Bochum. Die erstmals in der Jahrhunderthalle ausgetragene Messe „Finest Spirits & Beer Convention“ leidet unter dem schönem Wetter und dem Lokführerstreik am Wochenende. Besucher der Veranstaltung nahmen unter anderem die Erkenntnis mit: Der Reiz einiger Getränke liegt fernab gewohnter Geschmacksbahnen.
Potenzial ist vorhanden. Dennoch begegneten die „Ruhrpottler“ einer Messe für edle Biere und feine Spirituosen noch etwas verhalten. Erstmals zeigte sich die „Finest Spirits & Beer Convention“, ein Zusammenschluss zweier erfolgreicher Veranstaltungen aus Deutschlands Süden, im Westen: Die Münchner „Finest Spirits“, eine der größten Veranstaltungen für Edelspirituosen, traf in der Jahrhunderthalle auf das „Braukunst Live“ Festival. Letzteres hat sich auf besondere Biere spezialisiert.
Im Gepäck: „Craft Beer“. Ein Trend, der auf dem deutschen Markt für Furore sorgt. Was unterscheidet dieses, frei übersetzt, „handwerklich gebraute Bier“ von gängigen Marken? Roman Drüg (26) sollte es beurteilen können. Als Mitarbeiter des Importeurs „Bierkompass“, hat er täglich mit „Exoten“ zu tun.
„Ein ‚Craft Beer‘ definiert sich über hochwertige Zutaten und innovative Rezepte.“ Natürlich stellt sich die Frage: Muss man „Kenner“ sein, um die feinen Unterschiede schmecken zu können, die einen Preis von fünf Euro pro Flasche rechtfertigen? „Nein“, sagt Drüg. „Besondere Rezepturen mit teils ausgefallenen Zutaten bemerkt jeder.“ Ob das dem Konsumenten dem „Einheits- und Gewohnheitstrinker“ auch zusagen, stehe auf einem anderen Blatt.
Premiere ist ein willkommener Schritt
Im Gegensatz zu Neugierigen, die erste Erfahrungen sammelten, ging Bier-Sommelier Sven Bleiber (42) keinesfalls unwissend ans Werk. Nach einem zweiwöchigen Intensivseminar darf er sich offiziell so nennen: „Interessant wird es fernab der gewohnten Geschmacksbahnen. Es geht nicht ums ‚Saufen‘ und das typische Bild des Biertrinkers. Genau wie Wein, kann Bier Stil und Vielfalt aufweisen“, so Bleiber. Die Premiere im Westen ist für ihn ein willkommener Schritt, „das Angebot sehr gut durchdacht.“ Auch eine einprägsame Definition für Craft Biere liefert der Experte: „Kreativität, Radikalität, Abwechslung, Feuer, Talent.“
Allgemeiner Tenor der Aussteller: Das Besucherinteresse sei für eine Premierenveranstaltung wie erwartet, hätte aber besser ausfallen können. Negativ ausgewirkt hätte sich das gute Wetter, vor allem am spärlich besuchten Sonntag, sowie der Bahnstreik. Viele Besucher betonten, dass man zu solch einer Convention mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht mit dem Auto anreise. Denn neben diversen Biersorten, umgarnten auch Qualitäts-Spirituosen, vornehmlich Whisky, die Geschmacksnerven. Ein Freifahrtschein für ein Zechgelage war dies jedoch nicht. Das Ziel der Messe, „bewussten Umgang und Genuss zu vermitteln“ war allgegenwärtig. Den ein oder anderen „Schwips“ gab es trotzdem. Und am Ende blieb es dabei: Geschmäcker sind halt verschieden.