auf Bochum-Werne 1884“. Interessierte finden spannende Einblicke.

„Kleiderkammer“ nennt sich ein 20 Quadratmeter großer Raum des Knappenvereins „Glück Auf Bochum-Werne 1884“. Diese Kammer beherbergt viel mehr als die traditionellen Kleidungsstücke von Vereinsmitgliedern: überall gibt es die Geschichte des Bergbaus sowie des Vereins zu entdecken. Seit März richteten Wilfried Grützmacher, Kurt Pleger und Bernhard Rösler ihre „gute Stube“ neu ein. „Das ist richtig gemütlich geworden“, so Vereinsvorsitzender Uwe Enstipp.

„Auslöser für den Umbau war, dass auf dem Tisch immer viele Anschauungsobjekte standen“, erinnert sich Pleger: „Wenn man mal etwas am Tisch machen wollte, gab es keinen Platz zum Wegräumen.“ Als ein Wasserschaden dazu kam, der zum Glück nichts zerstörte, ging es zur Sache. Die drei Senioren hängten an einer Wand ein größeres Regal auf, um so für mehr Ordnung und Sicherheit zu sorgen.

Drei Puppen tragen die Kluft

In der Folgezeit stellten sie einiges mehr um. Drei Puppen wurden mit Kleidungsstücken aus dem Bergbau bestückt. „Das sind ein Mitarbeiter der Grubenwehr in Montur, ein moderner Steiger (weißer Anzug) sowie ein Knappe in Ausgehuniform“, erklärt Pleger.

„In einer Ecke versteckt fanden wir zwei Bilder des Malers Karl-Heinz Kretschmann“, erzählt Grützmacher. Sie zeigen den historischen Bergbau der 30er Jahren, als noch per Hand der Stollenausbau erfolgte und mit einem Presslufthammer Kohle abgebaut wurde. Beide Bilder haben nun einen Ehrenplatz.

Im Museum befindet sich auch ein Kleiderschrank mit Knappenuniformen, den sog. Kitteln, die Wilfried Grützmacher hier präsentiert.
Im Museum befindet sich auch ein Kleiderschrank mit Knappenuniformen, den sog. Kitteln, die Wilfried Grützmacher hier präsentiert. © Thomas Gödde

Manches mehr gibt es zu entdecken: die Gründerfahne des Vereins von 1884 sowie einen Krankengeldbeleg für den Kameraden Joseph Lodemann von März 1894 als ältestes erhaltenes Dokument. Letzteres erinnert daran, dass der Knappenverein über Jahrzehnte eine Sozialkasse für kranke und verletzte Bergleute sowie für Hinterbliebene war. Ein Gedingeschein erinnert an die harte Akkordarbeit unter Tage. Historische Fotos, Werkzeuge und Grubenlampen runden die Zeitreise ab.

Bleibt die Frage: Warum ist das eine Kleiderkammer? Grützmacher: „Anfangs haben wir Schirmmützen und Uniformen vom Verein angeschafft, die wir leihweise ausgaben.“

Erste Kleiderkammer gab’s Anfang der 80er

Die erste Kleiderkammer gab es Anfang der 80er Jahre. Knappe Paul Zentgraf besorgte einen Schrank, den er im ehemaligen Vereinslokal „Ewald“ (heute „Carmelo Treff“) aufstellte. Dort lagerte er Schirmmützen sowie Bergbau-Insignien, die die Mitglieder von Knappentagen und anderen Ereignissen mitbrachten. Zum Beispiel ein Fahnenband, das an den 1. Deutschen Bergmannstag in Duisburg 1961 erinnert. Eine Schleife weist auf den 1. Europäischen Knappentag in Luisenthal (Saarland) 1965 hin.

Weitere Schränke folgten über die Jahre. Vor allem für Kleidungsstücke wie Kittel, Schachthut und Häckel (Meterlatte des Obersteigers). Gastgeschenke anderer Knappenvereine – etwa vom eng befreundeten Kameradschaftsverein St. Barbara aus Bexbach, Saarland – kamen hinzu.

Eine neue Zeitrechnung brach für Zentgraf und Kollege Fritz Lemmers mit dem Kellerraum an. Zum ersten Mal konnten die Knappen ihre Prunkstücke präsentieren. Friedhelm Vielstich und Pleger halfen beim Ordnen der Schätze. Dem Glücksmoment für die Sammlung ging ein trauriger Anlass voraus: die Vereinsgaststätte machte zu.

Termine für die Besichtigung der Kleiderkammer

Die Kleiderkammer kann besichtigt werden. Interessierte wenden sich an Wilfried Grützmacher, 2. Vorsitzender des Knappenvereins „Glück Auf Bochum-Werne 1884“. Kontakt: 0171/5220638.
Mit Jahresbeginn 2017 ziehen die Knappen aus ihrem langjährigen Stammlokal „Haus Rogge“ (seit 1998) aus, weil Ilse Rogge schließt ihr Haus schließt.
Der nächste Stammtisch findet am Samstag, 4. Februar, statt. Ort: „Carmelo Treff“ (vormals Hellwegschänke), Werner Hellweg 543. Das ist zugleich die Jahreshauptversammlung 2017.