Bochum. . Im Bergbaumuseum gibt es die Kabinettausstellung „Glückauf und Uğur-ola – türkische Kumpel zwischen Zonguldak und Ruhrgebiet“. Am 30. Oktober 1961 trafen die Türkei und Deutschland ein Anwerberabkommen. Zahlreiche türkische Bergleute kamen zur Ausbildung auf die Zechen im Ruhrgebiet.

Glückauf, der Steiger kommt. Kumpelig kräftig haut Karl Wislaug (66) Kemal Durdu (54) auf die Schulter. Schnodderig gemütlich kommen dazu die Fragen: „Wie geht’s denn? Wo ist der Rest?“ So begrüßen sich Kumpel, Steiger und Meister, wenn sie sich nach vielen Jahren wiedersehen.

Der aktuelle Ort des Wiedersehens spielt da eine nur nachgeordnete Rolle. Auch wenn Wislaug ruhrpottwitzig sagt: „Wir leben noch, sind aber schon im Museum.“ Gerade sogar doppelt. Im Bergbaumuseum gibt es seit Donnerstag und bis in den April hinein die Kabinettausstellung „Glückauf und Uğur-ola – türkische Kumpel zwischen Zonguldak und Ruhrgebiet“ zu sehen. Am 30. Oktober 1961 trafen die Türkei und Deutschland ein Anwerberabkommen. Zahlreiche türkische Bergleute und Berglehrlinge kamen aus der Region um die Stadt Zonguldak an der Schwarzmeerküste zur Arbeit und zur Ausbildung auf die Zechen im Ruhrgebiet. Durdu, der 1975 nach Deutschland kam („Mein Onkel hat in Essen im Bergbau gearbeitet“) und Wislaug wurden dadurch Arbeitskollegen.

Ausstellung ist partizipativ angelegt

Sie haben an der türkisch-deutschen Geschichte mitschrieben. Unter Tage im Miteinander zwischen den Kumpeln aus zwei Ländern. Über Tage bei der Gestaltung der Ausstellung, den Texten, auch in den Videos kommen sie zu Wort. Wislaug hat zudem neben seinen gedanklichen Erinnerungen Fotos zu Verfügung gestellt. Sie zeigen Bergbauromantik: Schichtende – Prost, der Steiger gibt einen aus.

Partizipativ ist die Ausstellung. angelegt. Diese Idee steckt nicht nur in den Beiträgen der Interviewpartner, „sondern“, so sagt es Eva Paasche, die Leiterin der Pressestelle des Museums, „auch in der Möglichkeit, die Ausstellung durch die eigene Sicht der Dinge zu ergänzen.“ Sich und seine Gedanken im Gästebuch der kleinen und feinen Ausstellung zu verewigen. Wobei klein und fein keineswegs heißt, dass man sie schnell durchlaufen kann. Es gibt genug zu sehen, zu lesen, anzufassen und zu hören.

„Bergbau ist Zusammenarbeit“

Die Gedanken, die Geschichten von Wislaug und Durdu und weiteren 15 Zeitzeugen finden sich auf den Schautafeln oder in einem der Videos wieder. Sie sind zweisprachig gestaltet. Unter Tage gab es nur eine Sprache: Miteinander. „Bergbau ist Zusammenarbeit“, sagt Durdu. „Die Arbeit war immer gefährlich. Man musste sich auf die anderen Kumpel verlassen.“ Egal ob Türke oder Deutscher. Vor Kohle sind alle gleich.

Acht oder neun Jahre, so genau wissen das die beiden nicht mehr, haben sie zusammen vor Kohle gearbeitet. „Auf Zeche Hugo“, sagt Steiger Wislaug. Ein, zwei Erinnerungen tauschen die beiden noch aus. Dann geht Wislaug weiter. Er hat den Rest gesichtet.